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Die Staatsoper Stuttgart zählt zu den bedeutendsten europäischen Opernhäusern und ist zugleich Teil des größten Mehrspartenhauses Europas. 

Zu Beginn der Götterdämmerung zersplittert der Blick auf die Welt. Die Nornen, die bisher dafür gesorgt hatten, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sinnvoll und richtig ineinandergreifen, können die einzelnen Bruchstücke nicht mehr zusammenbringen. Die Wahrheit zerfällt in Versionen, die Fakten werden zu Fiktionen. „Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden“. Dass derjenige, der keine Vergangenheit hat, auch keine Zukunft haben wird, wird die Geschichte um Siegfried, den Brünnhilde in der Walküre als „hehrsten Helden der Welt“ ersonnen hatte, dann auch gnadenlos zeigen. Der lebt nämlich in einer permanenten Gegenwart und ist sich, da er nun mal furchtlos ist, der Folgen seines Handelns nicht bewusst. Und so wird er zum Opfer seiner eigenen Furchtlosigkeit – sowie einer kombinierten Zaubertrank- und Tarnkappen- Intrige, die Richard Wagner schamlos aus dem Arsenal des Bretterbudentheaters in sein mythisch überhöhtes Weltendrama überführt hat. Die Frage nach der Wahrheit, die für Siegfried gewissermaßen zur Achillesferse wird, ist auch eine der zentralen Fragen der Gegenwart.
Denn: „Wenn Gesellschaften sich nicht mehr darauf verständigen können, was wahr ist, können sie auch die drängenden Probleme des 21. Jahrhunderts nicht meistern“, so der Tübinger Amerikanist Michael Butter in Nichts ist, wie es scheint: Über Verschwörungstheorien. Am „Dritten Tag“ des multiperspektivischen Ring des Nibelungen an der Staatsoper Stuttgart gehen Regisseur Marco Štorman und Generalmusikdirektor Cornelius Meister den verschiedenen Erzählungen nach, aus denen sich die Götterdämmerung zusammensetzt, und bringen den Ring damit ans Ende – und den Anfang.
Premiere 29. Januar 2023
weitere Aufführungen: 12. und 19. Februar, 12. März und 10. April 2023

www.staatsoper-stuttgart.de