Die Aufführung im Staatstheater Cottbus erfolgt nach der neu veröffentlichten Kritischen Erstausgabe von Antony Beaumont. Dabei handelt es sich um eine neu entdeckte und bisher noch nie gespielte Fassung der Oper, die Zemlinsky 1913 für das Theater Mannheim erstellt hat.

Gottfried Kellers humoristische Novelle vom armen Schneiderlein, das überschwängliche Sehnsüchte hegt, im Nachbarort als Hochstapler auftritt und schließlich von der Menge enttarnt wird, ist als Lektüre aus dem Deutschunterricht weithin bekannt. Alexander von Zemlinsky schuf daraus eine Oper voller Charme, Witz und psychologischem Einfühlungsvermögen, in der weit mehr steckt als nur ein Moralisieren über Sein und Schein. Der Schneider Wenzel Strapinski schlüpft nicht aus Großmannssucht in die Rolle eines polnischen Grafen, sondern ergibt sich eher passiv den Zuschreibungen der Goldacher Bürger, die ihre eigenen Sehnsüchte auf ihn projizieren – nicht ohne ihn zugleich dafür zu hassen.
Stephan Märki spürt in seiner Inszenierung den vielfältigen Themen in dieser Geschichte nach, die von der Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und öffentlicher Wahrnehmung, Traum und Realität erzählt, in der es aber auch um ein Künstlerschicksal und eine schmerzhafte Außenseitererfahrung geht.
Zemlinsky, 1871 in Wien geboren und ein Freund Gustav Mahlers, komponierte eine betörend farbenreiche, spätromantisch überfließende Musik, in der sich beziehungszauberisch das ganze Spektrum des Fin de Siècle bricht – und die zugleich den Weg in die Moderne ebnete.
Premiere 25. Januar 2025
weitere Aufführungen: 28. Januar, 28. Februar, 27. März, 19. April und 28. Mai 2025

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