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Das neue Kempten-Museum ist ein aktiver, offener und niedrigschwelliger Ort, der Inhalte lebendig präsentiert und komplexe Zusammenhänge verständlich erklärt. Im „Wohnzimmer der Stadt“ sollen sich alle Besucherinnen und Besucher willkommen fühlen. Barrierefreiheit ist ein Gebot. Inklusive Mitmach-Stationen für alle Sinne ermöglichen ein spannenes Museumserlebnis für alle. Der Eintritt in das Museum ist kostenlos.
Die Ausstellungsräume im Erdgeschoss ermöglichen einen kurzweiligen Schnelleinstieg in die Geschichte Kemptens und der Gebrüder Zumstein – Stoffhändler und Erbauer des Hauses. Eine begehbare Stadtkarte zeigt alle Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wer tiefer in die Stadtgeschichte eintauchen möchte, findet im ersten und zweiten Obergeschoss Gelegenheit dazu: Elf Themenräume beleuchten die die spannende Stadtgeschichte Kemptens zeitübergreifend von den Römern bist heute.

Sonderausstellung Kempten 2020 – 30 Blickwinkel auf unsere Stadt
Wenn Wirklichkeiten clashen – eine Stadt, unzählige Wirklichkeiten. Das Kempten-Museum zeigt seine erste Sonderausstellung im Bürgerinnen- und Bürgerraum
Langzeitbelichtete Schwarz-Weißaufnahmen stehen farbigen Handyfotos gegenüber. Eine Stadt. Zwei Techniken. Zwei Wirklichkeiten? In der Ausstellung „Kempten 2020 – 30 Blickwinkel auf unsere Stadt“ treffen zwei fotografische Annäherungen aufeinander. Singular trifft auf Kollektiv, Handwerk trifft auf Massenmedium, Ruhe trifft auf Rebellion.
Der Fotograf Reiner Metzger machte den Startschuss: er fotografierte die Stadt Kempten an 30 bewusst ausgewählten Orten. An Orten, die für die Stadt eine besondere, auch historisch gewachsene, Rolle spielen und an Orten, die für die Menschen im Lauf der Zeit wichtig geworden sind. Metzgers „Ort-Porträts“ sind streng komponierte Aufnahmen, in denen jegliches Leben eliminiert ist. Durch die Technik der Langzeitbelichtung ist alle Bewegung in Fläche übergegangen, nur die statisch fixierten Elemente blieben sichtbar. Durch die zusätzliche Entscheidung des Fotografen die Aufnahmen in schwarz-weiß zu tätigen wird auch eine zeitliche Verortung schwer. Lediglich durch architektonische Details und die Schärfe der Aufnahmen können die Fotografien ans Hier und Jetzt zurückgebunden werden.
Eine gänzlich andere Art der Protokollierung von Kemptens Straßen und Plätzen realisierten die Schülerinnen und Schüler der Gestaltungsklasse der Montessori Fachoberschule Allgäu (MOS). Mittels digitaler Fotografie, unter anderem auch der Handyfotografie, knipsten sie scheinbar unbedacht drauf los. Fotografiert wird, was Eindruck macht, was irgendwie interessant wirkt, was ein guter Schnappschuss sein könnte. Mit Selbstbewusstsein, mit Emotion und einer guten Portion Humor fertigen sie ein Porträt von Kempten an, das eindeutig im Heute verortet werden kann. Sei es durch die Mode, Fahrzeuge oder schlicht, die Art und Weise zu fotografieren. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass diese Fotografien keine „native“ Smartphone-Fotografie darstellen. Die jungen Fotografinnen und Fotografen besuchen die Gestaltungsklasse der MOS Allgäu und zitieren, ob bewusst oder unbewusst, fotografiegeschichtliche Konventionen.
Die Ausstellung befragt die Gleichzeitigkeit von unterschiedlichen Wirklichkeiten. Knapp 70.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben in der Stadt Kempten (Allgäu) und vermutlich wird jede dieser Personen die Stadt ein wenig anders wahrnehmen. „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht“, bemerkte Wolfgang von Goethe einst und verweist damit auf den Umstand, dass wir nur die Dinge wahrnehmen, über die wir etwas wissen, zu denen wir uns eine Meinung gebildet haben. Die Fotografie fungiert hierbei als Doppelagentin: Einerseits zeigt sie ein Motiv, das bewusst ausgewählt wurde– dasjenige, über das wir uns eine Meinung gebildet haben, deswegen wird es ja abgelichtet. Und andererseits bildet die fotografische Technik den künstlerischen Hintergrund des fotografierenden Subjekts ab: die Frage ob schwarz-weiß, quadratisch oder verwackelt, erzählt – für den/die Fotografierenden oft unsichtbar – viel über das jeweilige künstlerische Selbstverständnis und die eigene Verortung im kunsthistorischen Kanon.
Durch die Gegenüberstellung zweier Fotoserien, die jeweils das gleiche Motiv haben, dieses jedoch sehr unterschiedlich kommunizieren, wird unsere eigene Sicht auf Kempten um weitere Wirklichkeiten erweitert werden und so auch die ein oder andere völlig neue Perspektive auf die Stadt zeigen.
ab 10. Juli 2020

www.kempten-museum.de