Die umfassende Werkschau präsentiert seine grafischen und malerischen Arbeiten der 1960er-Jahre sowie Gemälde und Bild-Montagen, die seit 2006 entstanden sind. In einem Video-Kabinett werden Verweise auf seine Filme und medienkünstlerischen Produktionen der Jahre 1970 bis 2005 gezeigt. Sein Werk hat der Künstler in einer Buchpublikation aufbereitet, die zur Ausstellung vorliegt.
Welche Kraft hat die Malerei? Klaus Armbruster, 1942 in Tübingen geboren, studierte bis 1967 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Malerei, gewann 1968 mit expressiven Bildern den Jugendpreis für Malerei, reiste durch die Türkei, den Iran und Griechenland, gab die Malerei jedoch schon 1969 wieder auf, weil er an ihrer Wirksamkeit als Instrument in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen seiner Zeit zweifelte. Filmische Mittel schienen ihm geeigneter. Von 1972 bis 1980 konzipierte und realisierte er als Autor, Regisseur und Redakteur beim NDR-Fernsehen in Hamburg Dokumentarfilme, Fernsehserien und soziokulturelle TV-Magazine. 1983 wurde er als Professor für Film und audiovisuelle Medien im Studiengang Kommunikationsdesign an die Universität-Gesamthochschule Essen, heute Folkwang Universität der Künste, berufen.
Sein multimediales Werk entwickelte er grenzüberschreitend zur Bühnenkunst und zeitgenössischen Musik. 1994 gründete er auf der Zeche Zollverein als Gesellschafter, Geschäftsführer und künstlerischer Direktor das Folkwang Institut für Mediengestaltung (später Interartes Mediengestaltung Filmproduktion Totaltheater GmbH), das er zu einem der wichtigsten Entwicklungs- und Produktionszentren für elektronische Medien in Europa ausbaute.
Nach seiner Mitarbeit an wichtigen Theaterinszenierungen, für die er Video-Bühnenbilder schuf, und groß angelegten Crossover-Projekten wie „Ruhrwerk“, entwickelt gemeinsam mit dem Komponisten Wolfgang Hufschmidt, kehrte Armbruster 2006 zu seinen künstlerischen Wurzeln zurück und wandte sich erneut der Malerei zu. Sein Anliegen ist es nun, die performativen und filmischen Inhalte seines Schaffens in diesem traditionsreichen Medium zu verwandeln, zu reflektieren, zu verstetigen. Diese Malerei, figurativ und minutiös genau in den Details der Darstellung, befördert außerdem ein anderes Zeitmaß: Entschleunigung. So vollzieht Armbruster mit der Rückkehr zum Malen keinen Zirkelschlag zum Ausgangspunkt seines Schaffens, sondern gewinnt für sich eine neue Qualität der Kunst und des Lebens. Auch Jahrzehnte, nachdem man das Ende der Malerei als künstlerisch-innovative Disziplin propagierte, lebt und erneuert sich dieses Medium kontinuierlich. Ein Œuvre wie das von Klaus Armbruster belegt diese Kraft eindrucksvoll.
18. August bis 27. Oktober 2024