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Das Vorarlberger Landestheater findet sich in Bregenz, zentral gelegenen, direkt am Seeufer. Die rund 45 Mitarbeiter bringen mit den jeweils engagierten Regieteams pro Saison fünfzehn Premieren heraus, darunter auch Produktionen für junges Publikum. Unter der Intendanz von Stephanie Gräve, die mit der Spielzeit 2018/2019 die Leitung des Theaters übernahm, bereichern auch innovative Theaterformen den Spielplan.Mit seinen Umsetzungen von Geschichten, Theatertexten und Literatur möchte das Vorarlberger Landestheater zu Diskussionen und Gesprächen zu brennenden und aktuellen Fragestellungen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens anregen.

Woyzeck nach Georg Büchner
Georg Büchners Dramenfragment WOYZECK gibt keine Antworten. Es bleibt so konkret wie rätselhaft, so unmittelbar fassbar wie literarisch anspielungsreich, lässt unendlich viel Spielraum für Interpretation und entzieht sich dabei jeder analytischen Festlegung.
„Ein vielmal vom Theater geschundener Text“, klagte Heiner Müller bereits vor 35 Jahren. Und doch ist WOYZECK bis heute eines der meistgespielten Dramen auf deutschsprachigen Bühnen. Weil sich ihm immer noch Neues entlocken lässt, weil es nie eine Zeit gab, in die es nicht gepasst hätte, weil es immer brisant und relevant ist.
Tobias Wellemeyer versucht eine wieder ganz neue Perspektive auf WOYZECK zu entwickeln. Die Bearbeitung von Robert Wilson verleiht dem Stoff mit ihren Songs des Wilson-Verbündeten Tom Waits dabei eine auch atmosphärische Wendung ins Heute.
Die Vorstellungen werden coronabedingt im Frühjahr/Sommer 2021 nachgeholt.

Sprich nur ein Wort von Maximilian Lang
Landwirt und Poet, Sozialreformer und Sonderling, Schriftsteller und Rebell: Seine kaum 30 Jahre, die er auf der Welt hatte, lebte der Vorarlberger Volksaufklärer Franz Michael Felder mit der ganzen Intensität eines Getriebenen. Verhasst in den Zirkeln klerikaler Macht, vereinnahmt von Politikern jeglicher Couleur – wer war dieser Mann, dieser Schoppernauer Bauernsohn, der nichts weniger wollte, als die Verhältnisse unter den Menschen gerechter zu machen?
Der Bregenzer Dramatiker Maximilian Lang verleiht mit dieser Auftragsarbeit für uns jenen Personen eine Stimme, die Felder kannten, die ihn umgaben, die ihn unterstützten oder gegen ihn agitierten, ihn liebten oder hassten. In SPRICH NUR EIN WORT wenden sie sich posthum an den Verstorbenen, mit dessen Tod das Ringen um die Gestaltung der Gesellschaft, die Felder kritisch durchleuchtet hatte, zum Erliegen gekommen ist. Sie vermissen Felder und seine treibende Kraft, er ließ sie zurück – verzweifelt, liebend, hassend.
Der Streit um ein Denkmal, das Felders Freunden ihm in Schoppernau Jahre nach seinem Tod errichten wollten, wird bei Lang zum Rahmen für eine Gegenüberstellung der so grundverschiedenen Perspektiven, aus denen Zeitgenossen, wie sein Weggefährte Kaspar Moosbrugger und sein Widersacher Pfarrer Rüscher, das Werk, das Wirken und das Menschsein des Franz Michael Felder erlebten.
Inszeniert wird die Uraufführung von Bérénice Hebenstreit, die 2019 am Vorarlberger Landestheater bereits bei DER FLÜCHTLING Regie führte und mit VEVI auch bei unserem jungen Publikum für Furore sorgte. Bérénice Hebenstreit erhielt den diesjährigen Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Bester Nachwuchs weiblich“.
Uraufführung 10. April 2021
weitere Aufführungen 13., 17. und 30. April; 6., 16. und 19. Mai 2021

