Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Für die Spielzeit 20/21 sind 18 Premieren, acht Philharmonische Konzerte, zahlreiche Sonder-, Familien-, Schul- und Kammerkonzerte sowie zwei Konzertgastspiele geplant. Mit 18 Aufführungen gastieren Musiktheater und Ballett im Rahmen des Brandenburgischen Theater- und Konzertverbunds in Potsdam, Frankfurt/Oder und Brandenburg an der Havel.

Die offizielle Eröffnung der Saison gestalten die Sparten des Staatstheaters gemeinsam: Ballett, Schauspiel, Musiktheater und Philharmonisches Orchester präsentieren sich vom 23. bis 25. Oktober in drei Premieren. Mit „Nur ein Wimpernschlag“ wendet sich Choreograf Oliver Preiß im Ballett den essentiellen menschlichen Empfindungen zu: Verzweiflung, Freude, Tod, im Schauspiel beginnt die Saison mit einer Bearbeitung von Ines Geipels heftig diskutiertem Buch „Umkämpfte Zone“. Die Autorin schildert anhand ihrer Familiengeschichte die Ambivalenz der „Generation Mauer“. Mit großem Ernst, aber auch viel Leichtigkeit fügt Armin Petras der Inszenierung, an der auch der BürgerSprechChor teilhat, seinen eigenen, nach vorn gerichteten Blick hinzu.
Im Musiktheater inszeniert die Regisseurin Andrea Moses mit „Mazeppa“ eine selten gespielte Oper von Pjotr I. Tschaikowski. Die Geschichte um den opportunistischen Kosakenanführer Mazeppa wird in ihrer Lesart zur zeitlosen Fabel vom Zusammenbruch politischer Systeme, von Schock und Chance gesellschaftlicher Umwälzungen, alten Wunden und der Rolle der Massen.

Nur ein Wimpernschlag
„Nur ein Wimpernschlag” ist die neue Choreografie von Oliver Preiß, mit der das Ballett des Staatstheaters die Spielzeit eröffnet. Wimpernschläge, kleine Momentaufnahmen unseres Lebensfilms blitzen in Form von Solotänzen und Zweierszenen in räumlicher Distanz in der Kammerbühne auf, streben aufwärts, fliegen vorbei…
Dabei steht jeweils ein Gefühl oder eine Situation im Fokus. Es geht um das Altern, Wohlfühlen, Verzweiflung, Freude, Tod, Liebe – einzelne Pixel, vergrößert, rückwärts abgespielt, zum Schweben ge­bracht: ein Mikrokosmos der kleinen und großen Leiden­schaften, gewürzt mit einer Prise Humor als Rückbesinnung auf das Essentielle, Menschliche, das uns verbindet in dieser unsicheren Zeit.
23. Oktober, 1. und 14. November 2020

Umkämpfte Zone
Eine Bearbeitung des gleichnamigen Romans von Ines Geipel, inszeniert wird die Uraufführung durch dem Hausregisseur Armin Petras.
Die jüngste (ost-)deutsche Geschichte ist von politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt. Ines Geipel, Professorin an der Hochschule für Schauspiel­kunst Ernst Busch und Autorin zahlreicher Bücher, setzt sich in „Umkämpfte Zone” mit dem Erbe zweier Diktaturen auseinander: Ihr Vater war als Agent der Stasi im Westen Deutschlands aktiv, ihre Großväter gehörten der SS an. Am Sterbebett ihres Bruders führt uns die frühere Spitzen­sportlerin entlang der Geipelschen Familiengeschichte in die Ambivalenz und Gespaltenheit der „Generation Mauer“, deren Kampf, so scheint es, längst nicht vorüber ist.
Auch der vielfach preisgekrönte Autor und Regisseur Armin Petras gehört dieser Generation an. Er spürt nach, in welcher Weise sich der Faden dieser Erzählung bis in unsere Gegen­wart verlängert, und balanciert den Stoff auf dem schmalen Grat zwischen großem Ernst, erstaunlicher Leichtigkeit und unterhaltsamer Dokumentation. Er fügt ihm seinen eigenen, weniger tragischen, ja manchmal lachenden, immer vorwärts schauenden Blick auf die gemeinsame Vergangenheit hinzu.
24. Oktober, 1. und 6. November 2020

Mazeppa
Oper in drei Akten von Pjotr I. Tschaikowski
Mazeppa, der Oberbefehlshaber der ukrainischen Truppen, hält im Hause der alteingesessenen Familie Kotschubej um die Hand der Tochter Maria an. Sofort kommt es zum großen Krach: Warum sollte sich das junge Mädchen ausgerechnet für den viel älteren Mann interessieren? Doch Maria versichert standhaft ihre Liebe. Nun muss sie sich entscheiden: Geht sie mit dem charismatischen Fremden oder bleibt sie in der Dorfgemeinschaft bei ihrer Familie? Mazeppa plant unter­dessen eine Verschwörung gegen den Zaren, die alles und jeden um ihn herum in den Abgrund reißen kann …
Pjotr I. Tschaikowski beschreibt in seiner Oper den Unter­gang einer alten Welt, Krieg und Umbruch, die Angst der Bevölkerung in Krisenzeiten und die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten, die nur einem Machtgierigen wie Mazeppa offenstehen. Skrupellos nutzt der Kosakenhauptmann die Unwägbarkeiten der politischen Lage zu seinem Vorteil. Marias Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die großen Er­wartungen der Jugend, werden bitter enttäuscht, das neue System erbt die Fehler und nie verheilten Wunden des alten. Einfühlsam beleuchtet Tschaikowski die Gefühle der ein­zelnen Figuren, die Bewegung der Massen – und schafft damit eine große gesellschaftliche Erzählung von bestechender Aktualität.
25. und 30. Oktober, 14. November 2020

www.staatstheater-cottbus.de