Das Kunsthaus Zürich fragt in dieser Ausstellung nach der Aktualität des als „Nationalkünstler” bekannten Ferdinand Hodler. Apropos Hodler stellt einseitigen Interpretationen das formale, kulturelle und politische Wirken dieses Malers in seiner ganzen Vielfalt gegenüber und versucht, das Alte und Bekannte neu zu sehen. Arbeiten von über 30 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern treffen auf rund 60 Gemälde der Schweizer Ikone.

Hodlers Rezeptionsgeschichte verlief in Wellen. Als „Skandalkünstler” zählte er mit seinen Beteiligungen an den Sezessionsausstellungen in Berlin und Wien um 1900 zu den progressivsten Kunstschaffenden seiner Zeit. Den beruflichen Erfolg hatte sich Hodler, der aus einer bildungsfernen Familie stammte, allerdings hart erarbeitet. Diese Herkunft und seine frühe Vorliebe für Sujets aus dem Handwerkerleben machten Hodler für Sozialisten wie Hans Mühlestein (1887–1969) zunächst sympathisch. Bei seinem Tod 1918 als großer Schweizer Künstler verehrt, verblasste Hodlers Werk nach dem Zweiten Weltkrieg.

Ferdinand Hodler, Der Tag,1904/1906 © Kunsthaus Zürich, Geschenk Alfred Rütschi 1919

Ferdinand Hodler, Der Tag,1904/1906 © Kunsthaus Zürich, Geschenk Alfred Rütschi 1919

Erst in den 1980er-Jahren erlebte Hodler in der Schweiz eine neue Wertschätzung. In der Kunstgeschichte für seine Position als innovativer Künstler anerkannt, ist Hodler bei der breiten Bevölkerung zum Symbol für traditionelle Werte geworden. Diesen Wandel in der Rezeption nimmt das Kunsthaus zum Anlass, Ferdinand Hodler neben und mit internationalen zeitgenössischen Kunstschaffenden zu zeigen. Das Konzept sowie die rund 30 eingeladenen Künstlerinnen und Künstler wurden von den Kunsthaus-Kuratorinnen Sandra Gianfreda und Cathérine Hug gemeinsam mit einem beratenden Kollektiv entwickelt und ausgewählt. Dazu zählen die Kunstschaffenden Sabian Baumann (*1962), Ishita Chakraborty (*1989) und RELAX (chiarenza & hauser & co; seit 1983). Sie reagierten auf eine ebenfalls gemeinsam zusammengestellte Werkliste von Hodler-Gemälden. Die Szenografie entsteht in Zusammenarbeit mit dem Künstler Nicolas Party (*1980).
8. März bis 30. Juni 2024

www.kunsthaus.ch