Noch bis 11. Oktober 2020 kann man im Kunstmuseum Bayreuth die Ausstellung aus dem Werk von Rupprecht Geiger sehen. Dies ist ein Highlight der besonderen Art, gehört doch Rupprecht Geiger (1908 – 2009) zu den herausragenden Vertretern nichtabbildender Kunst der Zeit nach 1945 in Deutschland.
Rupprecht Geiger war nicht nur, aber vor allem anderen ein Maler der Farbe Rot, die er in allen Schattierungen und Nuancen von flammendem Orange bis zu frostigem Pink einsetzte. Ab 1952 verwendete er zuerst partiell, später grundsätzlich die neu entwickelten Leuchtfarben.
Physikalische Energie von Licht wird sichtbar im Spektrum der Farben. Rupprecht Geiger ist vielleicht der faszinierendste Meister dieser Sichtbarmachung gewesen. Er entwickelte ab den späten 1940er Jahren vor dem amerikanischen Colourfield-Painting und den „Shaped Canvases“ eine eigenständige Farbfeldmalerei. In den leuchtenden Farben ist das Spektrum des Lichtes verdichtete: Die Bilder sind autonom strahlende Farbflächen, absolute Bilder im Sinne der Konkreten Kunst. Sie werden zu Lichtfängern. „Im Moment bewusster Wahrnehmung setzt Rot Energie frei,“ so Rupprecht Geiger: “Ein monochrom moduliertes Farbfeld leuchtroter Farbe wird zum Kraftfeld. Wird die Farbe so vorgestellt, ist ihre Potenz und ihr Stimmungswert fühlbar. Der sehgewohnten Bindung an Formales entrückt, wird Farbe neu erlebt und endlich als autonomes Element erkennbar.“
Der Titel der Ausstellung „Farbverdichtung“ verweist auf den poetischen Verdichtungsprozess in der Malerei von Rupprecht Geiger. Die Reduktion auf das Wesentliche – große, an einfachen geometrischen Formen orientierte Flächen, einander entgegenstehende und sich aneinander reibende Farbwerte – lassen für den Betrachter sinnliche Farberlebnisse entstehen, die – vor allem mit den in der Natur nicht vorkommenden Leuchtfarben – über die Alltagserfahrung der Wirklichkeit hinausgehen und Transzendenz ahnen lassen.
Die Ausstellung entstand in enger freundschaftlicher Zusammenarbeit mit Julia Geiger und dem „Archiv Geiger“ in München und wird großzügig vom Bayerischen Kulturfonds gefördert. Sie zeigt Gemälde aus der Zeit von 1949 bis 2008, Graphitzeichnungen der Jahre 1949 bis 1980, 10 Wandobjekte der Serie „Metapherzahl“ und mehr als 40 Druckgraphiken – darunter auch Siebdrucke aus dem Bestand der Dr. Helmut und Constanze Meyer-Kunststiftung und der Prof. Dr. Klaus Dettmann Kunststiftung.
Bis 11. Oktober 2020