Was wäre, wenn man sich Musik als imaginäre Personen mit Gefühlen und Stimmungen vorstellt, die man nicht nur beschreiben, sondern auch darstellen kann? Genau das ist im Laufe von Jahrhunderten in Indien passiert. Dort hat sich eine einzigartige Kunstform entwickelt, die Musik, Dichtung und Malerei vereint.

Diese als „Girlande von Melodien” (Ragamala) bezeichneten Bildserien sind multimediale Kunstwerke, die mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen. Sie laden die Betrachtenden dazu ein, die Bilder mit allen Sinnen zu entdecken und vielleicht sogar Teil der erzählten Geschichten zu werden.
Die Ausstellung gibt Einblicke in die Bild-, Sprach und Klangwelten dieser Malerei und ermöglicht die oft versteckten Informationen zu entschlüsseln. Dabei ist genaues Hinsehen gefragt: Was bedeuten der Pfau, der Blitz, die Trinkgefäße am Bett oder die Blumen? Wofür stehen die beiden Vögel und warum weint die Hauptperson im Vordergrund? Die Ausstellung bringt die in den Bildern verborgenen Emotionen wie Melancholie, Schmerz oder Liebe ans Licht.
Die kommende Ausstellung ist ein Tag voller Kunst und Emotionen. 50 ausgewählte Malereien aus der Sammlung des Museums nehmen die Besucher mit auf eine Tagesreise voller Musik, Dichtung und Bilder, vom Morgengrauen bis zur Mitternacht. Ergänzt wird die Ausstellung durch zeitgenössische Auftragswerke zweier zeitgenössischer Maler aus Südasien. Gespräche mit Malern und Musikern geben Einblick in Praxis, Schaffensprozesse und Herausforderungen heutiger Kunstschaffenden im Umgang mit dieser außergewöhnlichen Kunstform.
Die Ausstellung ist das Ergebnis des Ragamala-Projekts, das 2021 im Rahmen des GBF-Forschungsprogramms für indische Kunst und Künstler am Museum Rietberg eingerichtet wurde. Über drei Jahre untersuchte die junge indische Kunsthistorikerin Sonika Soni Hunderte von Ragamala-Bildern in der Sammlung des Museums. Mit der Ausstellung macht sie bahnbrechende neue Forschung erstmals öffentlich zugänglich.
Die Ausstellung findet mit großzügiger Unterstützung der Parrotia Foundation und des GBF Programm for Collaborative Research on Indian Art and Artists statt.
20. September 2024 bis 19. Januar 2025

rietberg.ch