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Das Kunstmuseum Wolfsburg ist ein offener, vitaler und dynamischer Ort der Kunst und Kultur für alle. Seit 1994 sammelt das Kunstmuseum Wolfsburg internationale zeitgenössische Kunst. Mit Schlüsselwerken der Spätmoderne rund um Minimal Art, Conceptual Art und Arte Povera wurde eine solide Basis gelegt. Jüngere Positionen schließen sich an. Dabei ging und geht es nicht um den Aufbau einer breiten kunsthistorischen Sammlung, sondern um eine profilierte. Schlüsselwerke, Werkgruppen, Werkphasen sowie die beispielhafte Präsentation künstlerischer Entwicklungen stehen dabei im Vordergrund. Es entsteht keine Dokumentation sogenannter Strömungen, sondern eine Fokussierung auf Positionen und Werke, die stellvertretend für wichtige Aspekte der Gegenwartskunst stehen. Die Sammlung umfasst derzeit rund 600 Werke oder Werkgruppen.
Hier ein Ausblick auf 2022:

Macht! Licht!
Künstliches Licht galt zu Beginn der Moderne als Symbol modernen Lebens. Auch wenn ein Leben ohne künstliches Licht heute nicht mehr denkbar ist, wird es trotz technischer Weiterentwicklung und unbestreitbarer Vorteile auch mit Lichtverschmutzung und Energieverschwendung in Verbindung gebracht. Das Ausstellungs- und Publikationsprojekt Macht! Licht! im Kunstmuseum Wolfsburg zeigt künstlerische Positionen, die sich bewusst auf politische, ökologische oder soziale Aussagen konzentrieren und den Einsatz von Licht – und damit auch im übertragenden Sinn den Einsatz von Ressourcen – kritisch kommentieren.
Von Platons Sonnengleichnis und dem beginnenden Christentum mit der Hoffnung auf eine Welt, in der es keine Nacht mehr geben werde, war Licht bis zum 20. Jahrhundert positiv konnotiert. Erst mit der Erfindung des elektrischen Lichts hat es eine negative Färbung erhalten. In seiner extremsten Anwendung werden Menschen sogar mit Licht misshandelt: Das psychisch wie physisch quälende Ausgeliefertsein einer ständigen Lichtquelle ist ein Mittel aus dem Arsenal der euphemistisch bezeichneten „weißen Folter“.
Die Ausstellung „Macht! Licht!” sucht im wesentlichen Unterschied zu den bisher realisierten Lichtkunst-Schauen nicht das ganz große umfassende Spektrum aller möglichen Kunstwerke, in denen elektrisches Licht auf irgendeine Art zum Einsatz kommt. Vielmehr konzentriert sie sich auf solche künstlerischen Positionen, bei denen dem Licht bzw. den Lichtkunstwerken im weiteren Sinn politische, soziale, ökologische oder wirtschaftliche Aussagen zukommen. Ausgehend von ausgewählten Werken aus der Sammlung des Kunstmuseum Wolfsburg wird in der abgedunkelten Halle des Museums ein faszinierendes Spektrum an Werken der Lichtkunst präsentiert, deren konzeptuellen Reflexionsebenen sich auf folgende (gesellschafts-)politischen Bereiche fokussieren: Utopie/Dystopie; Ökologie/Biologie; Ökonomie; Gewalt/Macht; Kontrolle/Überwachung; Werbung/Manipulation; Aufklärung/Verunklärung; Grenze/Ausgrenzung; öffentlicher Raum u und andere.
12. März bis 10. Juli 2022

Checkpoint
Grenzblicke aus Korea
Nord- und Südkorea sind seit rund 75 Jahren durch einen vier Kilometer breiten und 248 Kilometer langen Streifen getrennt, die Demilitarized Zone (DMZ). Sie ist nicht nur eine der bestgesicherten Grenzen der Welt, sondern markiert auch auf einzigartige Weise eine ideologische, kulturelle und nicht zuletzt auch psychologische Trennung zwischen den beiden koreanischen Nationen. Während die territoriale Grenze weithin sichtbar ist, sind die mentalen Brüche nahezu unsichtbar: kaum zu beschreiben, aber zu spüren.

