Im Jahr 2025 feiert ganz Wien den 200. Geburtstag von Walzerkönig und Operetten-Superstar Johann Strauss. Das Festjahr fasziniert mit singulären Produktionen, die das OEuvre des Komponisten überzeugend in die Gegenwart transportieren.
In Wien, der Metropole der Lebensfreude und des Walzers, steht das kommende Jahr 2025 ganz im Zeichen von Johann Strauss Sohn, der am 25. Oktober 1825 in der Vorstadt Sankt Ulrich geboren wurde. Und so feiert die Donaumetropole vom 1. Januar bis 31. Dezember „200 Jahre Johann Strauss“ mit einem superben Programm (Intendant: Roland Geyer), das ein breites Spektrum an einzigartigen Produktionen, innovativen Projekten und visionären Deutungen umfasst: klassische Konzerte ebenso wie neu interpretierte Operetten, Zirkus ebenso wie Tanz und Film, Performances ebenso wie Installationen und wissenschaftliche Projekte. Zu erleben sind 65 Produktionen und drei Ausstellungen an Locations in allen Wiener Bezirken, die sich in die Programmsäulen PUR, MIX und OFF gliedern – je nachdem, wie sehr die Werke von Johann Strauss und seine Biografie in den jeweiligen künstlerischen Realisationen bearbeitet und neu gefasst worden sind. Diese umfassende Interpretation des Strauss’schen OEuvres wird etwa am Fledermaustag“, einem wunderbaren Höhepunkt der ersten Jahreshälfte, in konzentrierter Form und auf aufregend zeitgemäße Weise sichtbar. Auch die von späteren Generationen mit Klischees überfrachteten Operetten des Komponisten werden im Jubiläumsjahr überzeugend ins Heute geholt. Außerdem sollen nachfolgend mehrere ganz besondere Projekte vorgestellt werden, darunter ein einzigartiges Happening und ein hinreißendes Zirkusspektakel.

Projektionskünstler MODULUX © Modulux
5. April 2025: Die Fledermaus, sie lebe hoch!
Am Geburtstag der Fledermaus – sie wurde am 5. April 1874 im Theater an der Wien uraufgeführt – flattert Johann Strauss’ berühmteste Operette in verschiedenen Gestalten durch das frühlingshafte Wien. Das Jubiläumsjahr nämlich widmet diesem Tag ein ganztägiges vielfältiges Programm für Fledermaus-Begeisterte von 3 bis 99 Jahre, und speziell das Museumsquartier (MQ) wird zum Schauplatz einer Reihe von außergewöhnlichen Events:
So kann man etwa eine hochaktuelle Auseinandersetzung mit der Fledermaus und daraus resultierende inspirierende Zukunftsvisionen im Rahmen von „Geschöpfe der Nacht“ erleben. Hier stellt der international herausragende Techno-Produzent, DJ und Ökologe Dominik Eulberg den Schattenseiten der derzeitigen sozialen und ökologischen Entwicklungen mit einer multimedialen Biodiversitätsshow und dem daran anschließenden Techno-Club „Bat Rave“ eine positive neue Utopie entgegen: Biodiversität versus Monokultur, sozial wie ökologisch. Mit „Im Takt der Zeit“ wiederum steht ab Einbruch der Dunkelheit im Haupthof des MQ eine von den Projektionskünstlern MODULUX kreierte audiovisuelle Mapping Show auf dem Programm, bei der Projektion und Sound zu einer spektakulären Hommage an die Fledermaus verschmelzen: Die Fassade des MuseumsQuartiers wird zur magischen Leinwand, die das Publikum auf eine überwältigen-de Zeitreise durch das Strauss-Univer-sum von 1825 bis heute mitnimmt. Auch das brillante Janoska Ensemble, dessen ungemein fantasievolle Improvisationen regelmäßig für Ovationen in den Konzertsälen sorgen, widmet sich im MQ der Fledermaus und präsentiert die berühmten Melodien aus der Operette in hinreißenden Arrangements und mit virtuoser Spontaneität. Außerdem gibt es am „Fledermaustag“ für die Kids viel zu erleben, mit tollen Events im Dschungel Wien und im ZOOM Kindermuseum! Abschließend noch einige weitere Tipps: Im angrenzenden Volkstheater werden in der exemplarischen und eigens für das Jubiläumsjahr erdachten Produktion Villa Orlofsky die berühmten Melodien aus der Strauss’schen Fledermaus mit modernem Instrumentarium überschrieben (Regie: Paul-Georg Dittrich). Im Musiktheater an der Wien wird im Herbst zudem eine neue Fledermaus in der Inszenierung von Stefan Herheim realisiert (ab 4. Oktober 2025). Zu Silvester und Neujahr wird auch Otto Schenks berühmte Fledermaus-Inszenierung an der Staatsoper zu sehen sein, und an der Volksoper gibt es 2025 sogar rund 15-mal die Gelegenheit, die legendäre und so sehr mit Wien verbundene Operette zu erleben.

