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Die Sammlung des Museums Langmatt wurde im Wesentlichen zwischen 1900 und 1933 von Sidney und Jenny Brown angelegt. Der Kern besteht aus rund 50 herausragenden Gemälden des französischen Impressionismus von Künstlern wie Cassatt, Cézanne, Degas, Gauguin, Monet, Pissarro, Renoir und Sisley. Wertvolle französische Möbel aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Skulpturen, Zeichnungen, Textilien, Silber und Porzellan sowie chinesische Keramik ergänzen das einzigartige Ensemble.

Frühe Leidenschaft für zeitgenössische Kunst
Die Besitzer der Villa Langmatt, Sidney William Brown und Jenny Brown-Sulzer, kauften die ersten beiden Bilder auf ihrer Hochzeitsreise 1896 in Paris, darunter Eugène Boudins Wäscherinnen am Ufer der Toques von 1895. Schon bald begannen sie intensiver, zeitgenössische Kunst zu sammeln. Besonders Jenny Brown, die in jungen Jahren selber malte und sich entsprechend ausbilden liess, entwickelte eine starke Leidenschaft für die Kunst. Um die Jahrhundertwende unternahmen die Browns zahlreiche Kunstreisen und unterstützten zeitgenössische Maler, insbesondere in München.

Die „Münchner“ Sammlung
Den ersten Sammlungsschwerpunkt legten die Browns auf Werke der Münchner Secession, darunter solche von Franz von Stuck, Leo Putz und Julius Exter. Für diese grossformatigen Bilder liess sich das Ehepaar 1904–06 von Karl Moser einen Galeriesaal an die Villa anbauen (s. Abb.). Die meisten Bilder der Münchner Sammlung stiessen die Besitzer jedoch noch vor dem Ersten Weltkrieg wieder ab, um stattdessen ihrer neuen Vorliebe für die französischen Impressionisten nachzugehen.

Eine der ersten Impressionismus-Sammlungen der Schweiz
Ab 1908 liessen sich die Browns vom Winterthurer Maler und Kunstvermittler Carl Montag (1880-1956) beraten und erwarben in Pariser Galerien und Sammlungen nach und nach Gemälde von Künstlern wie Gauguin, Renoir, Pissarro, Monet, Sisley, Cassat und Cézanne. Es entstand eine der ersten und bedeutendsten Impressionismus-Sammlungen der Schweiz.

Spätes Interesse für das 18. Jahrhundert
Um 1920 entwickelten die Browns ein starkes Interesse für das französische 18. Jahrhundert. Sie scheuten keinen Aufwand, um ein Bild von Fragonard (Junges Mädchen mit Katze) zu erwerben. Parallel dazu sammelten sie erlesene französische Möbel aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie eine Serie venezianischer Veduten (18. Jahrhundert). In den frühen 1930er Jahren kehrten sie mit Ankäufen von Boudin, Corot und Cézanne wieder zu den Vorläufern der Moderne zurück.

Wertvolles Kunsthandwerk
Neben den Gemälden und wenigen Skulpturen sammelten die Browns auch Möbel verschiedener Epochen sowie antikes Silber und Porzellan, und sie legten eine bemerkenswerte Kollektion chinesischer Keramik der Han- bis Qing-Dynastien an. Auch diese Objekte sind ein wichtiger Bestandteil der vielschichtigen und facettenreichen Sammlung Brown, die bis heute im Museum Langmatt zu sehen ist.

Jugendstilvilla und Park
Die Villa Langmatt wurde 1900/01 vom bedeutenden Schweizer Architekten Karl Moser als Wohngebäude für Sidney und Jenny Brown-Sulzer errichtet, eine der Gründerfamilien der BBC (heute ABB). Zusammen mit der Jugendstilvilla und dem grosszügigen Park bildet die einzigartige Kunstsammlung ein unvergleichliches historisches Ensemble. Eine magische Zeitkapsel, in der inspirierte Ausstellungen die Sammlung mit Gegenwartskunst verbinden. Gleichzeitig fasziniert das Museum mit Einblicken in das grossbürgerliche Wohnen der Belle Époque. Mit wechselnden Ausstellungen und facettenreichen Veranstaltungen ist die Langmatt ein Haus der Entdeckungen für alle Generationen aus Nah und Fern.

Sonderausstellungen 2021

Rose Wylie
Das Museum Langmatt präsentiert die erste Einzelausstellung von Rose Wylie (* 1934 in Kent, lebt dort) in der Schweiz. Sie gilt als eine der bedeutendsten britischen Künstlerinnen der Gegenwart, obwohl sie den internationalen Durchbruch erst im hohen Alter erreichte. Einmal mehr ist in der Langmatt eine bemerkenswerte Malerin zu entdecken, die unbeirrt und mutig ihren künstlerischen Weg verfolgt.
Rose Wylies grossformatige Gemälde oszillieren zwischen surrealem Pop und wildem Punk. Aus einem breiten Repertoire von Motiven aus Populärkultur, Zeitungsmeldungen und Alltagsleben destilliert die Künstlerin prägnante Szenen, die humorvoll und manchmal auch kritisch das aktuelle Zeitgeschehen kommentieren. Mit fulminantem Pinsel und spontanem Duktus umreisst sie intuitiv, roh und virtuos ihre Gestalten und sprengt unerschrocken traditionelle Vorstellungen von Malerei. Figuren irrlichtern im Bildraum, Hintergründe verwandeln sich in tapetenhafte Muster, Buchstaben und ganze Sätze breiten sich prominent über die Leinwand aus. Rose Wylie zeigt eindrucksvoll, wie unbeschwert und unverstellt Malerei heute sein kann, trotz oder vielleicht gerade wegen der zahlreichen stilistischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts. Ihre Bilder berühren mit seltener Leichtigkeit und spielerischer Naivität. Lustvoll und energetisch fabulieren sie von Leben und Tod, Liebe und Verlust, Freude und Trauer. Und plötzlich verlassen die traditionsreichen Themen der Kunstgeschichte ihren Sockel und begegnen uns überraschend auf Augenhöhe.
2. März bis 24. Mai 2021

