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In seinen Malereien, Filmen und Performances wie auch in seinen Zeichnungen und Keramiken beschäftigt sich Mikołaj Sobczak mit der Darstellung geschichtlicher Ereignisse. Mit Leibeigene zeigt die Kunsthalle Münster die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers außerhalb Polens und präsentiert die unterschiedlichen Facetten seines künstlerischen Schaffens.

In seinen Werken wirft Sobczak Fragen nach einer neuen kollektiven Identitäts- und Erinnerungskultur auf. Im Rückgriff auf historische Ereignisse, aber auch fiktive Narrative wie Märchen, Sagen und Mythen erweitert er die Erzählmuster tradierter, kanonisierter und instrumentalisierter Geschichte um Momente der Emanzipation. Dabei sieht er die dringende Notwendigkeit, die Historiografie durch eine permanente Reformulierung zu befragen, die großen Narrative der Geschichte zu erweitern. Er möchte diese nicht den Populisten überlassen, die ihre Erzählungen mit einem vermeintlich wahren Blick in die Historie zu legitimieren versuchen, mit dem Ziel, bestehende Ängste anzufeuern.

In Zeiten politischer Radikalisierungen lädt seine Kunst dazu ein, sich mit der Konstruktion von Geschichte auseinanderzusetzen. In seinen Malereien spielt er mit der Konvention des klassischen Historienbildes, indem er die ureigenen Qualitäten des Genres für seine Werke nutzt. Seine verdichteten Darstellungen basieren oftmals auf Kompositionen ikonischer Gemälde, die Zitate werden collageartig zusammengebracht und in neue Zusammenhänge überführt, nicht zuletzt indem sie etwa mit Motiven einer Counterculture oder Populärkultur konfrontiert werden. Seine Motive stammen aus ganz unterschiedlichen Kontexten, wobei jede Person, jeder Ort, jeder Gegenstand eine Geschichte hat, sodass sich die Werke Sobczaks durch eine komplexe Ikonografie auszeichnen. Die Collage als gewählte künstlerische Form legt Fragmente der Geschichte offen, erlaubt es Geschichte(n) in ihrer Vielfalt zu erzählen und dadurch mit einer historischen Vereinfachung von Ereignissen zu brechen.
16. Oktober 2022 bis 22. Januar 2023

www.kunsthallemuenster.de