Min Joung-Ki, Embrace, 1981, Öl auf Leinwand, 146 × 112 cm, Courtesy der Künstler

Min Joung-Ki, Embrace, 1981, Öl auf Leinwand, 146 × 112 cm, Courtesy der Künstler

Nordkorea, die demilitarisierte Zone und die Aussicht auf eine mögliche gemeinsame Zukunft: Anhand dieser drei Themenkomplexe werden Kunstwerke sowohl von koreanischen als auch von nicht-koreanischen Künstler*innen aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie und Video präsentiert, die sich mit der politisch so komplexen Situation auseinandersetzen und faszinierende Einblicke auf die sichtbaren und unsichtbaren Grenzen bieten. In Nordkorea aufgenommene Fotografien offenbaren die psychologische Distanz sowie geradezu surreal wirkende Alltagszenen. Omnipräsente Überwachung und Fantasien über den südlichen Bruderstaat spielen in den Kunstwerken ebenso eine Rolle wie Massenveranstaltungen zur Huldigung der politischen Führung. Die DMZ selbst wird in verschiedenen Kunstwerken auf ihren trennenden bis angsteinflößenden Charakter untersucht. Einerseits ist sie absolute Verbotszone, anderseits touristischer Anziehungspunkt und Rückzugsgebiet für die Natur. Stereotypen werden ebenso hinterfragt wie Trennungen und Wiederbegegnungen thematisiert. In dem dritten Kapitel der Ausstellung kreisen die künstlerischen Positionen schließlich um die Aussicht auf eine friedliche Wiedervereinigung und das Zusammenleben von Nord- und Südkorea.

Noh Suntag, Red House I #BFK024, 2005, Inkjet, Pigmentdruck

Noh Suntag, Red House I #BFK024, 2005, Inkjet, Pigmentdruck

Das forschungsbasierte REAL DMZ PROJECT wurde 2011 in Südkorea initiiert, um mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst die verschiedenen Themen von Grenzen und Trennungen zu verhandeln und Szenarien für eine mögliche gemeinsame Zukunft zu entwickeln. Nach Stationen in London und Paris ist das REAL DMZ PROJECT unter dem Titel Checkpoint. Grenzblicke aus Korea im Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen. Kurze Zeit nach dem 30. Jubiläum der friedlichen deutschen Wiedervereinigung und in geografischer Nähe der ehemaligen innerdeutschen Grenze erscheint die Ausstellung zeitlich wie topografisch besonders passend.
21. Mai  bis 18. September 2022

Empowerment
„We should all be feminists“ lautet der bekannte Aufruf von Chimamanda Ngozi Adichie, der 2016 ein „We should all be feminists“ lautet der bekannte Aufruf von Chimamanda Ngozi Adichie, der 2016 ein umstrittenes T‑Shirt von Dior zierte. Längst ist der Feminismus in Europa und den USA Teil der Populärkultur geworden und Frauen sich bahnen sich hier wie auch in vielen anderen Teilen der Welt aktiv und aktivistisch ihren Weg durch patriarchale Strukturen. Doch trotz zahlloser Bewegungen und Demonstrationen kann auch im 21. Jahrhundert von einer Gleichstellung aller Geschlechter nicht gesprochen werden. In manchen Ländern gibt es aktuell sogar rückwärtsgewandte Entwicklungen, teils werden Rechte von Frauen und der LGBQTIA+-Communities massiv beschnitten.

Wura-Natasha Ogunji, Will I still carry water when I am a dead woman?, 2013, 1‑Kanal-Video, 11:55 min © Wura-Natasha Ogunji, Courtesy die Künstlerin, Foto: Ema Edosio

Wura-Natasha Ogunji, Will I still carry water when I am a dead woman?, 2013, 1‑Kanal-Video, 11:55 min © Wura-Natasha Ogunji, Courtesy die Künstlerin, Foto: Ema Edosio

Mit Empowerment gibt das Kunstmuseum Wolfsburg erstmals einen weltweiten Überblick über Kunst und diverse Feminismen seit 2000. Wie agieren Künstler in der postkolonialen, digitalen Gegenwart aus ihrer jeweiligen Situation heraus? Welches emanzipatorische Verständnis liegt ihrer Kunst zugrunde? Wie weiten sie den Blick auf eine feministisch orientierte Zukunft? Verhandelt werden Fragen bezüglich sozialer Ungleichheit, Sexismus, Rassismus, Migration, Antisemitismus, das Verhältnis von Körpern, Technologie sowie ökologische Anliegen.
Um diesen globalen Perspektiven gerecht zu werden, wurden internationale Netzwerke aus Wissenschaftlern, Kuratoren und Künstlern initiiert sowie Kollektive aus Brasilien, China, Uganda und Indien eingeladen. Präsentiert werden rund 150 künstlerische Positionen.
10.  September  2022  bis  8.  Januar 2023

www.kunstmuseum-wolfsburg.de