Uraufführung Zeitenwalzer von theaternyx* im Wiener Riesenrad
Vor den Vorhang: sechs ganz besondere Strauss-Projekte
Auch im Prater ist Johann Strauss erfreulicherweise höchst präsent: Die unbedingt empfehlenswerte Uraufführung Zeitenwalzer von theaternyx* ermöglicht es, mit dem Wiener Riesenrad durch die Jahrhunderte vor und zurück zu tanzen. Die Waggons schweben als Zeitkapseln durch fast 400 Jahre Stadtgeschichte, als Reisebegleitung machen Figuren und Stimmen mit ihren Erzählungen und Performances Ausschnitte eines Veränderungsprozesses sichtbar. Mit der Musik von Johann Strauss reisen die Besucherinnen und Besucher durch die Zeit und wechseln mit den Waggons von einem Jahrhundert ins andere. Mit jeder Drehung ermöglicht das „Rad der Zeit“ den Blick auf eine wieder neu erscheinende Stadt – eine Utopie schwebt über Wien (19. Januar bis 14. Dezember 2025). Erstmals in Österreich auf dem Programm steht zudem das Mammutwerk Sleep des britischen Komponisten Max Richter: Dieses „Wiegenlied für eine hektische Welt“ konzentriert sich auf den menschlichen Lebens und lädt die Teilnehmenden im Malersaal des Arsenals auf eine achtstündige nächtliche Reise ein, in der zur Musik von Strauss und Richter in den Schlaf geglitten wird. Richter lädt ein, innezuhalten und den Schlaf nicht als eine bloße Unterbrechung des Tages, sondern als einen bewussten, wertvollen Zustand zu verstehen, der regeneriert und erdet. Speziell dafür konzipiert, die Hörerinnen und Hörer durch alle Phasen des Schlafzyklus zu begleiten, endet die Vorführung dieses Mammutwerks mit den ersten Sonnenstrahlen bei einem gemütlichen Wiener Frühstück (8. März 2025). Ein weiteres beispielhaftes Projekt ist der Escape Room „Schatten des Zweifels – Im Kopf des Genies“ der renommierten österreichischen Künstlerin Deborah Sengl in Zusammenarbeit mit Time-Busters im MQ. Ausgehend von der historischen Person Johann Strauss, entsteht ein ungewöhnlicher Escape Room, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Auseinandersetzung mit dem Innen- und Außenleben des Künstlertums ermöglicht. Zugleich soll eine Reflexion über die eigenen Wünsche, Sehnsüchte und Ängste angestoßen werden. So könnte der Gang durch das Innere von Strauss und sich selbst zu einem anderen Denken und Handeln führen (3. Januar bis 31. Dezember 2025). In Kooperation mit dem Ars Electronica Futurelab entsteht im Jubiläumsjahr 2025 überdies eine exzeptionelle neue Walzersymphonie, die im MQ uraufgeführt wird: Als zukunftsweisende Zusammenarbeit von Mensch und Maschine wird sie von vier Nachwuchskomponistinnen und -komponisten geschaffen, die mit dem KI-basierten Kompositionssystem „Ricercar“ kollaborieren (27. November 2025).

