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Wie wahre Heimatliebe klingt, davon können Sie sich im 6. Sinfoniekonzert ein Bild machen. Bedřich Smetana hat in einem Zyklus von nicht weniger als sechs sinfonischen Dichtungen seiner tschechischen Heimat ein musikalisches Denkmal gesetzt und ihre Geschichte, ihre Sagenwelt und ihre Landschaft in Töne gesetzt. 

Vyšehrad, die erste dieser sinfonischen Dichtungen, beginnt mit Harfenklängen eines Barden, der die Geschichte der ersten Prager Burg Vyšehrad besingt. Am Fuße des Burgberges fließt Die Moldau: In diesem Stück, einem der bekanntesten der klassischen Musik überhaupt, malt Smetana ein Landschaftsbild, zu dem neben Wasserfällen und feiernden Menschen am Flussufer auch ein mondbeschienener Nymphenreigen gehört. Šárka hat eine blutrünstige Handlung. Titelgebend ist die gleichnamige Sagenheldin, die ähnlich wie Penthesilea allen Männern unversöhnliche Rache geschworen hat. Über Aus Böhmens Hain und Flur äußerte der Komponist: „Dieses symphonische Gedicht malt in weiten Zügen die Gedanken und Gefühle, die uns beim Anblick der böhmischen Landschaft erfassen. (…) Ein jeder kann dieser Komposition die Erinnerung an das entnehmen, was er ins Herz geschlossen hat.“ Die musikalische Grundlage für Tábor und Blaník ist der Hussitenchoral Die ihr Gottes Streiter seid. Tábor ist der Name des Hauptlagers der Hussiten, also der Anhänger des hingerichteten Reformators Jan Hus. Ins Innere des Bergs Blaník zogen sich der Sage nach die letzten hussitischen Kämpfer zurück, um von dort dereinst zurückzukehren und dem Heimatland aus größter Not zu helfen. Es mutet schier unglaublich an, aber Smetana verlor kurz nach Aufnahme der Arbeit an den ersten beiden Teilen des Zyklus sein Gehör. Von der umjubelten Uraufführung des kompletten Zyklus im Jahr 1882 hörte er keinen Ton. Mit Mà Vlast ging er endgültig als Schöpfer einer tschechischen Nationalmusik in die Musikgeschichte ein. Und dieses Werk ist es auch, mit dem wir seinen 200. Geburtstag begehen!
7. und 8. April 2024

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