Diese Ausstellung will zugänglich und reflexiv die Weltgeschichte vom 13. bis zum 21. Jahrhundert aus einer anderen Sicht präsentieren. Sie erhebt dabei nicht den Anspruch, die Welt in ihrer Gesamtheit abzubilden.

Sie lädt den Besucher vielmehr ein, die heute noch vorherrschende westliche Perspektive hinter sich zu lassen und stattdessen Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien aus ganz neuen Blickwinkeln zu betrachten, bei denen Skulpturen, Gemälde, Textilien, Karten, archäologische Objekte, Manuskripte und dekorative Kunst die sukzessiven Globalisierungen anders darstellen. Diese Werke ermöglichen es, die zeitliche und räumliche Beziehung von Gesellschaften außerhalb Europas zu verstehen und gleichzeitig ihre Art, die Geschichte zu schreiben, in den Vordergrund zu stellen. Das Bisonfell der Lakota, der geschnitzte Bambus der Kanak, der stark verzierte Sarong der Javaner und die Erzählung eines senegalesischen Griots zeugen von dem unendlichen Reichtum der einheimischen Geschichtsschreibung.

Maquette de pirogue, inv. D979-3-1133, dépôt de la collection de la Propagation de la Foi-OPM, musée des Confluences (Lyon, France), © Olivier Garcin

Maquette de pirogue, inv. D979-3-1133, dépôt de la collection de la Propagation de la Foi-OPM, musée des Confluences (Lyon, France), © Olivier Garcin

Die Reisen und Erkundungen arabischer, asiatischer oder afrikanischer Händler, Pilger und Gelehrter, die ferne Länder „entdeckten“ und neues Wissen hervorbrachten, brachten diese sogenannten traditionellen Weltanschauungen ins Wanken. Afrikanische Kauris wie auch chinesische Navigationskarten erinnern uns eindringlich daran, dass die Globalisierung multipolar war, in Zentralasien, im Indischen Ozean und weit darüber hinaus.

Im Zuge der fortschreitenden Öffnung des Globus wurden die Europäer selbst zum Gegenstand zahlreicher und manchmal unerwarteter Darstellungen und die Welt zu einem Objekt vielfältiger Neugier und enzyklopädistisch geprägter Ambitionen außerhalb des Westens. Angesichts der europazentrierten Narration, die von den Kolonialreichen ab dem 17. Jahrhundert verbreitet wurde, versuchten Herrscher, Eliten und Künstler der anderen Kontinente, sich ihre Geschichte wieder anzueignen. Dabei ließen sie sich zuweilen von westlichen Praktiken inspirieren, um ihre Macht oder den antikolonialen Widerstand in Szene zu setzen. Neue nationale Meistererzählungen ermöglichen es ihnen heute, ihre Vergangenheit neu zu schreiben, indem sie ihre Beziehung zur Welt neu erfinden.
8. November 2023 bis 11. März 2024

www.mucem.org