In der groß angelegten Einzelausstellung wird das Kunstmuseum Solothurn für Yves Netzhammer (*1970) zum weißen Zeichenblock: Von Raum zu Raum entspinnt sich mittels unterschiedlicher Motive und Medien ein fortlaufendes Narrativ. Der Künstler entwickelt indes seine unverwechselbare Bildsprache weiter, mit der er sich international einen Namen gemacht hat.

Die vielgestaltige Praxis von Netzhammer fußt auf der Zeichnung, die in der Solothurner Sammlung eine wichtige Rolle spielt. Er knüpft an die lange Tradition des Mediums als Projektions- und Reflexionsfläche an und bringt sie in die technologische wie sozialpolitische Gegenwart. Getreu der Arbeitsmethode des Künstlers entstand auch dieses Ausstellungsprojekt rein situativ. Im Zentrum seiner Solothurner Präsentation stehen Wandzeichnungen, die das Setting für multimediale Installationen sind und im dramaturgischen Finale zur raumfüllenden Panoramadarstellung avancieren. In sieben Räumen, unterteilt in poetische Kapitel, angefangen mit «Blätter sind Fragen der Luft», eröffnet sich ein assoziatives Bildernetz. In der Ausstellung schließt der Künstler eine Klammer um Bild, Körper, Raum und Vorstellungskraft, um uns in einen ebenso sinnlichen wie gedanklichen Dialog zu verstricken.

Ausstellungsansicht „Yves Netzhammer. Die Welt ist schön und so verschieden, eigentlich müssten wir uns alle lieben.” Foto David Abi

Ausstellungsansicht Yves Netzhammer,  Foto David Abi

In zwei neuen, animierten Zeichnungsfilmen entfaltet die Linie ihr unerschöpfliches Potential: sie mutiert zum Umriss, zur Fläche, zum Volumen, zum Körper – nur, um sich aufs Neue zu transformieren. Die Zeichensprache des Künstlers lebt vom Metamorphen und Surrealen: ein iPhone entspringt einer Brotscheibe, der menschliche wird zum tierischen Körper, die zärtliche Umarmung zur schmerzhaften Verwicklung. Die Reduktion aufs Wesentliche verstärkt die Wirkungskraft der Figuren, ihre Stilisierung macht sie zu idealen Stellvertreter für unterschiedlichste Betrachter. In der Bildwelt des Künstlers spiegeln sich Überlegungen zu kunsthistorischen Gattungen wie Landschafts-, Historien- oder Porträtmalerei, bis hin zu sich verändernden kollektiven und individuellen Identitäten.
21. Januar bis 12. Mai 2024

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