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Frieder Burda wurde am 29. April 1936 in Gengenbach, Baden-Württemberg, als Sohn einer bekannten deutschen Medienunternehmerfamilie geboren. Gemeinsam mit dem älteren, bereits verstorbenen Bruder Franz und dem jüngeren Bruder Hubert wuchs er in Offenburg auf. Nach der Schulzeit, u.a. in der Schweiz, absolvierte er eine Drucker- und Verlagslehre. Im Konzern seines Vaters wurde er als Kaufmann ausgebildet. Später folgten längere Auslandsaufenthalte in Frankreich, England und den USA, bevor er eine Druckerei in Darmstadt übernahm. Diesen Betrieb entwickelte er zu einer der führenden Akzidenzdruckereien in Europa.
Seit dem Jahr 1973 war Frieder Burda in der Offenburger Zentrale des elterlichen Zeitschriftenverlags in verschiedenen Bereichen des Druck- und Verlagshauses tätig, verantwortlich für Finanzen, Verwaltung und Beteiligungen. Seine wahre Lebensaufgabe fand Frieder Burda aber in der Kunst. Mit Anfang 30 kaufte er 1968 ein auf der documenta in Kassel gesehenes Bild des Malers Lucio Fontana und legte damit den Grundstein für seine hochkarätige Kunstsammlung, der heute rund 1.000 Werke, darunter viele Meisterwerke von Pablo Picasso, Max Beckmann und Ernst-Ludwig Kirchner, Jackson Pollock, Willem de Kooning und Mark Rothko, Gerhard Richter, Georg Baselitz und Sigmar Polke angehören. Mit diesem ersten Erwerb entwickelte sich seine große Leidenschaft, aber auch tiefe Kenntnis der zeitgenössischen Kunst. Zu der auf den deutschen Expressionismus ausgerichteten Sammlungstätigkeit seines Vaters grenzte er sich damit bewusst ab.

Das Museum Frieder Burda als Lebenswerk
Um die Sammlung zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde 1998 –nachdem Bemühungen, diese im südfranzösischen Mougins zu etablieren, aufgegeben wurden – die Stiftung Frieder Burda gegründet. Sie legte den Grundstock für den vom amerikanischen Star-Architekten Richard Meier entworfenen Museumsbau, der seit 2004 die Sammlung Frieder Burda in Baden-Baden im Zusammenspiel mit anderen internationalen Meisterwerken präsentiert: Ein strahlend weißer Solitär in der historischen Lichtentaler Allee, heute vielmals als das „Juwel im Park“ bezeichnet.
Zahlreiche hochkarätige Ausstellungen wurden seitdem dort gezeigt, u.a. mit Gerhard Richter, Sigmar Polke, Katharina Grosse, William N. Copley, Andreas Gursky und James Turrell. Dazu kamen thematische Ausstellungen wie „Die Bilder tun was mit mir“ oder „America! America!“. Die engagierte und profunde Vermittlung von Kunst mit sozialem Anspruch durch die Kunstwerkstatt des Museums war Frieder Burda, Ehrenbürger der Stadt Baden-Baden, dabei immer eine Herzensangelegenheit. 2014 wurde mit zwei großen Übersichtsausstellungen unter dem Titel „40I10“ das 10jährige Jubiläum im Museum gefeiert. Aus Anlass des 15ten Jubiläums war 2019 aktuell die Ausstellung „Ensemble“ zu sehen, die anhand des Zusammenspiels mit Meisterwerken aus der Sammlung des Centre Pompidou in Paris die deutsch-französische Freundschaft feiert. Anfang 2019 hatte das Haus noch durch eine Banksy-Ausstellung für Furore gesorgt. Mit dem Salon Berlin, den Frieder Burdas Patricia Kamp leitet, schlägt das Museum eine Brücke in die Gegenwartskunst.

Matthew Lutz-Kinoy. Window to The Clouds
„Window to The Clouds” im Salon Berlin des Museum Frieder Burda ist die erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland des in Paris lebenden Künstlers Matthew Lutz-Kinoy (*1984 in New York). Mit Gemälden, Keramiken und Skulpturen der letzten Jahre möchte die Ausstellung eine Reihe malerischer Betrachtungen urbaner Architektur, historischer Malerei und aktueller Ereignisse aufzeigen. Seine Inszenierungen dienen als Schauplatz einer Welt gemeinsamer Erfahrungen, menschlicher Präsenz und Berührung.
Den Salon Berlin betretend, tauchen die Besucher*innen in eine immersive Skulptur aus pinkfarbenen Pompons und rosafarbenem Teppich ein – eine Raumerfahrung, die Lutz-Kinoys Interesse an künstlerischer Transformation und spirituellen Übergängen räumlich übersetzt. Pompoms, die in ihrer pluralistischen Formensprache zugleich für Kostümierung und Blumen stehen, dienen hier als Filter, durch den andere Werke der Ausstellung betrachtet werden können.
Körper, heilige und profane, erscheinen in Lutz-Kinoys Bildern und erinnern an die Porte de l’Enfer (1880– 1917) des französischen Bildhauers Auguste Rodin. Rodins Bronzetor zeigt dramatische Szenen aus dem epischen Gedicht Inferno, den Betrachtungen Dante Alighieris aus dem 14. Jahrhundert über die Zurückweisung der Sündhaften, während die Seligen zum Göttlichen emporsteigen. Über 180 Figuren drängen, drehen und winden sich in diesem monumentalen Rahmen. In Exhausted Angel Receives an Announcement in Rodin’s Garden (2019) stellt der Künstler einen errötenden Engel dar, der himmelwärts blickt. Schatten zweier Arme reichen hinunter in den Garten zur erschöpften Figur. Von einem buschigen üppigen Immergrün umrahmt, ist die Gartenszene eine malerische Meditation über die Porosität von Innen- und Außenwelten. Wie ein Fenster lädt das Gemälde Betrachter*innen ein, über ihre Realität hinauszuschauen. Im Dialog mit etlichen Keramikarbeiten sowie Wings of Flamingos, Camargue (2020) – einem raumgreifenden Deckengemälde, das auch die Figur des ermüdeten Engels aufgreift – zieht der großflächige, monochrome Teppich die Aufmerksamkeit auf die theatralischen Möglichkeiten der Architektur und auf die Aktivierung eines Raumes durch Ornamentierung.
bis 5. Juni 2021

Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde: Valentin Serow, Ljolja Derwis, 1892, Öl auf Leinwand, 67,5 x 45,5 cm, Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau

Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde: Valentin Serow, Ljolja Derwis, 1892, Öl auf Leinwand, 67,5 x 45,5 cm, Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau

 Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde
Zahlreiche Künstler in Russland ließen sich am Ende des 19. Jahrhunderts von den Themen und der Malweise der französischen Impressionisten anregen. Sie arbeiteten  en plein air und spürten der Flüchtigkeit des Moments nach, wenn sie Szenen des  russischen Alltags portraitierten. Malerinnen und Maler wie Natalja Gontscharowa, Michail Larionow und Kasimir Malewitsch, die später die Avantgarde bildeten, entwickelten aus dem impressionistischen Studium des Lichts ihre neue Kunst. Die Ausstellung zeigt die Internationalität ihrer Bildsprache um 1900 und integriert die russischen Künstler in das Projekt der europäischen künstlerischen Moderne.
27. März bis 15. August 2021

www.museum-frieder-burda.de