„Blitz und Donner” im Odeon © Kat Menschik
Im prachtvollen Odeon wiederum untersucht die Uraufführung „Blitz und Donner „von Jacqueline Kornmüller Johann Strauss’ unerfüllte Liebe zur jungen russischen Komponistin Olga Smirnitskaja. Milena Michiko Flašar beantwortet die Briefe von Johann Strauss an Olga Smirnitskaja mit Musik von Johanna Doderer und Johann Strauss (25. Januar bis 15. Februar 2025). Und auf dem Wiener Heumarkt wird im Circus-Theater Roncalli das fulminante musikalische Zirkusspektakel Cagliostro zu erleben sein. Basierend auf Motiven der Operette Cagliostro in Wien, hat Erfolgsautor Thomas Brezina eine Zirkusoperette für die ganze Familie verfasst: In der magischen Atmosphäre des Zirkuszelts treffen die mitreißenden Melodien von Johann Strauss auf beeindruckende akrobatische Acts (10. bis 28. September 2025).
Funkelnde Sterne aus dem Strauss’schen Operettenkosmos
Das Jubiläumsjahr 2025 ermöglicht auch eine unvergleichliche Reise durch den Strauss’schen Operettenkosmos mit hochkarätigen Aufführungen meisterhafter Kompositionen und überzeugenden szenischen Interpretationen, die die Operetten des Walzerkönigs im Hier und Jetzt verankern. So steht etwa die Operette Das Spitzentuch der Königin im Musiktheater an der Wien als Neuinszenierung auf dem Programm (Regie: Christian Thausing; ab 18. Januar 2025). An selber Stelle, passenderweise mitten im Fasching, ist mit Der Karneval in Rom zudem eine abenteuerliche, genderverwirrte Liebesgeschichte aus dem karnevalesken Künstlermilieu zu erleben; die konzertante Aufführung mit den Wiener Symphonikern unter Dirigent Patrick Hahn wird von Nikolaus Habjan zusammen mit einer Puppe moderiert und glänzt mit einem wundervollen Ensemble (22. Februar 2025). Mit großer Spannung erwartet wird natürlich die Uraufführung von Das Lied vom Rand der Welt oder Der Zigeunerbaron (Regie: Nuran David Calis): Die inhaltlich so brisante Operette erfährt anlässlich des 200. Geburtstags ihres Komponisten durch Andreas Schett und Markus Kraler (Musicbanda Franui) sowie Librettist Roland Schimmelpfennig eine musikalische wie literarische Überschreibung, die die darin enthaltenen Spannungsverhältnisse sichtbar macht und in einen heutigen Kontext stellt (ab 25. März 2025, MQ/Halle E).

Franz Welser-Möst © R. Mastroianni
Auch im Musikverein begibt sich Stardirigent Franz Welser-Möst mit Christiane Karg, Piotr Beczała und den Wiener Philharmonikern auf Entdeckungsreise in den Operettenkosmos von Johann Strauss: Die weltweit umjubelten Künstler kredenzen ein glanzvolles „Operetten-Pasticcio“ (29. März 2025). Mit der Operette Waldmeister wiederum wird im Strauss-Jubiläumsjahr ein ganz besonderes Kleinod präsentiert: Rund zwei Jahrzehnte nach der Fledermaus hatte der Komponist gemeinsam mit seinem Librettisten Gustav Davis (1856–1951) dieses Loblied auf die Sinnenfreude geschaffen, in dem es gilt, Ordnung nicht nur in Liebesangelegenheiten, sondern auch in die Botanik zu bringen. Der österreichische Erfolgsregisseur Josef E. Köpplinger entdeckt nun dieses wunderbare, heute aber kaum noch bekannte Juwel neu für die Bühne (ab 25. April 2025, MQ/Halle E). Im Juni 2025 braust überdies Strauss’ erste Operette – mit leicht adaptiertem Titel: Indigo und die 23 Räuber*innen – im Reiseformat durch alle 23 Wiener Bezirke, und im August wird im traumhaft schönen Schlosstheater Schönbrunn Wiener Blut vom schon erwähnten Regie-Jungstar Nikolaus Habjan fantasievoll und mit Witz in Szene gesetzt (ab 10. August 2025).
Abschließend soll noch ein kurzer Blick in den Herbst 2025 geworfen werden, denn in der Volksoper kommen zum Jubiläumsjahr zwei spektakuläre Neuproduktionen auf die Bühne: Man darf einer spannenden Deutung der schillernden Operette Eine Nacht in Venedig (Regie: Nina Spijkers; ab 25. Oktober 2025) ebenso entgegenfiebern wie einer neuen Märchenoperette, die auf der Basis des Strauss’schen Ballettfragments Aschenbrödel erarbeitet und uraufgeführt wird (ab 29. November 2025).
www.johannstrauss2025.at