Mit fast 50 Arbeiten aus der Sammlung Wilfried und Gisela Fitting sowie aus der Sammlung Hans Bolliger des Kunstmuseum Bonn schlägt die Werkschau im Kunstmuseum Ravensburg einen Bogen von den Anfängen bis zum Spätwerk, setzt einen Schwerpunkt bei den 1920er- und 1950er-Jahren und lädt die Besucher ein, in die fantasievollen Bildwelten von Max Ernst einzutauchen.
Max Ernst (1891–1976) gehört zu den großen Formverwandlern und geistigen Erneuerern in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Zeitlebens war sein Werk von intellektueller Neugier, Experimentierfreude und Erfindungsreichtum geprägt. Als früher Protagonist des Dadaismus, Pionier des Surrealismus und fortwährender Erfinder neuer künstlerischer Techniken schuf er ein einzigartiges Œuvre, das sich jeder klaren stilistischen Definition entzieht. Seine Bildwelten sind Schöpfungen einer grenzenlos scheinenden, dabei sehr präzisen Fantasie, die er durch die Erkundung experimenteller Techniken stimulierte. In einer wohlkalkulierten Balance von Zufall und Steuerung dienten neue bzw. erweiterte Techniken wie die Collage, Frottage (Durchreibeverfahren), Grattage (Abkratzverfahren) oder Décalcomanie (Abklatschtechnik) der Erkundung des Unbewussten, des Visionären und Fantastischen. Nicht nur anhand von Blättern der berühmten Frottagen mit dem Titel »Histoire Naturelle« vermittelt die Ausstellung einen Eindruck von Max Ernsts Experimentierlust und visionärem Ausdruckswillen, sondern ebenso durch intime Gemälde, Aquarelle, Collagen, Grafiken und einige plastische Arbeiten.
20. November 2021 bis 20. Februar 2022
CAROLINE ACHAINTRE. SHIFTINGS
Die erste museale Einzelausstellung von Caroline Achaintre (*1969, lebt in London) in Deutschland gibt Einblick in das einprägsame Werk der deutsch-französischen Künstlerin. Achaintre überführt tradierte Techniken wie Tapisserie, Keramik und Aquarell in die Gegenwart und erkundet dabei die Grenzen zwischen Abstraktion und Gegenständlichem. Ihre Keramiken, Aquarelle und imposanten großformatigen Wandteppiche sind Einladungen an das freie Spiel der Vorstellungskraft und lassen wundersame, animalisch wirkende Figuren und maskenhafte Formationen in Erscheinung treten. Achaintres Inspirationsquellen sind Bilder aus der Hoch- und Popkultur, die in ihren Werken ein Eigenleben entwickeln. Neben kunsthistorischen Bezugspunkten u. a. zum deutschen Expressionismus, ›Primitivismus‹ und zur Arts-and-Crafts-Bewegung ist das Horror-, Heavy Metal- und Science-Fiction-Genre für sie ebenso von Bedeutung wie der subversive Geist mitteleuropäischer Karnevals- und Faschingsgebräuche. Ihre kraftvollen Tapisserien entwickelt Achaintre mit der Technik des Tuftens, bei der einzelne Wollfäden mit Hilfe einer Druckpistole von hinten durch die Leinwand geschossen werden. Sie wirken wie geheimnisvolle Relikte einer unbekannten Kultur und entfalten sowohl eine starke physische wie auch sinnliche Präsenz.
20. November 2021 bis 20. Februar 2022