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Die weltberühmte Fondation Beyeler feiert ihr 25jähriges Jubiläum mit einer aufregenden Sonderpräsentation ihrer herausragenden Sammlung. Und lockt auch im Jahr 2023 mit wichtigen Ausstellungen.

Vorhang auf für eine Ausstellung der Sonderklasse: Die gefeierte, vor 25 Jahren von Ernst und Hildy Beyeler, dem prominenten Schweizer Galeristenehepaar, für ihre weltweit bedeutende Sammlung moderner Kunst begründete Fondation Beyeler feiert das diesjährige Jubiläum mit ihrer bis dato größten Sammlungsausstellung. In 17 Räumen, auf nahezu der gesamten Ausstellungsfläche des ikonischen, von Stararchitekt Renzo Piano entworfenen Museums also, werden rund 100 Werke der herausragenden Sammlung präsentiert – von Klassikern der Moderne bis zu Neuerwerbungen zeitgenössischer Kunst.

Alberto Giacometti, Schreitender Mann Ii (L’homme Qui Marche Ii), 1960, Bronze, Exemplar 4/6; bezeichnet,”Susse Fondeur Paris», 188,5 x 29,1 x 111,2 cm, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler © Succession Alberto Giacometti/2022, ProLitteris, Zürich, Foto: Robert Bayer, Basel

Alberto Giacometti, Schreitender Mann Ii (L’homme Qui Marche Ii), 1960, Bronze, Exemplar 4/6; bezeichnet,”Susse Fondeur Paris», 188,5 x 29,1 x 111,2 cm, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler © Succession Alberto Giacometti/2022, ProLitteris, Zürich, Foto: Robert Bayer, Basel

Hauptwerke von Vincent van Gogh, Claude Monet, Paul Cézanne, Henri Rousseau, Pablo Picasso, Henri Matisse, Alberto Giacometti, Mark Rothko, Andy Warhol, Francis Bacon und Louise Bourgeois werden zu zeitgenössischen Positionen, vertreten etwa durch Marlene Dumas, Anselm Kiefer, Roni Horn, Felix Gonzalez-Torres, Tacita Dean und Wolfgang Tillmans, in Beziehung gesetzt. Die Ausstellung bietet somit die bisher einmalige Gelegenheit, die faszinierende Sammlung in ihrer ganzen beeindruckenden Qualität und Tiefe zu erleben.
Inkludiert in die fulminante Schau in Riehen/Basel ist zudem auch die Präsentation von hochkarätigen Neuerwerbungen wie etwa Rachel Whitereads 2020 entstandene skulpturale Installation „Poltergeist” sowie Pierre Bonnards bedeutendes, 1917 geschaffenes Gemälde „La Source ou Nu dans la baignoire” – der erste Ankauf eines Werkes der klassischen Moderne für das Museum seit dem Tod von Ernst und Hildy Beyeler.

Als „Ausstellung in der Ausstellung” werden überdies an ausgewählten Orten im Museum 13 hyperrealistische Skulpturen des einflussreichen US-amerikanischen Künstlers Duane Hanson (1925–1996) präsentiert. Diese Leihgaben aus dem Nachlass des Künstlers sowie privaten Sammlungen und Museen treten in direkten Dialog mit Werken der Sammlung sowie der Museumsarchitektur. So ist etwa in einem Saal Hansons Skulptur eines älteren Paars zu sehen, das auf einer Bank sitzend Rothkos Gemälde betrachtet. In einem anderen Raum hat sich eine alte Frau unmittelbar neben dem berühmten Porträt von Cézannes Ehefrau niedergelassen und gleichsam deren Pose übernommen. Mit Hansons Skulpturen eröffnen sich überraschende Perspektiven auf Kunstwerke, Architektur, Mitarbeitende und Besuchende der Fondation Beyeler.
„Jubiläumsausstellung – Special Guest Duane Hanson” 30. Oktober 2022 bis 8. Januar 2023

Eindringliche Installation: Doris Salcedos „Palimpsest”
Mit „Palimpsest” von Doris Salcedo wird im größten Saal des Museums zudem bis September 2023 eine raumgreifende Installation gezeigt, die sich jenen Flüchtenden widmet, die in den letzten zwanzig Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa bei der gefährlichen Überquerung des Mittelmeers oder des Atlantiks ertrunken sind. Die von der bedeutenden, 1958 in Bogotá geborenen Künstlerin über mehrere Jahre geschaffene Arbeit thematisiert auf intensive Weise die Unfähigkeit, kollektiv zu trauern, und hinterfragt, wie das Erinnern in Gesellschaften gelebt wird, die im Vergessen geübt sind und in denen jede neue Tragödie das Bewusstsein für die vorherige auslöscht. Zu erleben ist eine begehbare Installation aus sandfarbenen, porösen Bodenplatten mit zwei sich überlagernden Namenszyklen: Die Namen der während einer Fluchtbewegung vor 2010 Verstorbenen sind mittels feinen Sands farblich abgesetzt und in die Steinplatten eingelassen; jene der zwischen 2011 und 2016 Verstorbenen erscheinen darüber als sich zu Buchstaben verbindende Wassertropfen, die anschließend wieder versickern, dies in einem ständigen Kreislauf von Einschreibung und Auslöschung. Die eindringliche Installation spiegelt Salcedos kontinuierliche Beschäftigung mit dem Zusammenhang zwischen persönlichem Leid und dem öffentlichem Raum wider –„Palimpsest« ist daher auch als ein Ort der Begegnung und Trauer gedacht.
bis 17. September 2023

