Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Das Lenbachhaus sammelt, bewahrt, erforscht und präsentiert die Münchner Kunst des 19. Jahrhunderts, die Kunst des Blauen Reiter und der Neuen Sachlichkeit sowie vor allem die internationale Gegenwartskunst. Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit sind aufeinander abgestimmt und ergänzen sich gegenseitig. Sie informieren das Münchner sowie das internationale Publikum über bedeutende Kunstentwicklungen. Dabei hat das Neue und Bewegende Vorrang vor allgemeiner Akzeptanz. Die Perspektive des Lenbachhauses ist es, die Sammlungen immer wieder neu zu gruppieren, miteinander in Bezug zu setzen, unterschiedlich zu präsentieren und zugleich ein Ausstellungsprogramm zu realisieren, das aus der Spannung zwischen dem Neuen, Aktuellen und dem geschaffenen Fundament der Sammlung lebt.

Die Sonne um Mitternacht schauen
Die Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München präsentiert Werke der Gegenwartskunst, die seit 1958 bis heute entstanden sind.
Das früheste Werk ist ein Gemälde von Maria Lassnig, die in den 1950er Jahren eine gegenstandslose Malerei verfolgte. Mit ihrer körperbetonten Gestik nahm sie Entwicklungen des Abstrakten Expressionismus vorweg. Später schrieb sie Kunstgeschichte durch die Einführung der „Körperbewusstseinsmalerei“, mit der sie ihren eigenen Körper und Geschlechterfragen auf der Leinwand thematisierte. Seit den 1960er Jahren sind VALIE EXPORT und Friederike Pezold im feministischen Kunst-Diskurs aktiv und sind bekannt für ihre radikalen Performances, Videos und Fotografien. Meist stellten sie sich selbst in den Fokus und bezogen die Öffentlichkeit in Debatten über den weiblichen Körper und den männlichen Blick ein. Das Lenbachhaus hat früh feministische Positionen in Ausstellungen gezeigt und für die Sammlung erworben. Fragen von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und deren Verhältnis zueinander beschäftigten in den 1970er Jahren die Künstler des kanadischen Kollektivs General Idea, zu dem AA Bronson gehörte; später war die AIDS-Krise zentrales Thema ihrer Kunst. Die Fotografinnen Barbara Klemm und Helga Paris dokumentieren seit den 1960er/70er Jahren die sich wandelnde politische und soziale Wirklichkeit im geteilten Deutschland, deren Protagonisten persönliche und gesellschaftliche Identitäten, Feminismus und Emanzipation sowie das Leben in Familien und Nachbarschaften sind. Sehr persönlich und auf sich bezogen, aber immer das Gesellschaftliche im Blick, geht die Fotografin Cindy Sherman mit dem Thema ihres Körpers, Geschlechterfragen, der Konstruktion von Identität und dem für sie damit verbundenen Schrecken um. Eine junge Position zum Thema Identitätsbildung, Humanität und Sexualität vertritt Tejal Shah, deren hier gezeigtes Werk erstmals bei der documenta 13 im Jahr 2017 zu sehen war.
Die Ausstellung versammelt unter anderem erstmals zu sehende Neuerwerbungen und Schenkungen der letzten Jahre – vor allem auch Werke der KiCo Stiftung, die das Lenbachhaus seit über 20 Jahren im Bereich der Gegenwartskunst unterstützt.
Mit Werken von Monica Bonvicini, Candice Breitz, AA Bronson, VALIE EXPORT, Isa Genzken, Flaka Haliti, Barbara Hammann, Judith Hopf, General Idea, Annette Kelm, Barbara Klemm, Eva Kot’átková, Maria Lassnig, Michaela Melián, Senga Nengudi, Helga Paris, Friederike Pezold, Tejal Shah, Cindy Sherman, Katharina Sieverding, Rosemarie Trockel
bis 1. August 2021

Isa Genzken, Soziale Fassade, 2002, Metall, Holz, Metallfolie, Klebeband, 70 cm x 100 cm x 2,1 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Sammlung KiCo, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Isa Genzken, Soziale Fassade, 2002, Metall, Holz, Metallfolie, Klebeband, 70 cm x 100 cm x 2,1 cm, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Sammlung KiCo, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Unter freiem Himmel
Unterwegs mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter
Wassily Kandinsky und Gabriele Münter – wir kennen sie als zentrale Figuren der Künstlerformation Der Blaue Reiter. Bereits vor dieser Zeit verband die beiden eine enge künstlerische Beziehung. Die Ausstellung widmet sich erstmals ihren gemeinsamen Wegen in den Jahren von 1902 bis 1908. Auf zahlreichen Reisen schuf das Paar kleine Malereien und Fotografien: Unter freiem Himmel und mit leichtem Gepäck. Etwa in Kallmünz, Rotterdam, Tunis, Rapallo und Paris entstanden Ölskizzen und Fotografien direkt vor den Motiven.
Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der fotografischen und gemalten Bilder zeigen uns die Fragestellungen eines modernen Künstlerpaares. Ihre Suche nach einer zeitgenössischen Ästhetik in der Malerei ist antiakademisch und impressionistisch – ob in Kallmünz oder Karthago. Nach vier Jahren endete diese Suche, nach einem ganzen Jahr in Paris 1906/1907 kehrten sie nach Deutschland zurück, verbrachten den Winter in Berlin, das Frühjahr in Südtirol, bevor sie im Frühsommer 1908 den Entschluss fassten, das unstete und sozial reduzierte Wanderleben zu beenden und sich wieder dauerhaft in München niederzulassen. Mit diesem Augenblick endet die Ausstellung, welche die besondere künstlerische Nähe Kandinskys und Münters in den frühen gemeinsamen Jahren von 1902 bis 1908 herausstellt.
bis 6. Juni 2021

Wassily Kandinsky, Kallmünz – Gabriele Münter beim Malen I, Sommer 1903, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957

Wassily Kandinsky, Kallmünz – Gabriele Münter beim Malen I, Sommer 1903, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957

Gruppendynamik. Der Blaue Reiter
Neben der berühmten Kunst des Blauen Reiters von Münter, Kandinsky, Marc und Macke zeigt das Münchner Lenbachhaus nun auch neu entdeckte Werke von Elisabeth Epstein, Maria Franck-Marc, Arnold Schönberg und Alexander Sacharoff. Die Blaue Reiter-Ausstellung „Gruppendynamik“ öffnet den Blick auf die Inspiration durch russische Volkskunst, japanische Holzschnitte, Kinderzeichnungen, zeitgenössischer Musik sowie Werken aus Bali, Gabun, Ozeanien, Sri Lanka, Mexiko und Ägypten.
Entdecken Sie einzigartige Leihgaben aus dem Pariser Centre Pompidou oder New Yorker Guggenheim Museum und lassen Sie sich von der neuen Erzählung des Blauen Reiter überraschen. Welchen Einfluss hatte der europäische Kolonialismus auf das Kunstverständnis des Blauen Reiter? Worin bestand die Verbindungen von bayerischer Volkskunst zu japanischen Holzschnitten oder Werken aus Gabun? Mit welchem Selbstverständnis trat das Kollektiv auf? Kommen Sie vorbei und sehen Sie den Blauen Reiter wie noch nie zuvor.
Diese Ausstellung ist Teil der „MuSeenLandschaft Expressionismus”
bis 5. März 2023

www.lenbachhaus.de