Das Zentrum Paul Klee zeigt die bisher umfassendste Retrospektive der amerikanischen Künstlerin Sarah Morris (*1967) in der Schweiz. Die Ausstellung beinhaltet mehr als hundert Werke – darunter 56 Gemälde, Zeichnungen, Filmposter und immersive Filminstallationen – und würdigt Morris’ einflussreiches Schaffen der letzten dreissig Jahre.
Morris ist bekannt für ihre geometrischen Gemälde in lebendigen Farben, die sich mit Netzwerken und Systemen, Wirtschaft und Architektur auseinandersetzen. Sie nutzt sowohl die Realität als auch bildhafte Abstraktionen, um eine neue Sprache für Orte und Politik zu entwickeln. Morris betrachtet ihre Bilder, die den Betrachtenden das intensive Gefühl vermitteln, Teil eines grösseren Systems zu sein, als sich selbst erzeugend, offen für Interpretationen, Bewegung und Veränderung.
In ihren abstrakten Gemälden und experimentellen Filmen schöpft Morris aus der Tradition der Moderne und untersucht die Makro- und Mikrostrukturen der heutigen Welt. Indem sie eine virtuelle Architektur und Formensprache erschafft, verarbeitet sie in ihren Arbeiten eine breite Palette von Themen wie multinationale Unternehmen, Architektur, generische Stammzellentechnologie, Academy Awards, die Olympischen Spiele, Verkehrsnetze, Landkarten, Mondzyklen, Museen, Druckpressen, Fabriken, Mode und Postsysteme.
In ihren farbintensiven geometrischen Gemälden greift Morris die Bildsprache der Pop-Art der Nachkriegszeit, des amerikanischen Minimalismus und der „Op Art” auf. Sie interessiert sich für die Systeme, die das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben durchdringen: von der Architektur der Grosskonzerne über den Verkehr bis hin zur digitalen Infrastruktur und zur Macht der Medien. Politik und Wirtschaft sind in ihren Arbeiten genauso dargestellt wie Werbung und Unterhaltung. Obwohl ihre Gemälde abstrakt, geometrisch und durchkomponiert wirken, lassen sich in ihnen die Oberflächen spezifischer Orte oder Firmen wiedererkennen.
Auch in ihren Filmen erforscht Morris mithilfe von fragmentierten Narrativen die „Psychogeografie” und den dynamischen Charakter von Orten und Städten im Wandel, darunter Metropolen wie Los Angeles, Rio oder Beijing. Die Positionen und Situationen, in die die Künstlerin sich selbst und die Betrachtenden versetzt, spiegeln die Hierarchien wider, in denen wir leben. Morris spielt in einzigartiger Weise mit dem Widerspruch unserer Komplizenschaft mit den gesellschaftlichen Strukturen auf der Makro- und Mikroebene und gilt daher als eine der faszinierendsten Künstlerinnen ihrer Generation.
Der Titel der Ausstellung greift den momentan weit verbreiteten Kultur- und Fortschrittspessimismus, das Versagen politischer und gesellschaftlicher Strukturen sowie Zukunftsängste auf. In einer von raschem Wandel geprägten Gegenwart kritisiert Morris die in ihren Gemälden und Filmen dargestellten Systeme und setzt sich gleichzeitig mit ihnen auseinander.
29. März bis 4. August 2024
www.zpk.org