Die umfangreichste Pop-Art-Kollektion Europas, die drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt, eine der bedeutendsten Sammlungen zum deutschen Expressionismus, herausragende Werke der russischen Avantgarde und eine exzellente Sammlung zur Geschichte der Fotografie: Das Museum Ludwig besitzt heute eine der wichtigsten Sammlungen von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts weltweit. Und dies verdankt sich, anders als höfische Sammlungen, dem außergewöhnlichen Engagement der Bürgerschaft. Das Fundament für die Museumsgründung legte das Stifterpaar Peter und Irene Ludwig 1976 mit der Schenkung von 350 Werken moderner Kunst an die Stadt Köln.
Unter der Direktion von Kaspar König (2000–2012) wurde die Sammlung besonders im Bereich der zeitgenössischen Kunst um wesentliche Werke und ganze Werkgruppen ergänzt und zählt heute zu den bedeutendsten Museen für moderne und zeitgenössische Kunst in Europa. Die Sammlung wird seitdem konsequent um substanzielle Positionen zeitgenössischer Kunst erweitert.
Vor Ort – Fotogeschichten zur Migration
Fotografien von Köln und weiteren Städten des Rheinlands zwischen 1955 und 1989 machen den stetigen Wandel durch die Bewohner sichtbar. Die Fotogeschichten von Arbeitsmigranten sind dabei kaum in das öffentliche visuelle Gedächtnis der Städte eingegangen. In der Ausstellung im Museum Ludwig stehen daher erstmals Privatfotografien im Mittelpunkt. In Interviews geben ihre Leihgeber über ihre vielfältigen Geschichten Auskunft. Sie erzählen über das Leben in der Stadt und wie sie durch ihre Einwanderung belebt wurde. Ihre privaten Fotografien zeigen auf, wie Straßen, Häuser, Geschäfte, Restaurants und Parks zu Trägern von Erinnerung und zum Teil der Stadtgeschichte werden. Die Ausstellung thematisiert die Rolle der Fotografie in diesem Zusammenhang. Sie kombiniert diese neuen und überraschenden Stadtansichten mit den Fotografien urbanen Lebens von Chargesheimer, Heinz Held, Candida Höfer und Ulrich Tillmann aus der Sammlung des Museum Ludwig und ergänzt sie um Aufnahmen von Christel Fomm, Gernot Huber, Guenay Ulutuncok und anderen. Jenseits der flüchtigen Erfahrungen des Lebens in der Stadt zeigen die Fotogeschichten von Migration, auf welch vielfältige Weise man sich in einer neuen Stadt verorten kann.
Die Ausstellungsidee geht auf die Architekturhistorikerin und Gastkuratorin Ela Kaçel zurück. Sie entdeckte in verschiedenen Publikationen der Stadt Köln und der Wohnbaugesellschaft GAG (Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Wohnungsbau) Fotografien von Wohnanlagen der 1950er und 60er Jahre, die herausgehobene Wahrzeichen des „Neuen Kölns“ sind. Zugleich waren die Hochhäuser für Arbeiter*innen gedacht, die im Rahmen der sogenannten Anwerbeabkommen der damaligen Bundesrepublik vor allem mit Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei nach Köln gekommen waren. In den viel veröffentlichten Aufnahmen der neuen Stadtviertel sind die markanten Wohnblocks als prägende architektonische Erscheinungen präsent. Die ikonisch gewordenen Fotografien haben Stadtgeschichte geschrieben.
27. März bis 11. Juli 2021