Schlafes Bruder von Robert Schneider
Ein genialisches Talent in einer Welt der geistigen Enge, zwischen der unbarmherzigen Härte eines Bergbauernlebens im frühen 19. Jahrhundert und der entrückten Sphäre der Musik, der Kunst. Zwischen Liebe und Verrat, zwischen wildem Schaffensdrang und unstillbarer Todessehnsucht.
Als das Erstlingswerk des in Bregenz geborenen Robert Schneider 1992 erschien, war es nichts weniger als eine literarische Sensation. Die fiktive Biografie seines Elias Alder entzieht sich jeder Genreeinordnung, ihr Umgang mit der Sprache ist unerhört: Selbstbewusst spielt Schneider mit archaisch anmutenden Konstruktionen und Neologismen ebenso wie mit dem hiesigen Dialekt – und kennt dabei keine Angst vor Pathos.
Die Regisseurin und Choreographin Teresa Rotemberg erzählt SCHLAFES BRUDER für die Bühne neu: eine Fusion von Schauspiel und Tanz, in der sie Erzählung, Drama und tänzerische Ausdrucksformen zusammenführt.
Premiere 29. April 2021
weitere Aufführungen 4., 6., 8. und 19. Mai; 13., 24. und 25. Juni 2021

Die Vögel von Aristophanes
Man stelle sich vor: Ein Glücksritter und ein Wirtschaftshasardeur beschließen, in die Politik zu gehen. Mit großen Versprechungen verführen sie ein naives Volk dazu, ihnen die Macht zu übertragen, beginnen, einen Staat nach ihren Vorstellungen zu formen – und nutzen schließlich die strategisch günstige Position dieses Neustaates, um den Nachbarländern Tribut abzupressen, eine neue Weltordnung zu schaffen, die ganz an ihren eigenen Interessen ausgerichtet ist. Wolkenkuckucksheim first, sozusagen.
Johannes Lepper inszeniert in dieser Spielzeit diese klassische Komödie, die als Aristophanes‘ gelungenste bezeichnet wird und zu den meistgelesenen Werken der Antike zählt.
Premiere 29. Mai 2021
weitere Aufführungen 1., 10., 18., 19., 20. und 23. Juni 2021

Ihr seid bereits eingeschifft von Silvia Costa
Ein Satz aus den GEDANKEN (PENSÉES) von Blaise Pascal ist Inspiration für Silvia Costas musikalisch-installative Kreation: Wir sind bereits eingeschifft. Eingeschifft fürs „Sein zum Tode“, denn es war ja immer so und wird immer so bleiben: Qua Geburt sind wir an Bord gegangen für eine Reise, die zwar Leben heißt, doch unweigerlich zum Tode führt.
Folgerichtig sendet auch Costas Inszenierung das Publikum auf eine Reise – der Weg führt am See entlang, mit Blick auf Schiffe und Weite, führt hinein in vier große Kulturhäuser, steinerne Zeugnisse menschlichen Aufbegehrens gegen die Vergänglichkeit.
Auf vier Stationen zeigt Costa ungewöhnliche und überraschende Variationen ihres Themas: mit Orgelkompositionen der Ausnahmemusikerin Kali Malone, mit Vorarlberger Mehrgenerationenfamilien, mit jungen Performern. Es sind Kreationen auf der Schnittstelle zwischen Musik, Performance und bildender Kunst, und jedes einzelne Puzzleteil eröffnet neue Perspektiven, stellt anders die Frage nach Leben und Tod, aber nach dem Dazwischen, nach dem unruhigen Weg von einem Ufer zum anderen, der Alter und Versehrtheit mit sich bringt.
Uraufführung 4. Juni 2021
weitere Aufführungen 5. und 6. Juni; 13., 14. und 15. August 2021

Else (Ohne Fräulein) von Thomas Arzt
Thomas Arzt lehnt seine ELSE an Schnitzlers Meisterwerk der Moderne an. Nicht Fräulein ist sie bei ihm, sondern junge Frau, ganz in der Gegenwart, lavierend zwischen medialem Körperkult und Selbstverwirklichung, zwischen dem Streben danach, im Leben wahr- und ernstgenommen zu werden und dem jugendlichen Drang zur Rebellion.
Mit Thomas Arzts ELSE (OHNE FRÄULEIN) hat das Vorarlberger Landestheater seine Bühnensprache in Richtung Tanz erweitert, für ein junges Publikum, mit einer Schauspielerin und einer Tänzerin, in Szene gesetzt von der in Toronto lebenden deutsch-kanadischen Regisseurin Birgit Schreyer Duarte und der Choreographin Silvia Salzmann.
17. und 19. Juni 2021

www.landestheater.org