Bei der Ausstellung Future of Melancholia handelt es sich um eine Erkundung der Rolle, die Kunst in Bezug auf die Gestaltung unseres Verständnisses von Zukunft spielen kann. Es ist offensichtlich, dass wir in komplexen Zeiten leben, die Gefühle der Schwermut und des Zweifels auch verstärken können. Melancholie steht dabei für eine Stimmung der Zeit, sowohl global als auch regional. Sie ermöglicht es uns zugleich, über innere und äußere Umstände nachzudenken. Das kann unser Verständnis für unsere Beziehung zu den psychologischen, sozialen und natürlichen Umgebungen vertiefen, aber auch auf „andere“ mögliche Welten ausrichten.

Wenn wir über Gemeinsamkeiten von so unterschiedlichen, durch eine lange freud- wie leidvolle Geschichte verbundene Länder wie Serbien und Österreich nachdenken, kommen uns immer wieder so widersprüchliche Begriffe wie Erhaltung, Restaurierung und Prolongierung des Status quo versus einer letztlich doch vorhandenen Fortschrittsgläubigkeit im Sinne eines Glaubens an eine bessere Zukunft ins Bewusstsein, die auch einen Hang zum Utopischen in sich trägt. Dies mündet in einem diffusen Stimmungsbild von Nostalgie um das Althergebrachte, aber orientiert sich auch am Heroisch-Verträumten, quasi als Replik auf Erlebnisse sowie auf den Lauf der Geschichte und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart.

Radomir Reljić, Muzička žrtva (A Musical Sacrifice), 1966Öl auf Leinwand 135 × 135 cm Courtesy Museum of Modern Art, Belgrad Foto: Saša Reljić / MoCAB

Radomir Reljić, Muzička žrtva (A Musical Sacrifice), 1966
Öl auf Leinwand
135 × 135 cm
Courtesy Museum of Modern Art, Belgrad
Foto: Saša Reljić / MoCAB

Diese Sicht auf eine recht unübersichtliche Gemengelage im Zeichen von mangelndem Selbstbewusstsein bei gleichzeitiger Selbstüberhöhung gegenüber den anderen steht allerdings nicht nur für eine regionale Besonderheit, sondern spiegelt ein globales Bild unserer Zeit. Es zeigt nicht nur die Komplexität und teilweise Unsicherheit im Umgang mit den vielseitigen und ständig zunehmenden Ansprüchen der Gegenwart auf, sondern auch einen Backlash, der sein vermeintliches Heil in einem eher traditionellen Weltbild erkennen lässt, der dem Willen zum Fortschritt und zur Veränderung gegenübersteht – wobei nicht klar ist, wohin uns dieser führen wird. Damit verbunden ist auch ein Rückzug ins Private und eine gewisse Abwendung von den Geschehnissen ringsum, teils als Selbstschutz, teils als ein emotionales Wesensmerkmal, was gerne mit Melancholie beschrieben wird.

Die Ausstellung Future of Melancholia will diesem melancholischen Eindruck nachgehen und zeigt in einem Dialog eine historische und eine aktuelle Generation von Künstlern aus Serbien und Österreich. Diese wird in zwei nahezu zeitgleichen Ausstellungen in der HALLE FÜR KUNST Steiermark in Graz und im Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad (Salon of the Museum of Contemporary Art und Gallery-Legacy of Milica Zorić & Rodoljub Čolaković) gezeigt. Dafür wird eine sorgsam kuratierte Auswahl serbischer Künstler in Graz und österreichischer Künstler in Belgrad gezeigt.
22. März bis 8. Juni 2025

halle-fuer-kunst.at