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Die im März 1933 beginnende Umwandlung Österreichs in einen autoritären Staat mit faschistischem Zuschnitt warf ihre Schatten auch auf eine der wichtigsten kulturellen Institutionen Österreichs: die Salzburger Festspiele. Mit der Inszenierung von Goethes „Faust“, die Max Reinhardt, Regie-Star und Mitbegründer der Festspiele, mit einer spektakulären Simultanbühne, der „Fauststadt“, 1933 vornahm, befand sich das Festival inmitten ideologischer Kulturkämpfe.
Die Ausstellung stellt Reinhardts berühmte Inszenierung, die im Herbst 1933 an das Theater in der Josefstadt übersiedelte, in ihren zeitgeschichtlichen Kontext – insbesondere vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Einflussnahme auf die Festspiele als Symbol der kulturellen Selbständigkeit Österreichs. Für Reinhardt waren die Festspiele 1933 auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil er im Begriff war, sein Berliner Theaterimperium zu verlieren.
Die Schau wirft auch ein Schlaglicht auf die Beziehung Max Reinhardts zu seinem Salzburger „Antipoden“ Stefan Zweig, mit dem ihn ein über die Jahre angespanntes Verhältnis verband, dem er sich aber im Zuge des „Faust“ 1933 annäherte. Zu Reinhardts 60. Geburtstag am 9. September 1933 wurde ihm eines der höchsten staatlichen Ehrenzeichen verliehen, aber er war schon bald antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt: düstere Vorboten des „Anschlusses“. Die auf dem Reinhardt-Bestand der Wienbibliothek im Rathaus fußende Ausstellung zeigt Max Reinhardt inmitten einer zwischen dem Austrofaschismus und dem NS-Staat geführten ideologischen Auseinandersetzung – ausgetragen anhand des „deutschesten“ Stücks der Theatergeschichte.
Eine Kooperation mit dem Stefan-Zweig-Zentrum Salzburg, dem Archiv der Salzburger Festspiele und dem Theatermuseum Wien.
29. November 2023 bis 16. Februar 2024
www.wienbibliothek.at