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Unter der Leitung von Jascha von der Goltz spielt das  Musikkollegium Winterthur, eines der traditionsreichsten musikalischen Institutionen Europas. Solistin ist die Schweizer Fagottistin Valeria Curti. Sie setzt sich mit viel Leidenschaft für die solistische Präsenz des Fagottes in der heutigen Musikszene ein und pflegt deshalb regelmässige Auftritte als Solistin und Kammermusikerin im In- und Ausland.

Würdiger kann eine Saison mit dem Titel „enfants terribles” nicht schließen. Während draußen das Albanifest lärmt, blicken wir ins Jahr 1922: George Antheil kommt von Amerika nach Europa, bewaffnet mit einer „eiskalt mechanistischen Ästhetik” sowie einer kleinen automatischen Pistole unter dem Konzertfrack. Erwin Schulhoff schreibt seine „Bassnachtigall” für Solo-Kontrafagott, laut Epilog „um euch aufzupeitschen ihr kleinen Marionetten, Seelengigerl, hornbrilligen Salonintellektualisten”. Paul Hindemith sorgt in seiner frechen „Kammermusik” mit den Klängen von Trompete, Schlagzeug und Sirene für Furore. Das Programm zeigt aber noch mehr: Zum Beispiel, dass Antheil ein Kannibale unter den „enfants terribles” war, dessen „Golden Bird” recht schamlos einem (heute vergessenen) Vorbild nachempfunden ist. Oder dass Hindemiths Streiche eben doch gehaltvolle Kunst sind, weswegen das Autograf von op. 24 in Werner Reinharts Winterthurer Sammlung landete. Oder dass Schulhoffs kaum je zu hörendes „Ogelala” schlicht grandios ist. Nicht verpassen!
25. Juni 2022

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