Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Zum Kunst­pa­lais gehört die Städ­ti­sche Samm­lung Erlangen, die bisher weit über 4.500 Werke umfasst. Ihr Schwer­punkt liegt auf inter­na­tio­naler multi­pli­zierter Kunst: Grafiken, Multi­ples und Künst­ler­bü­cher sowie Foto­grafie und Video­ar­beiten.
Seit die Samm­lung 1966 begonnen wurde, ist sie immens ange­wachsen, sowohl durch Schen­kungen von Künstlern und Privat­per­sonen also auch durch Ankäufe aus dem städ­ti­schen Etat. Sie versteht sich als Ideen­ge­schichte der Kunst nach 1945: ob Pop Art, Op-Art, Land Art, Konkrete Kunst oder Informel – alle bedeu­tenden Kunst­rich­tungen von der Nach­kriegs­zeit bis heute sind in Erlangen vertreten.
Jedes Jahr wird die Samm­lung um sorg­fältig ausge­wählte neue Arbeiten ergänzt, um auch weiterhin die neueste Kunst­ge­schichte mit ihren wich­tigsten Vertretern reprä­sen­tieren zu können.
Zu den Aufgaben, die mit der Samm­lung verbunden sind, zählen nicht nur deren Bewah­rung, Erfor­schung und Fort­füh­rung. Auch das Zeigen und Vermit­teln dieser Schätze ist ein wich­tiges Anliegen. So sind die Werke aus der Städ­ti­schen Samm­lung sowohl in thema­ti­schen Grup­pen­aus­stel­lungen des Kunst­pa­lais sowie auch in eigenen Samm­lungs­prä­sen­ta­tionen zu sehen. Die Neuerwer­bungen jeden Jahres werden im eigenen Blog vorgestellt und nach Möglich­keit bei ihrer Ankunft in den Ausstel­lungs­räumen präsentiert.

Das Kunstpalais Erlangen zeigt bis 12. September 2021 zwei Ausstellungen von zeitgenössischen Künstlern aus Polen und den USA, die beide erstmals in Deutschland mit monografischen Schauen zu sehen sind. Beide Künstler beziehen sich in ihrer Ausstellung auf gesellschaftspolitische Realitäten unserer globalen Gegenwart. Zuzanna Czebatul ist Bildhauerin im unkonventionellen Sinn. Sie greift auf Materialien von Plüsch und Vlies bis Glas und Beton zurück, um Fragen nach den Strukturen unserer Wirklichkeit und dahinter liegenden Mechanismen von Macht auf den Grund zu gehen. Der amerikanische Maler Devan Shimoyama umkreist in mythologischen, fantastischen oder historischen Konstellationen alternative Formen von Männlichkeit zwischen Glamour und Fantasy. Museumsdirektorin Amely Deiss und Kurator Malte Lin-Kröger ist es gelungen, „diese beiden außergewöhnlichen Künstler für einen fulminanten Kunstsommer nach Erlangen einzuladen“.

Zuzanna Czebatul. The Happy Deppy Ecstasy Institute
In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland, stellt Zuzanna Czebatul (* 1986 in Międzyrzecz, Polen) Fragen nach Macht, ihrer symbolischen Verkörperung und danach, wie Machtverhältnisse unsere soziale Wirklichkeit strukturieren. Für das Kunstpalais produziert die in Berlin lebende Bildhauerin nicht nur neue Skulpturen, sondern erstellt ein umfangreiches künstlerisches Raumprogramm, das sich wie eine Parodie auf real aufgeführte Endzeitspektakel lesen lässt. Mächtige Gaspipelines, mannshohe Türme aus Körperpanzern oder die Raubkopie eines Louvre-Fassadenteils spiegeln dabei Czebatuls Faszination für geopolitische Themen und monolithische Formen wider. Die sich in der Ausstellung überlagernden Diskurse um Macht- und Deutungsansprüche gleichen einer Signatur unserer Zeit.
Bei aller ästhetischen Wucht beschäftigen sich Czebatuls Werke vor allem mit den gerne verdrängten Aspekten unserer Produktions- und Lebensweise. Vor dem Horizont gegenwärtiger politischer, ökonomischer und ökologischer Krisen schöpft sie aus den Strategien einer vielstimmigen, emanzipatorischen Gegenkultur, ohne dabei der Versuchung moralischer Endgültigkeit zu erliegen. In Zeiten, in denen die Standbilder von Kolonisatoren geschleift und zugleich imperiale Schlösser rekonstruiert werden, stellen ihre Arbeiten geistreiche Anti-Monumente dar – Denkmäler einer noch zu errichtenden ideologiefreien Gesellschaft.
19. Juni bis 14. November 2021

Devan Shimoyama, Chakra Chart, 2021, Öl, Farbstift, Collage, Glitzer, Acryl und Strass auf Leinwand, 152,40 x 121,92 cm, Courtesy the artist, Foto: Tom Little

Devan Shimoyama, Chakra Chart, 2021, Öl, Farbstift, Collage, Glitzer, Acryl und Strass auf Leinwand, 152,40 x 121,92 cm, Courtesy the artist, Foto: Tom Little

Devan Shimoyama. All The Rage
Mit „All The Rage“ zeigt das Kunstpalais erstmals eine Ausstellung des amerikanischen Malers Devan Shimoyama (* 1989 in Philadelphia, USA) in Europa, der mit seinen vielschichtigen, einprägsamen Materialcollagen in den USA bereits erste große Erfolge feiert. Leuchtende Farben, knallige Umrisslinien, Pailletten, Strass, Stoff und Federn charakterisieren Shimoyamas Kunst unverwechselbar. In seiner neuesten Werkserie stellt er Freunde, Idole und immer wieder auch sich selbst in unterschiedlichen Rollen mit mythologischem und fantastischem Bezug dar. Die schillernden, selbstbewussten Figuren auf Shimoyamas großen Leinwänden verkörpern für sich und andere das Recht auf die unbegrenzte Möglichkeit, sich selbst zu positionieren und zu definieren. Wassermann, Vampira, Schwertträger und Medusa – und damit auch die durch sie verkörperten realen Personen – stellen sich in Shimoyamas Bilderfindungen extrovertiert und spielerisch gegen gesellschaftlich auferlegte Definitionsschranken von Gender, Sexualität oder Herkunft.
Als homosexueller Afroamerikaner hat Devan Shimoyama einen intensiven Bezug zu Themen der Schwarzen Community wie auch der queeren Subkultur in den Vereinigten Staaten. Auch den Schattenseiten dieser Lebenswirklichkeit wie Alltagsrassismus und Polizeigewalt, Schwulen- und Frauenfeindlichkeit stellt er mit seiner Kunst kraftvolle Ikonen gegenüber, die Hoffnung, Stärke und Schönheit ausstrahlen.
19. Juni bis 14. November 2021
www.kunstpalais.de