Wer ein Auge dafür hat, bemerkt beim Flanieren durch Vaduz eine Vielzahl von Skulpturen von weltberühmten Bildhauern.

African King von Gunther Stilling
Dem menschlichen Kopf widmet Stilling einen Hauptteil seines Schaffens. Seine Skulpturen erhalten durch scharfe Einschnitte, durch Schichtungen und geometrische Ergänzungen eine zusätzliche Dimension. Das „non finito” in seinen Arbeiten, das Fragment, die wechselnd rauen und glatten Oberflächen visualisieren mit ihren Zerklüftungen Vergänglichkeit, Macht und Gewalt.

„Figure in a Shelter” von Henry Moore
Die Skulptur „Figure in a Shelter” von Henry Moore ist nur wenige Jahre vor dem Tod des Künstlers entstanden.Die Skulptur veranschaulicht sowohl das formale Leitbild der inneren und äusseren Form als auch das inhaltliche Grundmotiv der geborgenen und zugleich bergenden menschlichen Gestalt. Die Shelter Formen weisen unterschiedliche Dimensionen und Konturen auf. In der Öffnung des schützenden Raumes steht die Figur, deren bevorzugte Ansichtsseite wenige weibliche Motive zeigt. Die Deutung als mütterliche Frau ist naheliegend, wiewohl Moore auf die Verkörperung eines Kindes verzichtet hat und nur die wiegende Bewegung der grossen diagonalen Falte vor dem Leib sein immer wiederkehrendes Mutter- und Kind-Thema andeutet.

Grande Cavallo von Nag Arnoldi
Die expressiven Bronzen von Nag Arnoldi zeigen Einflüsse von Marino Marini und Pablo Picasso, aber auch von der Präkolumbianischen Kunst. Seine Werke haben eine klare Identität. Die Einmaligkeit der Struktur der aufgebrochenen Gussfläche steht in starkem Gegensatz zu den stellenweise polierten Oberflächen. Dabei spielen das Licht, die Reflexion und die Immaterialisierung eine ganz bedeutende Rolle. Das Thema ist der Mythos Pferd und Mensch, der zwischen Freude und Schmerz dargestellt wird.

Hochsitz von Robert Indermaur
Der Hochsitz ist eine ständig wiederkehrende Metapher im Werk Indermauers für Situationen, die den Überblick erfordern. Es geht ihm um den Drang des Menschen nach Begreifen und Verstehen. Es geht darum, sich aus einer besonderen Warte Einblick zu verschaffen in die Zusammenhänge dieser Welt und dieser Gesellschaft; Zusammenhänge, die aus dem bequemen Fauteuil vor dem TV nicht sichtbar sind. Und es geht darum, dieser Welt gegenüberzustehen als ein aufmerksamer und einfühlsamer Beobachter und ein gleichzeitig meditativer Verarbeiter des Erlebten und Geschauten. Eigentlich ist der „Hochsitz” darum eine philosophische Grundstellung.

Hochsitz von Robert Indermaur

Hochsitz von Robert Indermaur

„Monoform 29” von Gottfried Honegger
„Monoform 29” aus dem Jahre 1991 stellt ein Hauptwerk des Künstlers Gottfried Honegger dar, das er selbst als positives Zeugnis der Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Die Skulptur aus dunklem Granit ist 300 cm hoch. Sie besteht aus sechs gleichen Elementen, je 50 cm hoch und jeweils um 15 Grad verdreht.

Phoenix von Doris Bühler
Doris Bühler über ihr Werk: „Als bildende Künstlerin interessiert mich am meisten der Mensch als solcher. Der menschliche Körper in seiner Kraft und Schönheit ist was mich in hervorragender Weise fesselt und beschäftigt. An ihm versuche ich immer wieder der Natur ihre tiefsten Geheimnisse abzuringen und durch meine Werke auszudrücken. Da nach der Nilflut stets die Vögel als Erstes erschienen, brachten die Ägypter Phoenix mit dem sich jährlich erneuernden Osiris in Verbindung. Der Feuervogel symbolisiert ewiges Leben, Auferstehung und das Leben nach dem Tod.“

Progression einer Form in 3 Stelen von Christian Megert
Die 3 Stelen auf dem Rathausplatz vor dem Rathaus in Vaduz sind aus südafrikanischem Granit gearbeitet.
Die Form basiert auf dem alten ägyptischen Zeichen „ka“: Symbol für ewiges Leben und Beständigkeit. Die nach allen Seiten offene und die Umgebung reflektierende Skulptur ist Wegmarke und Ort des Verweilens. Der Standort und die Anordnung der 3 Stelen verweisen auf die Bedeutung der Offenheit zwischen Liechtenstein, Österreich und der Schweiz.

