Sie ist eine seltene Schönheit – die einzige reine Barockkirche aus Backstein in der Region Westmecklenburg. Eine Baustil-Cousine des Michel in Hamburg. Sehenswert ist die Gruft der mecklenburgischen Herzöge. Die Kirche ist täglich geöffnet und kann besichtigt werden.
Direkt am Schelfmarkt thront die Schelfkirche. Die Fachwerkhäuser, die das Gotteshaus umschließen, wirken vor so viel Erhabenheit fast geduckt. Nur die hochgewachsenen Lindenbäume scheinen den Vergleich mit dem Kirchturm nicht zu scheuen.
Eine Kirche stand vermutlich schon im Mittelalter an dieser Stelle. Als der Vorgängerbau im Sturm stark beschädigt wird, ordnet Herzog Friedrich Wilhelm an, dass eine neue Kirche errichtet werden soll. Ab 1708 wird unter Federführung des Ingenieurkapitäns Jacob Reutz gebaut. Der erste bedeutende Kirchenneubau Mecklenburgs nach den Wirren der Reformation und des dreißigjährigen Krieges ensteht als barocker Zentralbau mit einem griechischen Kreuz als Grundriss – eine Seltenheit. Die Weihe seines Baus 1713 erlebt Reutz nicht mehr, er stirbt bereits drei Jahre zuvor.
Und auch Auftraggeber Friedrich Wilhelm folgt seinem Baumeister Reutz und stirbt bevor die Schelfkirche vollständig ausgebaut ist. Er wird in der neuen Herzogsgruft unter dem Altar beigesetzt. Bis Anfang des 19. Jhd. dient die Schelfkirche als fürstliche Grablege für 17 Mitglieder der mecklenburgischen Herzogsfamilie. Sogar eine preußische Königin (Sophie Louise) wurde hier zur Ruhe gebettet. Fehler bei der Umgestaltung Mitte des 19. Jahrhunderts setzen den Prunksärgen jedoch zu. Schwamm und Schimmel befallen die Gruft. Ihre Rettung gelingt: 2008 wird die Gruft zum 300. Jahrestag der Grundsteinlegung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die restaurierten Särge sind heute wieder an ihrem Platz in der Kirche zu besichtigen.
Reutz Nachfolger als Baumeister lässt das Innere der Kirche so umbauen, dass die besondere Kreuzform des Raumes verloren geht. 1858 kurz nach dem Wiedereinzug des Herrscherhauses ins neue märchenhafte Schweriner Schloss wird die Kirche umgestaltet und nach den Plänen des Ingenieurkapitäns Reutz eingerichtet. Es entsteht eine geschmackvolle Kombination aus barocker Pracht und nordischer Nüchternheit. Ab diesem Zeitpunkt erklingt in ihren Räumen auch eine markante Orgel des berühmten mecklenburgischen Orgelbauers Friedrich Friese III. Heute ist die Schelfkirche mit ihrer schönen Atmosphäre, Glasfenstern, dem beschnitztem Gestühl und Altargemälden auch ein gefragter Ort für Konzerte.