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Die Erbauung des Gießener Stadttheaters geht zurück auf eine Bürgerinitiative, die aus Anlass der 300-Jahrfeier der Universität eine feste Theaterspielstätte forderte. Für das neue Theater spendeten Gießener Bürger zwei Drittel der Bausumme. Daher steht noch heute über dem Portal geschrieben: „Ein Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns“. Hier einige Premieren der Spielsaison 2020/2021:

Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends
Schauspiel nach der Erzählung von Peter Licht
„Es ging mir gut“, beginnt der Erzähler, und dafür hat er auch Belege: Er ist gesund und hat Geld, die Sonne scheint, die Gedanken sind hell. Na gut – vielleicht hat er doch kein Geld und die Sonne ist vielleicht doch eher eine dauernde ewige schwarze totale Nacht. Und vielleicht gibt es da ein alles verschlingendes Loch im Wohnzimmerboden, so groß, dass man unentwegt mehrere Waschmaschinen auf einmal hineinwerfen könnte. PeterLicht entwirft in seiner preisgekrönten Erzählung einen Weltuntergang. Ob dieser so stattfinden wird oder unbemerkt bereits stattgefunden hat, bleibt abzuwarten: Das dritte Jahrtausend hat schließlich gerade erst begonnen.
Der Schauspieler und Regisseur Lukas Goldbach ist für die Inszenierung verantwortlich.
5., 12. und 22. November 2020

Zaira von Vincenzo Bellini
Zaira liebt, und Liebe ist ihr eigenes Gesetz.“ – Darauf baut die Christin Zaira, als ihre Freundin Fatima ihr vorwirft, einen Andersgläubigen heiraten zu wollen. Doch der Druck – auch von Vater und Bruder – ist zu stark. Sie gibt nach und verzichtet auf die ersehnte Ehe mit Orosmane, dem muslimischen Sultan von Jerusalem. Heimlich will sie mit ihrem Bruder zurück in ihre Heimat, das Frankenland. Doch Orosmane hält den ihm unbekannten Bruder für Zairas Geliebten und ersticht seine Braut rasend vor Eifersucht. Zu spät erkennt er Zairas wahre Liebe und nimmt sich verzweifelt selbst das Leben. Liebe zwischen Religionen – ein ewig aktuelles Thema zur hochemotionalen Musik Vincenzo Bellinis, der auch in dieser selten gespielten Chor-Oper seelische Zwischentöne und glühende Leidenschaft zu prachtvollen Melodien hörbar macht.
Der vielseitige deutsche Regisseur Dominik Wilgenbus wird die Inszenierung übwernehmen, die musikalische Leitung hat der Chordirektor und Kapellmeister des Stadttehater Gießen Jan Hoffmann inne.
13., 19. und 27. Dezember 2020

Regina von Albert Lortzing
„Regina” gilt als Lortzings Fidelio und ist eine Rarität. Die romantisch-politische „Freiheitsoper“, in der Arbeiter streiken und von Freiheit singen, entstand 1848, wurde aber erst 1899 uraufgeführt. Zuvor war dieses brisante und hochpolitische Werk bei den Machthabern unerwünscht, so dass Lortzing notierte: „Regina wartet auf bessere Zeiten.“ Der Vorarbeiter Stephan besetzt mit Aufrührern die Fabrik und lässt sich auch von seinem Kollegen Richard, dem Anführer des gemäßigten Flügels, nicht besänftigen. Stephan entführt aus Liebe Regina, Richards Verlobte. Es kommt zum Kampf, doch Regina verhilft Richard zum Sieg. Die Arbeiter berauschen sich an den errungenen Freiheiten – eine demokratische Vision, die auch in der gemäßigten Form des siegreichen Flügels zu Lortzings Lebzeiten in Realität noch undenkbar gewesen wäre.
Der renommierte Dirigent Florian Ludwig wird das Philharmonische Orchester leiten, die Regie übernimmt der deutsche Opernregisseur Christian von Götz.
14. und 20. März 2021

www.stadttheater-giessen.de