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Als „Sprengstoff in Farben und Formgefügen“ beschreibt das Museum im Martinsheim die Bilder des Barmener Künstlers Paul Röder (1897–1962), der seine letzten Lebensjahre in Marktoberdorf verbrachte. Rund 70 Gemälde bieten einen Querschnitt durch Röders Lebenswerk, das stark vom Impressionismus geprägt war. Einen Eindruck vom Sammler Paul Röder vermittelt seine Kollektion afrikanischer, asiatischer und ozeanischer Waffen und Stammeskultobjekte.

Paul Röder wurde am 8. Dezember 1897 in Barmen als zweiter Sohn des Malers Georg Röder geboren; auch sein Bruder Adolf wurde ein anerkannter Kunstmaler. Barmen war bis zu seiner Vereinigung mit vier anderen Städten zum heutigen Wuppertal im Jahr 1929 eine Stadt im östlichen Rheinland.
Nach dem Ersten Weltkrieg besuchte Paul Röder das Lehrerseminar in Hattingen und unterrichtete an Gymnasien in Barmen, Düsseldorf und Essen. Er arbeitete im Atelier seines Vaters, besuchte Kunstgewerbeschulen in Barmen und Elberfeld sowie die Kunstakademie Düsseldorf. Sein erstes Atelier richtete Röder 1922 in Düsseldorf ein, wo er mit seiner Frau Elly Mischke lebte.
Nach ihrem Tode heiratete Röder 1928 Carol Stöffl, mit der er noch im gleichen Jahr ein Haus mit Atelier in Essen erbaute. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschlug es den Lehrer und Maler nach Kraftisried im Ostallgäu. Ab 1948 lebte er in Unterthingau und 1958 bezog er sein neu erbautes Haus in Marktoberdorf.
Der Künstler unternahm zahlreiche Studienreisen nach Frankreich, Belgien, und Italien, nach Österreich, Jugoslawien und in die Schweiz. Den künstlerischen Durchbruch brachten dem „Zugereisten“ die Werke, die 1938 während einer Studienreise in Italien entstanden waren. Ausstellungen in Deutschland häuften sich, unter anderem in Essen, Duisburg, Bochum, Karlsruhe, Stuttgart und Augsburg, aber auch in Kempten und Memmingen.
Im Paul-Röder-Museum in Marktoberdorf stößt man auf einen eindrucksvollen Querschnitt des vielfältigen Lebenswerks des Künstlers. „Am Waldrand“, „Möwen über bewegter See“, „Ringelblumen“, „Anglerparadies“: Die rund 70 Bilder – darunter Landschaften, Städtebilder, Porträts, Stillleben – lassen auch den interessierten Laien rasch erkennen, dass der mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete westdeutsche Maler durch die Läufte der Zeit einer der großen Künstler des Allgäus geworden ist.
Das Museum beschreibt die lichtintensiven Bilder Paul Röders als „Sprengstoff in Farben und Formgefügen“. Anfangs noch der „alten Schule“ der Klassizisten verbunden, schuf er bald unter freiem Himmel großflächige Landschaftsbilder, jenseits reiner Gegenständlichkeit; am besten als gegenständliche Abstraktionen zu beschreiben. „Das Atmosphärische in seinen Kompositionen teilt das Wesentliche mit“ und überlässt dem Betrachter eine wohltuend breite Skala des „Sich Findens“ in das Phantastische, in Farb- und Formvisionen. 1927 besuchte Paul Röder Paris. Von da an zeigen seine Bilder eindeutige Züge des französischen Impressionismus. Die Farbgebung war wichtiger als die Linienführung.
Wie viele Künstler musste auch Röder immer darum kämpfen, die nötigen finanziellen Mittel für das tägliche Leben zu erwirtschaften. Profane Bedürfnisse. So schuf er viele Gemälde von bekannten Urlaubsorten, wie dem Gardasee in Italien. Zurück in Deutschland verkaufte er die gefragten Motive oder tauschte Bilder gegen Baumaterialien für sein neues Zuhause in Unterhingau. 1953 zogen die Röders von Unterthingau nach Marktoberdorf. Nach dem Tod Paul Röders vermachte Carol Röder den Nachlass ihres Gatten der Stadt Marktoberdorf.

www.marktoberdorf.de