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Das Theater im Pfalzbau bietet hochklassige nationale und internationale Gastspiele in den Sparten Schauspiel, Tanz und Musiktheater. Ergänzt wird das Programm durch Koproduktionen mit anderen Theatern, eine Independent-Konzertreihe und engagiertes Kinder- und Jugendtheater.

La Clemenza di Tito (Die Milde des Titus)
„La clemenza di Tito“ entstand in Mozarts Todesjahr 1791, die Komposition überlagerte sich mit der Arbeit an der deutschen Oper Die Zauberflöte und am Requiem. Für die von den böhmischen Ständen bestellte Festoper aus Anlass der Krönung von Kaiser Leopold II. zum König von Böhmen griff Mozart noch einmal auf die traditionelle Opera seria zurück – eine Opernform, die er eigentlich mit Figaros Hochzeit und Don Giovanni überwunden hatte. Der Stoff nach einem Libretto von Pietro Metastasio, das bereits vielfach vertont worden war, u. a. von Antonio Caldara und Christoph Willibald Gluck, war vorgegeben. Der der Milde verpflichtete Titus schien eine geeignete Projektionsfigur für Leopold II., den Habsburger Kaiser, der sich den Idealen der Aufklärung verpflichtet sah. Mozart durchbrach das strenge Seria-Schema, indem er die Handlung durch den Librettisten Caterino Mazzolà deutlich raffen ließ und den Arien eine Vielzahl von Duetten und Ensembles gegenüberstellte.
Bei aller Reife der Komposition und bei aller virtuosen musikalischen Erfindungsgabe fand die Krönungsoper keinen ungebrochenen Beifall. „Una porcheria tedesca“ – „eine deutsche Schweinerei“ urteilte die Ehefrau des Kaisers, die Spanierin Maria Louisa, nach der Uraufführung am 6. September 1791. Nach der französischen Revolution war auch in Mozarts vermeintlicher Huldigungsoper die Endzeit des europäischen Absolutismus spürbar.
9. und 11. April 2021

Der Sieg der Liebe / L’Amour Vainqueur
Olivier Py, seit 2013 Leiter des Festival d’Avignon, ist ein großer Anhänger der Brüder Grimm und ihrer Märchensammlung. L’Amour Vainqueur ist seine vierte Inszenierung eines Grimm‘schen Märchenstoffs. Ihr liegt die Geschichte der Jungfrau Maleen zu Grunde, die ihrem Herzen folgen und nicht den zum Gemahl nehmen wollte, den ihr Vater für sie ausersehen hatte. Voller Zorn ließ der König daraufhin einen finsteren Turm bauen, in den er Maleen sieben Jahre lang einsperren ließ. Am Ende der sieben Jahre wartete sie vergeblich auf ihre Erlösung, sodass sie sich schließlich selbst befreite. Sollte ihr Vater sie vergessen haben? Olivier Py greift das Bild der Verwüstung auf, das sich Maleen zeigt, nachdem sie im Grimm’schen Märchen den Turm verlassen hat, und begreift es als Symbol ihrer verlorenen Kindheit. Was das junge Mädchen einst kannte, ist für immer zerstört. Sie irrt umher und begegnet Unglückseligen, Verwundeten, Arbeitslosen, Migranten. Erst das Theater gibt ihr ihre verlorene Würde zurück. Der Prinz wiederum, den sie liebte und für den sie sieben Jahre lang im stockdunklen Turm ausgeharrt hatte, versteckt sein Gesicht in dem Glauben, dass er im Kampf entstellt wurde. Er leidet zutiefst unter der Gewalt in der Welt um ihn herum. Erst als er seiner ersten Liebe wieder begegnet, erkennt er, dass er immer noch derselbe ist.
Olivier Py hat seiner Version des Grimm’schen Märchens die Form einer kleinen Operette gegeben, er bezeichnet sie als Shakespeare en miniature mit Monologen, die in Lieder übersetzt wurden. Die Schlüsselfrage „Was kann das Theater ausrichten angesichts einer Welt, die von Grund auf erschüttert wird?“, beantwortet für den Regisseur seine starke Protagonistin – sie gibt der zerstörten Welt wieder einen Sinn.
28. und 29. April 2021

Der Sturm>>Die bezauberte Insel
Einst herrschte Prospero über ein mächtiges Herzogtum, nun lebt er in bescheidenen Verhältnissen auf einer verlassenen Insel. Der Umzug ging nicht freiwillig vonstatten. Weil Prospero den Büchern und der Magie mehr zugetan war als den Amtsgeschäften, trieb es seinen Bruder Antonio an die Macht. In seinem Exil hat der Herzog viel Zeit, sich seiner geliebten Tochter zu widmen und über vorbildliche Staatsführung nachzudenken. Ohne Herrschaftsinstrumente geht es aber auch hier nicht, denn die beiden einzigen Untertanen erweisen sich als rebellisch. Zudem nagt der Hass auf seinen Bruder an Prospero und stellt seine Güte und Lebensweisheit auf die Probe. Als Antonio nahe der Insel vorbeisegelt, ist die Gelegenheit zur Rache gekommen. Jetzt wird sich erweisen, wieviel Größe in dem gekränkten Mann steckt. In einem seiner letzten Stücke zieht William Shakespeare alle Register der Zauberei und fragt nach der Möglichkeit, Frieden und Versöhnung zu finden.
14. und 15. Mai 2021

Anna Karenina – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie
Radio Briest geht wieder auf Sendung. Aber nein, nicht ganz! Zwar sieht alles genauso aus wie bei dem gefeierten Ludwigshafener Gastspiel im Dezember 2019, das Studio atmet denselben etwas staubigen Charme und ist technisch nach wie vor nicht auf dem allerneusten Stand, auch die ModeratorInnen sind fast dieselben und wirken wie Botschafter einer längst vergangenen Zeit. Etwas aber ist doch neu: Statt Effi Briest steht nun eine andere berühmte Ehebrecherin im Mittelpunkt der sonder- und wunderbaren Radioshow unter der Regie von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht.
Lew Tolstois Anna Karenina verkörpert die pure Emotion. Statt sich auf ein mehr als vorhersehbares Leben an der Seite eines anständigen Ehemanns einzurichten, folgt sie den Verheißungen der romantischen Liebe. Für diesen Bruch mit den Gesetzen der adligen Gesellschaft wird sie hart bestraft, da geht es ihr nicht anders als den berühmten Vorgängerinnen Effi Briest oder Emma Bovary. Und so verdichtet sich zwischen Jingle, Werbeblock und Wunschkonzert ein typisches Frauenschicksal des vorvergangenen Jahrhunderts zu einer wahrhaft tragischen Erzählung über große Gefühle, falschen Stolz und den Tod als einzigem Ausweg aus einer komplett verfahrenen Situation.
12. Juni 2021

www.theater-im-pfalzbau.de