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Das Badische Staatstheater Karlsruhe ist ein Mehrspartentheater in Karlsruhe. Es umfasst Oper, Ballett, Konzert, Schauspiel sowie die 2011 gegründeten Sparten Junges Staatstheater und Volkstheater. Dem Theater angeschlossen sind die Badische Staatskapelle Karlsruhe und der Badische Staatsopernchor. Es verfügt über ein großes Haus mit 1102 Plätzen, ein kleines Haus mit 385 Plätzen sowie drei variable Spielstätten im unteren Foyer (bis zu 80 Plätze), im mittlerem Foyer (bis zu 200 Plätze) sowie eine Probebühne (bis zu 80 Plätze) mit flexibler Bestuhlungs-möglichkeit. Als zusätzliche Spielstätte dient das frühere Zimmertheater „Insel“ mit 180 Plätzen.
Das künstlerische Profil, auch was die überregionale Beachtung betrifft, wird dominiert durch das Musiktheater. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei die durch das Theater jährlich veranstalteten Händel-Festspiele, flankierend begleitet durch die Händel-Akademie, ein.

Tony Erdmann
nach einem Kinospielfilm von Maren Ade
Eine Geschichte voller Humor, Tragik und Situationskomik, die die Protagonisten über den Horizont ihrer Generation hinaus für die Bedürfnisse des anderen sensibilisiert: Winfried, Musiklehrer und immer für einen Scherz zu haben, und seine Tochter Ines, knallharte Geschäftsfrau in einer internationalen Unternehmensberatung, könnten unterschiedlicher nicht sein. Als Winfrieds Hund stirbt, beschließt er kurzerhand, sie in Rumänien zu besuchen, wo sie gerade in aufreibenden Verhandlungen mit einer Firma steht. Der Vater ist ihr dabei keine Hilfe. Als er sich in sein leicht verrücktes Alter Ego „Toni Erdmann“ verwandelt und in ihren Meetings auftaucht, hat sie nur noch die Chance, das Spiel mitzuspielen.
Der Film aus dem Jahr 2016 mit Sandra Hüller und Peter Simonischek in den Hauptrollen wurde von Kritik und Publikum gefeiert. Die Filmemacherin Maren Ade stammt aus Karlsruhe und erhielt für die Komödie zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen, etwa als „Bester fremdsprachiger Film“ bei den Oscars. In der Regie von Maria Viktoria Linke, die damit ihr Karlsruhe-Debüt gibt, ist die Film-Komödie erstmals im Theater zu sehen.
Premiere 4. April 2021

In den Gärten oder Lysistrata Teil 2
Sibylle Bergs neuestes Stück beginnt in einer Zukunft, in der die Männer so gut wie ausgestorben sind und Frauen die Geschicke der Welt lenken. Eines der letzten noch lebenden männlichen Exemplare besucht ein Museum, in dem sich die sogenannten Gärten befinden, in denen die Entwicklung bis zur weiblichen Machtübernahme exemplarisch vor Augen geführt wird. Der erste Schaukasten ist der „Vorspielgarten“. In ihm ist der Beginn einer Liebe zwischen Bernd und Lysistrata zu erleben, zu einer Zeit, in der die Welt noch männlich dominiert war. In weiteren Gärten ist die Entwicklung der Beziehung zu sehen, Bernd und Lysistrata ziehen zusammen, bekommen ein Kind – von diesem Moment an geht es mit den beiden bergab und die Menschheitsgeschichte wechselt das Vorzeichen: von männlich zu weiblich. Bei Aristophanes ruft die Titelheldin Lysistrata die Frauen verfeindeter Kriegsheere zum Sexstreik auf, um Frieden zu erzwingen. In Sibylle Bergs Überschreibung dieses Stoffes gehen die Männer in den Streik, weil sie nicht alleine zuständig sein wollen für Kindererziehung und Haushalt. Ihre Existenzen enden in den „Friedgärten“, Einrichtungen außerhalb der Stadt, in denen sie unbehelligt sterben können. Sibylle Berg führt mit dieser science-fiction-artigen Komödie drastisch-humorvoll zugespitzt vor Augen, dass die Begriffe Gleichberechtigung und Macht zusammengeführt werden müssen, um einen gesellschaftlichen Fortschritt zu erreichen.
Die preisgekrönte Autorin und Dramatikerin ist mit der deutschen Erstaufführung ihrer Lysistrata-Überschreibung in der Spielzeit 2020/21 erstmals am STAATSTHEATER vertreten.
Premiere 5.Mai 2021

