Erstmals thematisiert eine Ausstellung, die an drei Standorten in St. Moritz und Sils gezeigt wird, Richters enge Beziehung zum Oberengadiner Dorf. Über siebzig Werke aus Museen und privaten Sammlungen – Bilder, übermalte Fotos, Zeichnungen und ein Objekt – veranschaulichen die Faszination, welche diese Landschaft auf ihn ausübte.

Gerhard Richter (geb. 1932) ist einer der führenden und berühmtesten Künstler der Gegenwart. Seine Werke befinden sich in internationalen Sammlungen und wurden in zahlreichen Museen und Galerien in Europa und den USA ausgestellt. 1989 kam Richter für einen Urlaub nach Sils, und während über 25 Jahren hielt er sich regelmässig für Sommer- oder Winterferien in dem Oberengadiner Dorf auf.
Das Werk, das die drei Ausstellungsorte miteinander verbindet, denn es ist an jedem von ihnen zu sehen, ist eine Stahlkugel, die Richter als Edition anfertigen liess und 1992 in einer von Hans Ulrich Obrist kuratierten Ausstellung im Nietzsche-Haus präsentierte. Jedes Exemplar der Kugel trägt den Namen eines Oberengadiner Bergs. Die matt glänzende, unfassbar wirkende Kugel, die alles, was sie umgibt, leicht spiegelt, ist ein Sinnbild für die erhabene und zugleich abweisende Erscheinung der Natur, wie sie im Gebirge besonders eindrücklich hervortritt.

Segantini Museum St. Moritz, Ausstellung "Gerhard Richter - Engadin" © Gerhard Richter 2023

Segantini Museum St. Moritz, Ausstellung Gerhard Richter – Engadin © Gerhard Richter 2023

Im Segantini Museum und bei Hauser & Wirth sind Bilder ausgestellt, die Richter nach Fotos malte, die er bei Wanderungen im Oberengadin aufnahm. Mit diesen Bildern eröffnete er ein neues Kapitel in seiner Landschaftsmalerei, die ihn als vermeintlich unzeitgemässe Gattung stets angezogen hatte. Richters Landschaften mit Engadiner Motiven sind exemplarisch für die Ambiguität seiner Malerei; sie bewegen sich zwischen der verführerischen Verklärung der Natur und der Erfahrung ihrer Fremdheit. Besonders eindrücklich ist das Bild „Wasserfall“ (1997) aus dem Kunst Museum Winterthur, an dem Richters Auseinandersetzung mit der Malerei des 19. Jahrhunderts, von der Romantik zum Realismus, sichtbar wird. Einige Motive, Bilder des Piz Materdell und des Silsersees, übermalte Richter später und verwandelte sie zu abstrakten Bildern, deren melancholische Stimmung auf die Eindrücke der Landschaft antwortet.
16. Dezember 2023 bis 13. April 2024

segantini-museum.ch