Die Kabinettausstellung des Museums der Schönen Künste würdigt den vor hundert Jahren in Ungarn geborenen und in Frankreich weltberühmten Maler Simon Hantaï. Unter den rund sechzig ausgestellten Werken befinden sich zwei Dutzend bislang unbekannte Meisterwerke der Moderne des 2008 in Paris verstorbenen Künstlers, aber auch jene acht Gemälde, die seine Familie dem Museum 2016 testamentarisch vermachte.

Die Ausstellung Hantaï, Klee und andere Abstraktionen präsentiert Werke, die Simon Hantaï kurz nach 1948 während seiner künstlerischen Zeit in Paris schuf, als er sich mit den wichtigsten Strömungen der Moderne auseinandersetzte. Neben Werken von Hantaï können Besucher unter anderem auch Arbeiten von Paul Klee sowie von Joan Miró, Pablo Picasso, Sam Francis und Jackson Pollock sehen. Diese Kabinettausstellung ist das jüngste Beispiel für einen epochenübergreifenden künstlerischen Dialog und eine auf Bildfolgen aufbauende kuratorische Methodik.

Die aktuelle Schau rückt eine bisher unbekannte Seite der Kunst von Simon Hantaï in den Fokus. Der Künstler verließ Ungarn im Mai 1948 und studierte in den folgenden Jahren modernistische Werke, um seine an der Akademie der Bildenden Künste in Budapest gesammelten visuellen Erfahrungen zu ordnen. Die Ausstellung erkundet die Inspirationsquellen, aus denen Hantaï während seiner Jahre in Paris zwischen 1948 und 1952 schöpfte. An der Akademie von Budapest begann er, die Kunst von Paul Klee, Joan Miró und Pablo Picasso zu studieren, und nach seiner Emigration 1948 war er es auch die Originalwerke in der französischen Hauptstadt kennenlernen können. In dieser Zeit verfolgte er einen höchst innovativen Zugang zur Tradition der europäischen Moderne. Ähnlich wie die Vertreter des französischen Spätsurrealismus, des abstrakten Expressionismus, des Postsurrealismus und der amerikanischen Farbfeldmaler (Mark Tobey, Robert Motherwell, Jackson Pollock, Kenneth Noland) war auch der in Ungarn geborene Hantaï stark von Paul Klee beeinflusst.

Ohne das Studium von Klee, Miró, Picasso und anderen hätte Simon Hantaï nicht der weltberühmte Maler mit großer künstlerischer Freiheit werden können, zu dem ihn später seine Etüden und Pliage-Bilder machten. Das intellektuelle Erbe und die ausgeprägte Formensprache von Klee und anderen Modernisten sind auch in Hantaïs reifen Werken auf subtile Weise präsent, wie eine stützende und reine Quelle, die eine neue eigene Natur schafft, die Cezanne ebenbürtig ist.

Hantaïs Aufmerksamkeit wurde auch von den Werken seiner prominenten Zeitgenossen gefesselt. Das Material unserer Ausstellung, die rund sechzig Werke umfasst, umfasst Meisterwerke aus der Graphischen Sammlung des Museum of Fine Arts, die mit Hantaïs Werk in Verbindung stehen (z. B. Werke von Miró, Jean Dubuffet, Henri Michaux, Roberto Matta, Wifredo Lam, Hans Hartung, Motherwell, Tobey und Sam Francis), von denen die meisten in den 1980er und 1990er Jahren in die Sammlung kamen. Die in unserer Ausstellung gezeigten Werke von Paul Klee wurden uns großzügigerweise von der Albertina in Wien zur Verfügung gestellt.

Den Schlussakkord der Ausstellung bilden die acht kleinen Gemälde, die Simon Hantaï der Sammlung internationaler Kunst des Museum of Fine Arts nach 1800 schenken wollte. Bei der Auswahl der Werke wählte er 2008 Gemälde aus, die seine künstlerische Entwicklung zwischen 1950 verkörpern sollten und 1995, insbesondere den Ablauf und die Entwicklungsgeschichte seiner Methode, der Pliage-Technik (Falt- und Bindetechnik). Dieser Prozess lässt sich heute dank einiger außergewöhnlicher Arbeiten, die zwischen 1948 und 1952 entstanden, noch deutlicher interpretieren. Elemente und Vorläufer seiner Tabulas, Bindungen, Blattmotive, Auslassungen und Unvollständigkeiten sowie Gesten lassen sich in den frühen Pariser Gemälden entdecken entstanden unter dem Einfluss von Klee, Miró, Picasso und Max Ernst, ebenso wie der befreiende Einfluss des intellektuellen Milieus, das er unter seinen französischen, amerikanischen und kanadischen Künstlerfreunden vorfand.

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Simon Hantaï, Bia, 1922 - Paris, 2008 © Szépmüvészeti Múzeum 2019

Simon Hantaï, Bia, 1922 – Paris, 2008 © Szépmüvészeti Múzeum 2019