Das Museum Werdenfels zeigt anlässlich seines 100. Jubiläums die Sonderausstellung „Tausende Objekte und noch viel mehr Geschichte(n) – Kultur Kunst und Tradition 5000 v. Chr. bis heute“. Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine faszinierende Zeitreise durch 7000 Jahre Kulturgeschichte. Im Mittelpunkt stehen 200 besondere Exponate: 100 Objekte, die der Mensch am Körper trug, und 100, mit denen er seine Umgebung gestaltete. Die Ausstellung erstreckt sich über das gesamte Haus und bietet mit einer einzigartigen Trachtengewandausstellung, interaktiven Erlebnissen sowie künstlerischen Interventionen neue Perspektiven auf historische Artefakte. Dabei wird auch die Museumsgeschichte als Kulturgeschichte lesbar – in Zeiten revolutionärer technischer Neuerungen sollte das Museum Traditionen und Überlieferung für jüngere Generationen bewahren und vermitteln. Diese Herausforderung ist heute sicher wieder besonders akut.

Ausstellungsansicht, Stephan Hann, Intervention © Museum Werdenfels/Anton Brandl
Zusätzlich setzen zeitgenössische Künstler neue Akzente im historischen Rahmen:
• Der Berliner Objektkünstler Stephan Hann untersucht mit seinen Transformationen historische Textilien.
• Rita de Muynck reflektiert mit ihrer Installation „Ausgewickelt – Follow The Girls“ über das Wickeln von Säuglingen und dessen historische Bedeutung.
• Die Bildhauerin Marie Ostler verbindet Glas und Berglandschaften und spielt mit den Grenzen von Realität und Fiktion.
• Der Maler Alejandro Valbuena erforscht das Unterbewusstsein in seiner Installation im historischen Schlafraum.
• Die Lichtkunstinstallation von Michael Gene Aichner beleuchtet das Wirken von Fritz Pfaffenzeller, dem Gründer der „Villa Orient”.
• Klanglandschaften von Michael Popp und Thomas Hoffmann verbinden Vergangenheit und Zukunft durch akustische Erlebnisse.
Die Jubiläumsausstellung möchte Begeisterung für die Faszination des kulturhistorischen Museums wecken, das nicht nur ein Ort der Bewahrung, sondern auch der lebendigen Erfahrung ist. Die Besucher werden eingeladen, zu staunen, zu entdecken und in die Geschichte(n) der Region einzutauchen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung und bietet vertiefende Einblicke in die Welt der historischen Objekte und ihrer Bedeutung für die Gegenwart.
12. April bis 9. November 2025

Ausstellungsansicht, Stephan Hann, Intervention © Museum Werdenfels/Anton Brandl
„Brillanz und Transparenz – Hinterglaskunst der Moderne bis heute
Die Ausstellung „Brillanz und Transparenz – Hinterglaskunst der Moderne bis heute“ zeigt, wie moderne und zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler die Technik der Hinterglasmalerei adaptierten. Sie verfolgt die Entwicklung dieser Kunstform seit dem Blauen Reiter und beleuchtet verschiedene Perspektiven auf das Material Glas.
Besonders im frühen 20. Jahrhundert nutzten überraschend viele Künstlerinnen und Künstler wie Gabriele Münter, Walter Dexel oder Oskar Schlemmer Glas als neues Ausdrucksmedium, was eng mit dessen außergewöhnlichen Materialeigenschaften und wechselnder Symbolik verbunden ist. Künstlerische Positionen der Gegenwart verdeutlichen die anhaltende Relevanz der Hinterglaskunst.
Das Museum
Die Ursprünge des Museums Werdenfels reichen bis ins Jahr 1895 zurück, als die Distrikts-Zeichen- und Schnitzschule Partenkirchen eine „Muster- und Altertümersammlung“ anlegte. Diese umfasste etwa 300 historische Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände, die den Schülern als Lehrmaterial dienten. In einer Zeit der zunehmenden Industrialisierung sollten diese Objekte das traditionelle Handwerk bewahren und fördern.
Mit dem aufblühenden Tourismus um die Jahrhundertwende wuchs das Bedürfnis, die Geschichte und Kultur der Region dauerhaft zu dokumentieren. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen der frühen 1920er Jahre setzten engagierte Bürger gemeinsam mit dem Bezirk Werdenfels die Vision eines eigenen Museums um. Dank zahlreicher Spenden – auch aus dem Ausland – konnte das „Werdenfelser Bezirksmuseum“ am 21. Mai 1925 am Rathausplatz eröffnet werden. Es umfasste neun Räume, eingerichtet als Wohn- und Sammlungsräume. Noch im selben Jahr wurde der Museumsverein gegründet.

Fatschenkind © Museum Werdenfels/Anton Brandl
1973 zog das Museum aufgrund der stetig wachsenden Sammlung in das historische Handelshaus „Zum Schlamp“ in der Ludwigstraße. Hier wurden die bereits 1925 konzipierten Stuben originalgetreu wiederaufgebaut und ein Sonderausstellungsraum geschaffen. 2018 erfolgte eine moderne Erweiterung mit Büro-, Depot- und Veranstaltungsräumen sowie einer großzügigen Sonderausstellungsfläche. Heute erstreckt sich das Museum auf rund 1600 Quadratmeter und ist nun ein Kristallisationspunkt für die Schnittstelle zwischen Tradition und heute. Keimzelle der Sammlung war eine seit 1895 von der „Partenkirchner Fachschule für Holzschnitzerei“ aufgebaute „Muster- und Altertümersammlung“ aus etwa 300 Stücken. Der Bestand ist heute auf weit über 10 000 Objekte angewachsen. Die Dauerausstellung illustriert in 19 Räumen unzählige Exponate und Ensembles die Geschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen und das Leben in den Orten. Volkskunst, Handwerk und Kunstwerke von internationaler Bedeutung, sowie bäuerliche Gerätschaften und traditionelles Mobiliar nehmen Sie mit auf eine Zeitreise durch vergangene Epochen bis zurück ins 16. Jahrhundert. Das Gebäude selbst bietet durch sein Alter den idealen Rahmen für Ihren Rundgang.

Franz Von Defregger, der Zitherspieler © Museum Werdenfels/Anton Brandl