Das Tagebuch der Anne Frank Oper von Grigori Frid
„Eigentlich ist die Jugend viel, viel einsamer als das Alter. Die Alten haben ihre Ansichten und brauchen nicht zu schwanken, denn sie wissen, wo’s lang geht im Leben. Für uns junge Menschen ist es doppelt schwer, unsere Meinung zu behaupten in solchen Zeiten, in denen alle Ideale zerbrechen, in denen Menschen wieder zweifeln an Wahrheit, an Gerechtigkeit, an Gott!“ Anne Frank ist 15 Jahre alt, als sie diese Gedanken am 15. Juli 1944 in ihrem Tagebuch notiert. Mit ihrer Familie und Freunden ihrer Eltern lebt sie versteckt im Hinterhaus der Firma ihres Vaters. Zwei Wochen später enden ihre Aufzeichnungen. Die deutsche Besatzung entdeckte das Versteck und ermordete die Familie im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Das Tagebuch der Anne Frank ist zuallererst ein Dokument des Erwachsenwerdens eines Mädchens. Ein Dokument des erwachenden Lebens und der ersten Liebe inmitten einer aus den Fugen geratenen Welt. Das Schicksal, das Anne widerfuhr, macht es zu einem einzigartigen geschichtlichen und menschlichen Zeugnis.
Der russische Komponist Grigori Frid gibt Anne Frank mit seiner Musik eine Stimme. Eine Pianistin, eine Schauspielerin und eine Sängerin wagen den Versuch einer Annäherung an die Jugend dieses beeindruckend starken und mutigen Mädchens.
Premiere 11. Mai 2021

Gianni Schicchi
Oper in einem Akt von Giacomo Puccini
Erbschleicherei leicht gemacht: Familie Donati wurde vom verblichenen reichen Onkel enterbt. Da aber noch niemand das Testament gesehen hat, soll es kurzerhand dem Notar neu diktiert werden. Dafür schlüpft der stadtbekannte Schlaumeier Gianni Schicchi in die Rolle des altersschwachen Onkels. Aber Gianni Schicchi macht nur scheinbar gemeinsame Sache mit der geldgierigen Familie. Am Ende sind die Betrüger die Betrogenen und das Erbe landet bei denen, die es am meisten verdienen. Giacomo Puccinis berühmter Einakter, ursprünglich Teil seines TRITTICO, ist eine der schönsten komischen Opern aus Italien.
Premiere 15. Mai 2021

Fräulein Julie von August Strindberg
Mittsommernacht auf einem schwedischen Landgut. Die junge Grafentochter Julie lässt sich mit dem Hausdiener Jean ein. Ungehemmt flirtet sie mit ihm, provoziert und beschimpft ihn, wird zudringlich – bis der zögernde Jean nachgibt. Ein raffiniertes Spiel um Liebe und Macht beginnt – und im Licht des neuen Morgens sind die Rollen vertauscht: Jean ist Herr der Lage, Julie die Gefallene und Gedemütigte. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Das berühmte Kammerspiel inszeniert die schwedische Künstlerin Charlotte Engelkes und stellt sich damit in Karlsruhe vor. In ihren Performances hat sie sich mit der Musikgeschichte auseinandergesetzt, wie in Miss Very Wagner, Siegfried – The very Wagner Hero Hour, elevenlovelylovesongs und Forellen and Me. Als Tänzerin und Schauspielerin arbeitete sie unter anderem mit Heiner Goeb bels, Raimund Hoghe und den Tiger Lillies zusammen. Seit 2003 ist sie Mitglied von Sasha Waltz & Guests. 2012 wurde sie mit dem renommierten schwedischen Musikpreis „Expressen Musikpreis Spelmannen“ ausgezeichnet.

Ein Sportstück von Elfriede Jelinek
„Mehr guten Sport!“, forderte Bertolt Brecht schon in den
1920er Jahren, um ein Massenpublikum für das Theater zu begeistern: „Wenn man ins Theater geht wie in die Kirche oder in den Gerichtssaal oder in die Schule, ist das schon falsch. Man muss ins Theater gehen wie zu einem Sportfest.“ Zwischen Theater und Fußball werden häufig Vergleiche angestellt, aber was passiert, wenn man beides verbindet? Und welches Stück würde sich besser dazu eignen als Ein Sportstück von Elfriede Jelinek, der vom Karlsruher Publikum hoch geschätzten Autorin? Die Nobelpreisträgerin benutzt das Massenphänomen Sport als Metapher für all die verführerischen Anstrengungen, die wir Menschen in den kapitalorientierten Industrienationen unternehmen, um schön, stark und „in“ zu bleiben.
Regisseurin Alia Luque bringt Jelineks Text über Fitness- und Körperkult sowie die Idolisierung der Sportler als moderne Helden auf die Bühne des Kleinen Hauses – mit Live-Streaming der Fußball-EM-Finalrunde! Die in Barcelona geborene Spanierin überzeugte durch formal strenge, bildstarke Inszenierungen am Thalia Theater Hamburg, am Schauspiel Stuttgart und am Burgtheater Wien. In Karlsruhe hat sie durch ihre ästhetisch konsequente und zugleich sehr unterhaltsame Inszenierung europa flieht nach europa beeindruckt. Von einem „Fest des Sprechens und des spontanen Spielens“ schrieb die BNN – eine „sprachmusikalische Partitur für ein virtuoses Ensemble“. All das ist auch bei Ein Sportstück garantiert.
Premiere 12. Juni 2021

www.staatstheater.karlsruhe.de