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Mit dem neuen Format „Die Sammlung betrachten & An Insert by …” wird eine Serie von Ausstellungen in den kommenden Jahren eingerichtet, die prominente Werke der Sammlung zeigen und in einem separaten Teil der Gemäldegalerie eine zeitgenössische Position präsentieren, die sich mit den Kunstsammlungen der Akademie beschäftigt. Zum Auftakt der Reihe wurde der niederländische Künstler Willem de Rooij geladen.

Die Sammlung betrachten Unter dem Motto Die Sammlung betrachten werden die Bestände der Sammlung der Gemäldegalerie nach der Rückkehr an den Schillerplatz erstmals wieder umfassender und nach den Aspekten Bildgattung und Thema in neuer Zusammenschau präsentiert. In direkter Gegenüberstellung und pointierter Durchmischung von Werken verschiedener Schulen und Kunstlandschaften treten Gemeinsamkeiten und Unterschiede gleichermaßen und unmittelbar zu Tage. Nach dem ersten, von Sabine Folie kuratierten Abschnitt, der seinen Ausgang in der prominenten Sammlung holländischer Gemälde des 17. Jahrhunderts nimmt – und als Einführung in das Insert by Willem de Rooij mit Fokus auf holländische Stillleben- und Tiermalerei gelesen werden kann –, sind in der nachfolgenden Neupräsentation aller Schulen der Sammlung der Gemäldegalerie die romanischen ein weiterer gewichtiger Schwerpunkt. Anlass dazu bietet die Herausgabe eines wissenschaftlichen Katalogs zu diesen Beständen von Martina Fleischer, langjährige Mitarbeiterin der Gemäldegalerie, der im Laufe des Jahres unter dem Titel Italienische, französische und spanische Gemälde. Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien präsentiert wird. Als Vorgeschmack auf die Publikation wird die Opulenz dieses Sammlungsbestandes in neuer Betrachtung gefeiert. Neben den einschlägigen Publikumslieblingen wie Antonio da Fabrianos Marienkrönung und dem Tondo Botticellis werden dabei auch kaum bekannte Werke ans Licht geholt, darunter Die Befreiung Petri von Mattia Preti. Dieses religiöse Historienbild beeindruckt in der Monumentalität der Figuren und des Bildformats. Historienbilder von Luca Giordano und Johann Martin Schmidt, genannt Kremser Schmidt, die sich mythologischen Themen widmen, geben eine Aussicht auf die nachfolgende Ausstellung zum Historienbild im September 2023. Peter Paul Rubens und die flämische Malerei sind ebenfalls prominent in der neuen Schau vertreten. Das Weltgerichts-Triptychon des Hieronymus Bosch bleibt als nationaler wie internationaler Publikumsmagnet an seinem angestammten Platz in der Galerie.
Werke von Agostino Beltrano, genannt Agostinello, Francesco d’Antonio, Jan Asselijn, Hendrik van Balen, Herri met de Bles, Peeter Boel, Hieronymus Bosch, Jan Both, Alessandro di Mariano Filipepi, genannt Botticelli, Sébastien Bourdon, Dieric Bouts, Adriaen Brouwer, Galeazzo Campi, Juan Carreño de Miranda, Joos van Cleve, Gustave Courbet, Lucas Cranach d. Ä., Gaspard de Crayer, Joseph Dorffmeister, Karel Dujardin, Anthonis van Dyck, Antonio da Fabriano, Barent Fabritius, Gregorio de Ferrari, Francesco Raibolini, genannt Francia, Jan Fyt, Corrado Giaquinto, Luca Giordano, Hans Baldung Grien, Dirck Hals, Jan Davidsz. de Heem, Ambrosius Holbein, Jacob Jordaens, Bernardo Keilhau, genannt Monsù Bernardo, Johann Baptist von Lampi d. J., Johannes Lingelbach, Jan Liss, Andrea Locatelli, Claude Gelée, genannt Lorrain, Nicola Malinconico, Girolamo Mirola, Joos de Momper d. J., Jan de Momper, Marco Palmezzano, Cornelis van Poelenburch, Mattia Preti, Francesco de Rosa, Peter Paul Rubens, Jacob van Ruisdael, Isaack van Ruysdael, Johann Martin Schmidt, genannt Kremser Schmidt, Pierre Subleyras, Jan Cornelisz. Vermeyen, Cornelis de Vos, Jan Wildens, und andere. Kuratiert von Claudia Koch.

