Sie ist die berühmteste deutsche Künstlerin des 20. Jahrhunderts und doch eine Ausnahmeerscheinung: Käthe Kollwitz (1867–1945). Das Städel Museum widmet ihr eine umfassende Ausstellung, die sie in ihrer Vielfalt, ihrer Sprengkraft und ihrer Modernität vorstellt.
Kühn wählte sie Druckgrafik und Zeichnung als ihre wesentlichen Medien und fand darin zu einer eigenständigen Bildsprache von großer Unmittelbarkeit. Aus neuer Perspektive verhandelte sie in ihrer Kunst existenziell menschliche Fragen und wurde darum in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg für viele Haltungen und Themen politisch vereinnahmt.
Das Städel Museum besitzt eine umfangreiche Sammlung von Käthe Kollwitz, die nahezu alle in Auflage erschienenen Grafiken, aber auch von Hand überarbeitete Abzüge und Zeichnungen vereint. Die Ausstellung im Städel Museum präsentiert aus diesem bemerkenswerten Bestand sowie aus den führenden Museen und Kollwitz-Sammlungen mehr als 110 eindrucksvolle Arbeiten auf Papier, Plastiken und frühe Gemälde der Künstlerin. Überraschende, unkonventionelle Werke wie „Selbstbildnis mit aufgestütztem Kopf“ (1889/91, Käthe Kollwitz Museum Köln), für Kollwitz ungewöhnlich malerische Werke wie „Weiblicher Rückenakt“ (1903, Kupferstichkabinett, Berlin) und „Pariser Kellerlokal“ (1904, Sprengel Museum Hannover) sowie ausgewählte Skulpturen wie „Turm der Mütter“ (1937/38, Museum Folkwang, Essen) werden mit weiteren herausragenden Leihgaben u. a. aus dem Berliner Kupferstichkabinett, dem Käthe Kollwitz Museum Köln, der Neuen Nationalgalerie, Berlin, sowie der Staatsgalerie Stuttgart zusammengeführt.
Die Ausstellung im Städel Museum macht Kollwitz’ Schaffen in seiner Vielfalt und eindrücklichen Qualität anhand verschiedener Kapitel erfahrbar. Im Mittelpunkt steht ihre Entscheidung für das Medium Grafik und für ungewohnte, ebenso existenzielle wie aktuelle Themen. Anhand einzelner Werkgruppen wird ihre einprägsame Bildsprache untersucht, ihre dramaturgisch zugespitzten Kompositionen und die in ausdrucksstarken Choreografien gruppierten Körper. Es wird um Kollwitz’ Experimente in Farbe und Form gehen, um den prozessualen Charakter ihres Werkes, aber auch um das Spannungsverhältnis von Politik und Ästhetik. Nicht zuletzt gibt die Ausstellung einen Überblick über die deutsch-deutschen Lesarten der Künstlerin nach 1945, eine ganz besondere Rezeptionsgeschichte, die in Einzelfällen bis heute nachwirkt.
20. März bis 9. Juni 2024