Als Max Frischs Biedermann und die Brandstifter vor 65 Jahren am Pfauen uraufgeführt wurde, beruhten die positiven Reaktionen auf einem Missverständnis: Das Zürcher Publikum verstand das Stück nicht als Farce über bürgerliche Heuchelei, sondern ganz direkt als Aufruf, keine Fremden ins Haus zu lassen. Max Frisch war bestürzt und versah das Stück mit einem Epilog, der seine satirische Absicht deutlich machen sollte.

Der Bestürzung des Autors zum Trotz ist das Missverständnis der Zürcher Uraufführung vielleicht dennoch nicht ganz zufällig: Sind es doch im Stück die armen und mittellosen Hausierer, die die Stadt abfackeln, nicht etwa die wohlhabenden Biedermänner. Dass deren Wohlstand unter anderem darauf basiert, dass sie über Leichen gehen, wird im Stück zwar deutlich erwähnt, bleibt aber unsichtbar – man profitiert vom Leid der Welt, aber sehen möchte man es nicht.
Am Ende einer turbulenten und an Missverständnissen nicht armen Intendanz nimmt sich Co-Intendant Nicolas Stemann die Schweizer Satire über bürgerliche Verlogenheit, falsche Gastfreundschaft und verzerrte Selbstbilder noch einmal vor. Am Ende brennen jedenfalls nicht nur die Dachgiebel – so zumindest steht es im Stück.
Premiere  21. März 2024

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