Ausstellungs-Motiv unter Verwendung von Werkausschnitten von Willem de Rooij, Documentation of Jan Weenix’ Südamerikanischer Königsgeier (1700) from the collection of the Kunsthistorisches Museum Wien by anonymous photographer, painted by Yaohui Zhu and team for Yunxi Art Studio, Dafen, 2022 © Willem de Rooij, Foto: Mathias Völzke; Jan van der Heyden, Stillleben mit Globus, Büchern und chinesischem Seidenstoff, um 1669 © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Ausstellungs-Motiv unter Verwendung von Werkausschnitten von Willem de Rooij, Documentation of Jan Weenix’ Südamerikanischer Königsgeier (1700) from the collection of the Kunsthistorisches Museum Wien by anonymous photographer, painted by Yaohui Zhu and team for Yunxi Art Studio, Dafen, 2022
© Willem de Rooij, Foto: Mathias Völzke; Jan van der Heyden, Stillleben mit Globus, Büchern und chinesischem Seidenstoff, um 1669 © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

„King Vulture An Insert by Willem de Rooij”
Nach der großangelegten Recherche zu Melchior d’Hondecoeter für seine Ausstellung Intolerance in der Neuen Nationalgalerie Berlin (2010) wendet sich Willem de Rooij in den letzten Jahren auch d’Hondecoeters Cousin Jan Weenix zu und den Beziehungen zu deren beider Schüler Dirk Valkenburg.
De Rooijs Recherchen beleuchten immer auch historische Gegebenheiten, unter anderem aus postkolonialer Perspektive, und die klassistischen Informationen, die über Bilder wirksam werden. Ebenso spielen allegorische Verweise, formale Techniken und Praktiken sowie Parameter, anhand welcher wir vor dem Diskurshintergrund der Gegenwart auf diese Werke schauen und sie interpretieren, eine wesentliche Rolle: Fragen wie die nach dem Original, der Kopie, gewissen „Rezepturen“ und Techniken der Wiederholung sowie die Bedingungen des Ausstellens und Ausleihens/Reisens von Kunstwerken/Waren und lebendem „Material“ in einer globalisierten Welt.
In der Installation King Vulture von 2022/2023 nimmt de Rooij gleich mehrere dieser Elemente auf, eines davon war die Entscheidung, aufgrund bestimmter Bedingungen des Museumsbetriebes die fotografischen Reproduktionen von vier Gemälden von Jan Weenix, kenntlich gemacht durch sichtbare Farbkarten, von Yaohui Zhu und dem Team des Yunxi Art Studio, Dafen (China), nachmalen zu lassen. In der Gemäldegalerie wird dieser Faden aufgenommen und mit weiteren originalen Werken von Jan Weenix, Melchior d’Hondecoeter und Dirk Valkenburg aus der eigenen und anderen Wiener Sammlungen in Verbindung gebracht.

Mattia Preti, Befreiung Petri aus dem Gefängnis, um 1665–1670 © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Mattia Preti, Befreiung Petri aus dem Gefängnis, um 1665–1670 © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Als kuratorische Einführung in den von Willem de Rooij gestalteten Saal wurde im ersten Saal der Gemäldegalerie ein Arrangement von Bildern aus der Sammlung zusammengestellt, das man als Entrée in die aktuelle Präsentation de Rooijs und gleichzeitig als Milieu bezeichnen könnte, welches das goldene Zeitalter Hollands markiert und sich in der bürgerlich-protestantisch gestimmten holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts zeigt.
Es handelt sich u. a. um Werke von Willem van Aelst, Rembrandt, Pieter de Hooch, Jan van der Heyden, Hendrick Cornelisz. van Vliet, Reinier Nooms, genannt Zeeman, Jacoba Maria van Nikkelen, Emanuel de Witte. Kuratiert von Sabine Folie.
Willem de Rooij (*1969, Beverwijk, NL) untersucht die Produktion, Kontextualisierung und Interpretation von Bildern durch eine Vielzahl von Medien. Künstlerische Kollaborationen und Strategien der Aneignung bilden seine künstlerische Methode, die in enger Wechselwirkung mit kunsthistorischen und ethnografischen Forschungen und Fragestellungen steht. Seit 2010 arbeitet Willem de Rooij am ersten Werkkatalog zu Dirk Valkenburg. Seine Installation Valkenburg, die auch originale Werke zeigt, und der Katalog werden 2025 im Centraal Museum in Utrecht vorgestellt.
De Rooij unterrichtet an der Städelschule in Frankfurt, der Rijksakademie in Amsterdam und ist Gründungsdirektor des BPA// Berlin Program for Artists. Jüngste Einzelausstellungen fanden im Portikus Frankfurt, IMA Brisbane, Consortium Dijon und im Jewish Museum New York statt, Gruppenausstellungen, an denen Willem de Rooij teilnahm, am BDL Museum Mumbai, dem Hammer Museum Los Angeles, der Jakarta Biennale, der Aishti Foundation Beirut und der 10. Shanghai Biennale.
8.März bis 20. August 2023

www.kunstsammlungenakademie.at