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Die retrospektiv angelegte Schau der Kunsthalle Tübingen stellt das Schaffen Daniel Richters – in seinen Haupt- und Nebenwegen – erstmals seit vielen Jahren wieder in Deutschland im Überblick aus. Im Mittelpunkt der Schau steht der figurative Impuls bei Daniel Richter und die Frage, wie der Künstler anhand des figürlichen Repertoires in seinem Werk das Verhältnis von Mensch, Körper und Gesellschaft sowie von innerer und äußerer Realität über die letzten drei Jahrzehnte inhaltlich und stilistisch immer wieder neu thematisiert.

Daniel Richter (*1962) zählt zu den bedeutendsten Malern seiner Generation. Über die letzten drei Jahrzehnte hat der heute in Berlin und Wien lebende Künstler mit einer unermüdlichen schöpferischen Kraft und Experimentierfreude ein großes Œuvre geschaffen. Der vitale und vielschichtige Bilderstrom Daniel Richters speist sich sowohl aus bestehenden Bilderwelten als auch aus inneren Imaginationen – er ist subjektiv und kollektiv zugleich. Indem Richter Versatzstücke der Populärkultur, in Printmedien überlieferte politische Ereignisse und Motive aus der Kunstgeschichte zitiert und emotional auflädt, führt er den expressionistischen Unmittelbarkeitsgestus auf konzeptuelle Weise weiter und befragt die Möglichkeiten der Malerei jenseits stilistischer Festschreibungen immer wieder neu.

Daniel Richter, ohne Titel, o. J., Öl auf Leinwand, Privatsammlung Lütjenburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jochen Littkemann, Berlin

Daniel Richter, ohne Titel, o. J., Öl auf Leinwand, Privatsammlung Lütjenburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Jochen Littkemann, Berlin

Die künstlerischen Anfänge von Daniel Richter liegen im Bereich der angewandten Kunst. So entwarf Richter in den 1980er Jahren Plattencover und Plakate von Bands. Von 1991 bis 1995 studierte er an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg Malerei. In Auseinandersetzung mit der figurativen neo-expressionistischen Malerei eines Werner Büttner, Martin Kippenberger und Albert Oehlen entwickelt Richter zunächst seine eigene bunte, vom abstrakt-ornamentalen Graffiti inspirierte Malweise, die zu Beginn noch die Punk-Attitüde der Hamburger Subkultur atmete.
Um das Jahr 2000 entdeckte Daniel Richter dann die Figuration für sich. Sie ermöglichte es ihm, seine Erfahrungen mit der Welt und seine Vorstellung davon erzählerisch in die nonverbale Sprache der Malerei zu übersetzen. Angeregt von Zeitungsfotos und Geschichtsbüchern entstehen großformatige, bühnenartige Historienbilder. Allegorien gleich leuchten sie gesellschaftliche Randfiguren, soziale Dramen und krisenhafte geschichtliche Ereignisse aus. Neben großen Gesellschaftspanoramen stehen kleine intimere Bilder, symbolistische Selbstporträts und Stillleben, die die conditio humana des Gegenwartsmenschen spiegeln.
6. Mai bis 3. Oktober 2023
artinwords.de

Daniel Richter, Phienox, 2000, Öl auf Leinwand © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg, Foto: Jochen Littkemann, Berlin

Daniel Richter, Phienox, 2000, Öl auf Leinwand © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg, Foto: Jochen Littkemann, Berlin