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Die Duisburger Philharmoniker zählen zu den wich­tig­sten Institutionen der nordrhein-west­fäli­schen Kultur­szene. Innerhalb der deutschen Orchester­land­schaft genießen sie als viel­seitiger und leistungs­starker Klang­körper einen ausgezeichneten Ruf.
Im Mittelpunkt jeder Saison stehen die zwölf Philharmonischen Konzerte; dort werden zentrale Werke der sinfonischen Tradition vom Barock bis zur Moderne in Zusammenarbeit mit international renommierten Dirigenten erarbeitet.
Hier zwei Konzert-Tipps:

Landidylle mit schrägen Vögeln
„Un ‚petit rien‘“ („Ein ‚kleines Nichts‘“) – bescheidener kann man ein Werk wohl kaum betiteln als es Bernd Alois Zimmermann 1964 bei seiner heiter-verspielten Miniaturenfolge für kleines Orchester getan hat. Das Stück ging aus einer Hörspielmusik zu Marcel Aymés „Die Mondvögel“ hervor, die Zimmermann für den WDR komponiert hatte. Schwirrender Flügelschlag und eine leicht schräge, mondsüchtige Poesie prägen denn auch die sieben kurzen Sätze, deren klangliches Raffinement unverkennbar französischen Ursprungs ist.
Natürlich kannte Zimmermann, der seit 1958 als Professor an der Kölner Musikhochschule lehrte, die Partituren des französischen Neoklassizismus sehr genau. So auch Francis Poulencs „Concert champêtre“ („Ländliches Konzert“) aus dem Jahre 1928, das dem seit Mozarts Zeiten aus dem Musikleben verschwundenen Cembalo eine grandiose Wiederauferstehung bereitete. Mit seinem melodischen Charme, seiner duftigen Grazie scheint sich das Stück geradewegs in die Epoche des französischen Rokoko zurückzuträumen – wenn auch mit sanfter Ironie. Solist ist der französisch-amerikanische Cembalist Justin Taylor, der vom Deutschlandfunk als „Tastenwunder“ apostrophiert wurde. Der 1992 geborene Musiker ist in der Alten Musik ebenso zuhause wie im vielgestaltigen Cembalo-Repertoire des 20. Jahrhunderts; auch am „modernen“ Flügel hat er seine Meisterschaft schon mehrfach bewiesen.
Dass die unentwegte Expansion des romantischen Orchesters an ihr Ende gekommen war, wurde den Komponisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer stärker bewusst. Und so formierten sich bald überall in Europa Strömungen, die eine Rückkehr zur Klang- und Formensprache des 18. Jahrhunderts propagierten. Der Österreicher Franz Schreker, der zuvor mit erotisch aufgeladenen Opern in der Wagner-Nachfolge hervorgetreten war, gab seiner Kammersinfonie aus dem Jahre 1916 ein höchst delikates Klangbild aus filigranen Linien und zarten Pastelltönen. Unter der Leitung von GMD Axel Kober präsentieren sich die Duisburger Philharmoniker hier als brillantes, feinnerviges Kammerensemble.
24. März 2021

Klingende Architektur
Gleich zwei virtuose Trompetenkonzerte standen bei Simon Höfeles Einstand als „Artist in Residence“ der Duisburger Philharmoniker im vergangenen Oktober auf dem Programm. Corona-bedingt fanden die Philharmonischen Konzerte jeweils zweimal an zwei Tagen statt. Macht insgesamt acht Auftritte – das hat noch kein Duisburger Residenzkünstler vor ihm geschafft! Und Simon Höfele löste die Aufgabe mit so viel Bravour und Eleganz, als seien die beiden furiosen Konzerte von Haydn und Hummel für ihn ein entspannter Spaziergang.
Nun ist der junge Musiker, der längst auf allen großen Podien gefeiert wird, ein zweites Mal bei den Philharmonischen Konzerten zu Besuch. Aber die ursprünglich vorgesehenen Aufführungen von HK Grubers Trompetenkonzert „Aerial“ können wegen der großen Orchesterbesetzung natürlich nicht stattfinden. Was tun? Simon Höfele bat einen guten Freund um Hilfe: Mark Simpson, britischer Komponist und Klarinettist, war wie er selbst „New Generation Artist“ der BBC. Die BBC war es auch, die bei ihm jene drei Stücke für Trompete und Klavier in Auftrag gab, die Simon Höfele und Elisabeth Brauss beim 7. Kammerkonzert am 25. April spielen. Für das 10. Philharmonische Konzert bearbeitete Mark Simpson kurzfristig sein 2019 entstandenes Klarinettenkonzert für Trompete. Er kennt Simon Höfeles Persönlichkeit und Spielweise ja sehr genau, da war eine „mundgerechte“ Adaption kein Problem. Wie alles, was der 1988 in Liverpool geborene Komponist schreibt, ist auch dieses Stück ganz aus einem spielfreudigen, musikantischen Impuls entwickelt. Es entfaltet große melodische Bögen und spart nicht mit virtuosen Effekten – eine Moderne, die bewusst den Dialog mit dem Publikum sucht.
Höfeles Partner am Pult ist der junge britische Dirigent Alpesh Chauhan. Er stammt aus Birmingham und nahm zunächst ein Cellostudium am Royal Northern College of Music in Manchester auf, bevor er sich für eine Kapellmeister-Laufbahn entschied. Alpesh Chauhan war Schüler des großen Stanislaw Skrowaczewski; sein Können erweiterte er in Meisterkursen bei Juanjo Mena, Vasily Petrenko und Jac van Steen. 2017 ging er als Chefdirigent zur Filarmonica Arturo Toscanini in Parma; als Gastdirigent ist er unter anderem mehrfach bei den Orchestern der BBC in Erscheinung getreten.
Mit Schuberts „großer“ C-Dur-Sinfonie aus den Jahren 1825/26 stellt er den Duisburger Philharmonikern ein Werk auf die Pulte, dessen weit gespannte, raumgreifende Architektur den Sinfonien Bruckners und Mahlers den Weg bereitete.
5. und 6. Mai 2021

 

www.duisburger-philharmoniker.de