Doris Salcedo, Palimpsest, 2013–2017, Hydraulik, gemahlener Marmor, Harz, Korund, Sand und Wasser; Objektmass variabel © the artist. Foto: © Joaquín Cortés - Román Lores

Doris Salcedo, Palimpsest, 2013–2017, Hydraulik, gemahlener Marmor, Harz, Korund, Sand und Wasser; Objektmass variabel © the artist. Foto: © Joaquín Cortés – Román Lores

Von Picasso bis Pirosmani: Spannende Ausstellungen in 2023
Am ersten Weihnachtstag 2021 verstarb Wayne Thibaud im hohen Alter von 101 Jahren in Sacramento. Der signifikante US-amerikanische Maler verhandelte unter anderem in seinen berühmten Stillleben von Lebensmitteln die Verheißungen und den Überfluss des „American Way of Life”– eine Gesellschaft des Angebots ohne Nachfrage. Dies spiegelt sich in Thibauds taktiler Verwendung von Farbschichten wider, welche die Objekte zum Leben erwecken und eine Atmosphäre schaffen, in der sich Ironie und Melancholie die Waage halten.Eine umfangreiche Schau in der Fondation Beyeler ermöglicht ab Januar 2023 eine Begegnung mit Thibauds brillanter Maltechnik. Sie zeigt das Werk des legendären Künstlers überdies in seinen vielen Aspekten: neben den Stillleben auch Porträts sowie die multiperspektivischen Städtebilder und Landschaften, durch die der kalifornische Maler dieses scheinbar alte Genre der Kunstgeschichte neu definierte .
„Wayne Thibaud”, 29. Januar bis  21. Mai 2023

Späte Gemälde von Pablo Picasso, die sich mit dem Bild vom Künstler und seinem Modell befassen, stehen zudem im Zentrum einer konzentrierten Ausstellung, welche sich auf bedeutsame Weise in die internationalen Feierlichkeiten rund um das fünfzigste Todesjahr des spanischen Malers einreiht. Diese überaus ausdrucksstarken Werke, die im letzten Jahrzehnt von Picassos Schaffen entstanden, führen die unbändige kreative Energie und Produktivität des Künstlers am Ende seines Lebens vor Augen. Picasso setzt sich darin mit dem (Selbst-)Bild des Künstlers und dem künstlerischen Schöpfungsakt ebenso auseinander wie mit dem Bild des weiblichen Körpers. Dabei eröffnen sich für Betrachterinnen und Betrachter auch Fragen in Bezug auf die Darstellung der Frau in der Kunst im Kontext der heutigen Zeit.
„PICASSO. Künstler und Modell – letzte Bilder”, 18. Februar bis 1. Mai 2023

Pablo Picasso, Frau (Epoche der”Demoiselles d’Avignon»), Femme (Époque Des”Demoiselles D’avignon»), 1907, Öl auf Leinwand, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler © Succession Picasso/2022, ProLitteris, Zürich, Photo: Robert Bayer, Basel

Pablo Picasso, Frau (Epoche der”Demoiselles d’Avignon»), Femme (Époque Des”Demoiselles D’avignon»), 1907, Öl auf Leinwand, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler © Succession Picasso/2022, ProLitteris, Zürich, Photo: Robert Bayer, Basel

Parallel zu Doris Salcedos schon erwähnter Installation„Palimpsest« präsentiert man in der Fondation Beyeler ab Mai 2023 auch eine großangelegte Einzelausstellung, in welcher wichtige Werke aus den verschiedenen Schaffensperioden der kolumbianischen Künstlerin gezeigt werden. Eine Premiere im übrigen: Es handelt sich um die erste Museumsausstellung Salcedos in der Schweiz. In ihren eindrücklichen Objekten, Skulpturen und ortsspezifischen Interventionen beschäftigt sie sich mit dem sich stets wiederholenden Kreislauf von Gewalt, Empörung, Trauer, Erinnerung und Vergessen.
„Doris Salcedo”, 21. Mai bis 17. September 2023

Eine weitere spektakuläre Ausstellung ist dem exzeptionellen georgischen Maler Niko Pirosmani (1862–1918) gewidmet. Sie wird, so kündigt die Fondation Beyeler an, zeigen, dass der zumeist in bitterer Armut lebende und international erst posthum entdeckte Maler zu den herausragenden Künstlern der frühen Moderne zählt. Wie nur wenige vor und nach ihm hatte Pirosmani eine Kunst entwickelt, die bereits zu seinen Lebzeiten alle ansprach, von den Menschen auf der Straße und in den Tavernen bis hin zu den Avantgardekünstlern und Literaten. Er verwandelte mit wenigen Pinselstrichen Alltägliches in Außergewöhnliches und schuf so Ikonen von glühender Intensität. Die wichtige Schau präsentiert rund fünfzig selten zu sehenden Meisterwerke aus der Sammlung des Georgischen Nationalmuseums in Tiflis und wird gemeinsam mit dem Louisiana Museum of Modern Art (Humlebaek) organisiert.
„Niko Pirosmani”, 17. September 2023 bis 28. Januar 2024

www.fondationbeyeler.ch