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Nach intensiven Restaurierungsarbeiten wurde die Ausstellung „Spurensuche. Fragmente jüdischen Lebens im Burgenland.“ in der ehemaligen Synagoge Stadtschlaining am 30. März 2022 von Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil eröffnet. Am Hauptplatz, in unmittelbarer Nähe zur Friedensburg, liegt die im 18. Jahrhundert gegründete, ehemalige Synagoge und das ebenfalls denkmalgeschützte Rabbinerhaus. Die Synagoge gilt heute als besterhaltene Synagoge des Burgenlandes.

Die Ausstellung
Wie kann jüdisches Leben, Judentum dargestellt werden? Was macht einen Menschen, seine Umgebung und sein Leben jüdisch? Durch die ausgestellten Objekte und Texte soll jüdisches Leben präsentiert und nähergebracht werden. Im Zentrum der von Mag. Christof Cremer kuratierten Ausstellung stehen vor allem die Menschen. Es sind übernommene Erzählungen, Gegenstände, Kleidungsstücke, Traditionen, Familie und Familiengeschichte, die einen Einblick in das Leben der damaligen Zeit gewähren. Neben der Ausstellung beherbergt die ehemalige Synagoge heute auch einen Ort des Gedenkens und der Erinnerung an die 1938 vertriebene und vernichtete jüdische Bevölkerung des Südburgenlandes.

Ausstellungsraum „Spurensuche. Fragmente jüdischen Lebens im Burgenland”. © Patrick Fassl

Ausstellungsraum „Spurensuche. Fragmente jüdischen Lebens im Burgenland”. © Patrick Fassl

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Stadtschlaining
Die Synagoge war das kultische und kulturelle Zentrum der einst großen jüdischen Gemeinde Stadtschlaining. Die Synagoge gilt heute als besterhaltene Synagoge des Burgenlandes. Das griechische Wort synágein bedeutet „zusammenkommen“ oder „versammeln“. Das Wort „Synagoge“ bezeichnet zunächst die sich versammelnde Gemeinde. Es korrespondiert mit dem hebräischen Wort Bet HaKnesset (Haus der Versammlung). Die Synagoge ist aber nie ausschließlich liturgischer Ort, sondern religiöses, kulturelles und manchmal auch soziales Zentrum einer jüdischen Gemeinde.
Die Ausweisung aller Juden aus den österreichischen Erblanden durch Kaiser Leopold I. im Jahr 1670 ist zugleich der Anfang der jüdischen Gemeinde in Stadtschlaining. Die Vertriebenen fanden unter anderem Zuflucht auf den Gütern westungarischer Adelsfamilien, so auch der Batthyány. Hier wurde ihnen gegen die Entrichtung von Schutzgebühren Unterkunft gewährt. Später pachteten oder kauften sie auch andere Häuser in der Stadt. Zu den jüdischen Gemeindeeinrichtungen zählten die Synagoge, eine Mikwe (das jüdische Tauchbad) eine koschere Fleischbank, eine Schule, der Friedhof und eine Chewra kadischa (Beerdigungsbruderschaft). Der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Trend der Auflösung der Landgemeinden und der Übersiedlung in Ballungszentren sowie wirtschaftliche Gründe bewirkten die Abwanderung der ansässigen Bevölkerung in die unmittelbare Umgebung, aber auch in weiter entfernte Gebiete und große Städte. Bei der Vertreibung der letzten jüdischen Familien aus Stadtschlaining durch die Nationalsozialisten 1938 war die einst florierende jüdische Gemeinde nur mehr ein Schatten ihrer selbst.
ab 31. März 2022

www.friedensburg.at