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Basis der vergnüglichen Oper ist die fast operettenhafte Lebensgeschichte Zar Peters des Großen, der einst in „großer diplomatischer Mission“ durch Europa reiste und sich dabei u.a. im niederländischen Zaandam (deutsch: Saardam) mit den Techniken des Schiffsbaus vertraut machte.

Für Zündstoff und Komik sorgt in Lortzings Stück eine wirklich fatale Verwechslung. Man hält den falschen Peter (Peter Iwanow) für den russischen Regenten, sodass nicht nur Iwanows Heiratspläne mit Marie vorerst erheblich durcheinander geraten.

Als Dresdner hat Regisseur Jürgen Pöckel schon einmal quasi lokalpatriotische Affinität zum Stoff über diese legendäre Inkognito-Reise des Zaren im Jahr 1697/98 durch Westeuropa. Der Zar weilte sowohl anlässlich dieser „Großen Gesandtschaft“, aber auch später mehrmals in der Residenz an der Elbe. Über das Stück äußert Pöckel: „Es ist schon wirklich bedauerlich, dass Lortzings im besten Sinne volkstümliche Opernstücke mehr und mehr aus den Spielplänen verschwinden. Mit größter theatralischer Könnerschaft und funkelndem kompositorischen Witz – er war ja alles in Personalunion: Textautor, Tonsetzer und Darsteller der Buffopartien seiner Stücke, so auch hier des Peter Iwanow – gelingt es Lortzing, Staatsaktion und die private Liebesgeschichte „kleiner Leute“ zu verknüpfen und ein Publikum intelligent und auf dem Höhepunkt des Stückes, einem wirklich unfassbar turbulenten und überdrehten Finale des 2. Aktes, mit fast anarchischem Ansatz in atemlose Spannung zu versetzen. Dieses Finale, das absurde Verwechslung von Personen, Kneipenrazzia samt veritabler Schlägerei und große Europa-Politik miteinander vereint, zählt zu den Glanzpunkten der deutschen Spielopern-Literatur. Vergleichbares gibt es eigentlich nur noch in von Flotows „Die Lustigen Weiber von Windsor“. Die Aufführung am Nordharzer Städtebundtheater wird genau diesen Versuch unternehmen, sentimentale Liebesgeschichte, repräsentativen (Historien)-Opernton und intelligente musikalische Komödie unter einen Hut zu bekommen. Assoziationen zum Heute und Jetzt: Schwarzarbeit, Regulierungswahn durch Behörden, Globalisierung, Mentalitätsunterschiede zwischen Holländern und Russen liegen auf der Hand und werden sich in der Inszenierung vergnüglich unaufdringlich spiegeln. Und der Beweis soll angetreten werden, dass Lortzings funkelnde Opernkomödien vital und lebensfähig sind wie eh und je und ein Publikum in allerbestem Sinne zu unterhalten vermögen.“

17. Oktober 2020, 19:30 Uhr

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