Reclining Woman von Fernando Botero
Die Skulptur, die in figurativem Stil einen liegenden Frauenakt als Symbol der schlafenden Seele zeigt, steht in der Tradition der Monumentalskulptur und ist somit für den Aussenraum entstanden.
„Kunst ist immer ein Übertreiben der Wirklichkeit, ihrer Farbe, ihrer Form, ihrer geistigen Bedeutung“, sagt Fernando Botero, wenn man ihn nach den ausufernden Formen seiner Figuren fragt, die sowohl seine Malerei als auch seine Plastiken bestimmen. Botero lässt in seinen Werken die Sinnlichkeit, Schönheit und Fruchtbarkeit der Frau bildlich werden.

Renaissance von Daniel Spoerri
Die Bronzeskulptur „Renaissance” von 1985 gibt es nur in drei Güssen, wovon eine Arbeit in der Fondation Picasso in Antibes ist und die zweite im Giardino von Daniel Spoerri in der Toscana.
Dieses Werk ist sehr typisch für den Künstler und seine Ausdruckskraft. Fundstücke, bestehend aus einer tordierten Renaissance-Säule aus Holz, einer Hand, einem Herz und einem Engelskopf, werden zusammengefügt und zu einer Einheit durch den Bronzeguss. Die Renaissance, der Beginn der Neuzeit, lässt somit auch dem Betrachter eine neue, ihm eigene Interpretation dieses Werkes zu. Ein Erdbeben gab den Anstoss zum Thema: Die Säule mit ihrer stützenden Funktion – ein Symbol für alles Gebaute, wohingegen die sizilianische Erde der gewaltigen Zerstörung des Erdbebens ausgesetzt war. Und ein Symbol für die Wiedergeburt der zerstörten Stadt Giballina.

Schweizer-Brunnen von Roman Signer
Der Schweizer-Brunnen, ein Geschenk des Vereins der Schweizer in Liechtenstein, stellt keinen Brunnen im traditionellen Sinn dar, sondern vielmehr eine skulpturale Installation, die mit Wasser arbeitet.
Signer verlegt bei seiner Arbeit den Akzent der Wahrnehmung des Wassers vom Sichtbaren ins Hörbare und reduziert dadurch die Erfahrung auf das individuelle Erlebnis. Auch ein Bezug zur örtlichen Situation ist durch die Öffnung der Stahlwände in ihrer Mitte gegeben.

Stehende Figur von Herbert Albrecht
Albrechts Werk hat mit dem Thema der Figur zu tun, ihrer Verwandlung durch verschiedene An-Sichten. Dabei spielt für ihn die Erfahrung des Kubismus, jedoch auch die der klassischen und vorklassischen Skulptur, wie dies an einzelnen Stücken deutlich wird, eine grosse Rolle. Obwohl Albrecht von Block und Kubus ausging, so hat er sich doch von dieser Position entfernt. Aus den elementaren Körperlandschaften mit differenzierten, ineinander verschobenen Formen, die manchmal vegetativen Charakter annehmen und einer komplizierten Lichtregie gehorchen. Albrecht ist hier wie ein Tänzer, der das Gewicht vergessen macht.

Z-Würfel von Georg Malin
Seit zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Georg Malin mit Würfeln. Aus kleinen polierten Bronzen entwickeln sich die mit Buchstaben besetzten Würfel.
Diese Buchstabengebilde können bis zu fünf Meter hoch werden, trotzdem umschreiben sie immer noch den Kubus.

Zwei Licht-Prismen von Heinz Mack
Die beiden Stelen mit dreieckigem Grundriss sind aus einem farbigen, speziell bedampften Glas, welches seine Erscheinungsweise sehr vielfältig mit den wechselnden Lichtverhältnissen und auch mit dem Standort des Betrachters ändert. Die Glasskulpturen spiegeln die gesamte Umgebung, dabei kommt es zu Veränderungen und Brechungen. Die Stelen dokumentieren eine neue, andere Realität an einer zentralen Stelle von Vaduz. „Es sind die Träume, die man träumt, wenn das Licht mit der Materie schläft.” (Zitat Heinz Mack)

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