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Das Theater an der Ruhr wurde 1980 als alternatives Modell, als ein Ensembletheater neuen Typs gegründet. Es war der Versuch, eine ganz eigene Antwort auf die bis heute andauernde Debatte um die Strukturen in der vom Stadttheater dominierten Theaterlandschaft in Deutschland zu finden. Für die Gründer Roberto Ciulli, Helmut Schäfer und Gralf-Edzard Habben standen drei wesentliche Gedanken im Zentrum: Das Primat der Kunst gegenüber dem Apparat, die Idee des Ensembles, das alle Mitglieder des Theaters einschließt, mit gleichen Verträgen und die Idee des Reisens, das Theater ist inzwischen in mehr als 50 Ländern gewesen und hat Künstler aus diesen Ländern nach Europa und Mülheim geholt. Der Sitz des Theaters im historischen Jugendstilgebäude am Raffelbergpark ist heute ein Ort für zeitgenössisches Theater und Kunst, der sich modischen Kompromissen entzieht, offene, mehrsprachige Diskurse und internationale Begegnungen stiftet – ein Denkraum der Diversität.
Zur künstlerischen Leitung gehört seit einigen Jahren auch der Geschäftsführer und Dramaturg Sven Schlötcke, der langfristig angelegte partizipative Projekte in den Fokus rückte und zahlreiche Kooperationen und Koproduktionen mit internationalen und nationalen Künstlern ermöglichte.
In der Spielzeit 19/20 wurde der Regisseur Philipp Preuss, der u.a. an der Schaubühne Berlin, am Schauspiel Leipzig oder am Volkstheater Wien inszenierte, in die künstlerische Leitung berufen. Seine Arbeiten zeichnen sich vor allem durch eine hohe Interdisziplinarität aus, wobei die Bezüge auch zur bildenden Kunst prägend sind.
Bei aller Unterschiedlichkeit sind die Aufführungen des Theater an der Ruhr von der Idee des Ensembles getragen, der kollektiven Intelligenz und verstehen sich als politisch im Sinne eines kommunikativen, öffentlichen Vorgangs, dessen Wesen eher im Traum, in den Entwürfen von Welten, die im Tagespolitischen nicht zu finden sind, besteht.

Nathan. Death Uraufführung von Feridun Zaimoglu / Günter Senkel
Die Frage nach Toleranz ist seit Lessings „Nathan der Weise“ bis heute komplex angesichts der Kontroversen anhand der drei großen monotheistischen Religionen. Generationen von Schülern haben sich mit Lessings Ringparabel auseinandersetzen müssen. Dass Toleranz aber auch in Repression umschlagen kann, war eine These Herbert Marcuses, der in den sechziger Jahren als Philosoph eine herausgehobene Rolle spielte. Zaimoglus und Senkels neue Version des Nathan-Stoffes beschreibt auf der Basis einer scheinbar fiktiven Realität den alten Grundkonflikts der religiösen Zugehörigkeiten, die von der Frage der politischen Macht nicht abzutrennen sind.
Premiere: 25. März 2021

 

www.theater-an-der-ruhr.de