Raumfahrt V – Maya Hottarek, Matheline Marmy, Timo Paris
Zum fünften Mal präsentiert das Museum Langmatt die Ausstellungsreihe „Raumfahrt”, eine Plattform für junge Schweizer Kunst in ehemaligen Kellerräumen des Hauses. Im Fokus stehen neue künstlerische Sprechweisen, insbesondere Installation, Neue Medien und gattungsübergreifende Formulierungen. Gleichzeitig spürt die „Raumfahrt” auch inhaltlichen Tendenzen in der jüngeren Kunst nach und schlägt thematische Klammern vor. Die Raumfahrt V stellt subjektive Zukunftsszenarien in den Fokus. Je nachdem, wer in die Glaskugel blickt, formieren sich fantastische Utopien oder schaurige Dystopien. Die Grenze zwischen Utopie und Dystopie scheint für die jüngere Generation immer weiter zu verschwimmen: eine kleine Änderung in Perspektive oder Farbe, und aus der Schwärmerei wird eine düstere Vorahnung. Viele Werke thematisieren das prekäre Verhältnis des Menschen zur Natur und verweben Materialien, Prozesse und Räume zu vielfältigen und diffusen Welten.
Mit aktuellen Werken von Maya Hottarek (*1990), Matheline Marmy (*1993) und Timo Paris (*1994).
25. April bis 31. Oktober 2021

Vivian Greven
Vivian Greven (*1985 in Bonn, lebt in Düsseldorf) zählt zu den vielbeachteten, jungen Malerinnen in Deutschland. In den letzten Jahren wurden ihre suggestiven Bilder in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. In ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz vermittelt die Künstlerin im Museum Langmatt einen konzentrierten Einblick in ihre aktuelle Arbeit.
Vivian Greven bezieht ihre Figuren oft aus der Antike und Renaissance. Zuneigung und Verletzung, Romantik und kühle Distanz sind die diametralen Polaritäten ihrer Arbeit. Die Figuren scheinen von innen heraus zu leuchten, als seien sie von einer geheimnisvollen, manchmal beinahe religiösen Energie beseelt. Die Bilder besitzen eine unvergleichliche, geradezu auratische Ausstrahlung und zugleich eine überraschende Zeitlosigkeit. Vivian Greven zeigt eindrücklich, wie berührend und existentiell Malerei heute sein kann.
30. Mai bis 22. August 2021

Not Vital – Dialoge mit Park und Sammlung
Not Vital (*1948 in Sent / CH, lebt in Beijing, Rio de Janeiro und Sent) gilt als einer der bedeutendsten Schweizer Künstler der Gegenwart. Durch Ateliers und Arbeitsorte auf der ganzen Welt verfügt Not Vital über bemerkenswerte Kenntnisse anderer Kulturräume.
Einige seiner skulpturalen Arbeiten setzt er mit ausgewählten Werken der chinesischen Han-Dynastie aus der Sammlung der Langmatt sowie mit dem historischen Park in subtile Dialoge. In den Werken von Not Vital spielen die irrationalen Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Kulturepochen eine zentrale Rolle. Viele seiner Arbeiten kennzeichnen sich durch einen hintergründigen und manchmal skurrilen Humor, der zu einem kindlichen Staunen führt, und somit zu einer neuen, unverstellten Wahrnehmung von Natur und Kultur.
30. Mai bis 22. August 2021

Herta Müller
Das Museum Langmatt zeigt die erste Ausstellung der Collagen von Herta Müller (*1953 in Nitchidorf / Rumänien, lebt seit 1987 in Berlin) in der Schweiz. Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Hauptthema sind die furchtbaren Erlebnisse während der kommunistischen Diktatur in Rumänien. In ihren Collagen und Romanen beschreibt Herta Müller bildhaft, wie jahrzehntelange Überwachung, staatliche Bevormundung, Inhaftierung und Folter die Menschen verändern und zerrütten. 2009 wurde der Autorin der Literaturnobelpreis verliehen.
Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Herta Müller an ihren Collagen. Wort für Wort schneidet sie aus Zeitungen und Zeitschriften aus und klebt sie auf postkartengrossen Karten zu Gedichten. In der Langmatt zeigt sie rund 140 neue Arbeiten, die sich erstmals in ihrem Werk inhaltlich aufeinander beziehen und so etwas wie eine lyrische Autobiografie formulieren. Blatt für Blatt folgt man der luziden Poesie und ihrer Fähigkeit, das Unsagbare zu berühren. So klein im Format, so gewaltig gross ist diese unvergleichliche Welt.
5. September bis 5. Dezember 2021

www.langmatt.ch