Das Wahrzeichen von Zürich ist das Grossmünster. Die Legende sagt, die Kirche steht auf der einstigen Grabstätte der Stadtheiligen Felix und Regula. Der Legende nach entdeckte Karl der Grosse an der heutigen Stelle des Grossmünsters die Gräber der Stadtheiligen Felix und Regula und liess eine erste Kirche als Chorherrenstift errichten.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde das Grossmünster zum Ausgangspunkt der deutschschweizerischen Reformation unter Huldrych Zwingli und Heinrich Bullinger. Die damals dem Stift angeschlossene theologische Schule wurde zur Keimzelle der Zürcher Universität.
Das Glasfenster von Sigmar Polke, die romanische Krypta, Chorfenster von Augusto Giacometti, Bronzetüren von Otto Münch sowie das Reformationsmuseum im Kreuzgang sind nur einige Höhepunkte, die es im Grossmünster zu bestaunen gibt. Im Grossmünster finden regelmässig Kirchenmusik-Konzerte statt.
Chorfenster von Augusto Giacometti
Augusto Giacometti ist Teil der berühmten Malerdynastie der Giacometti. Nur wenige Meter neben dem Haus seines Cousins Giovanni Giacometti aufgewachsen, begann er schon in jungen Jahren, sich der Malerei zu widmen. Seine Ausbildung zum Zeichenlehrer absolvierte er zwischen 1894 und 1897 an der Kunstgewerbeschule Zürich. Nach seinen Studienjahren von 1897 bis 1901 bei Eugène Grasset in Paris sowie nach Stationen mit Wohnsitzen in Florenz und Zürich, liess er sich ab 1915 endgültig in Zürich nieder.
1917 lernte Giacometti die Dadaisten Tristan Tzara, Marcel Janco, Sophie Taeuber-Arp und Hugo Ball kennen. Er nahm an der 8. Dada-Soirée im Zürcher Kaufleutensaal teil und wurde Mitglied bei der Künstlergruppe „Das Neue Leben“ (1918–1920).
Mit der Ausführung seines Entwurfs für die Eingangshalle der Polizeiwache im Amtshaus I in Zürich zwischen 1923 und 1925 gelang Giacometti eines seiner wichtigsten Werke, auch bekannt als Giacometti-Halle. Dank diesem Auftrag, welcher sofort grosse Beachtung fand, war für ihn der Weg zu weiteren wichtigen Auftragsarbeiten geebnet.
Er gehörte zu den ersten Künstlern des 20. Jahrhunderts, die der Malerei nahezu völlige Autonomie einräumten und den Schritt in die Ungegenständlichkeit wagten. Giacometti wurde in der Folge zum grossen Koloristen. Auf seinem Grabstein steht: „Meister der Farbe”.
1929 schuf er das farbige Glasfenster in der Ostwand der evangelischen Stadtkirche in Frauenfeld, 1933 die Chorfenster im Grossmünster, 1937 die Chorfenster der Dorfkirche Adelboden und 1945 ein Kirchenfenster im Fraumünster.
Die Grossmünster-Orgel ist tragender Bestandteil in den Gottesdiensten, die auch durch regelmässige Mitwirkung von Chören und Ensembles bereichert werden. Das wunderbare Instrument kann aber auch an zahlreichen Konzerten erlebt werden.
Die Kirchenfenster von Sigmar Polke
Das Projekt „Sigmar Polke – Kirchenfenster Grossmünster” geht auf einen Wettbewerb 2005/06 zurück, den die Kirchgemeinde Grossmünster veranstaltet hat (Mitbewerber/innen: Sylvie Derfraoui, Olafur Eliasson, Katharina Grosse und Christoph Rütimann). Polke bezieht sich in seinem Projekt auf die Chorfenster von Augusto Giacometti, die die Geburt Christi zeigen (1933). Vom hinteren, westlichen Kirchenschiff nach Osten – den Chorfenstern entgegen – legt er eine Zeitachse in den Raum. Im Westen sind sieben Fenster aus Achatschnitten angebracht. Sie stehen für die in Stein geronnenen Bilder der Urzeit und der Erdgeschichte. Gegen das Chorbild Giacomettis schliessen sich fünf sogenannte Präfigurationen Christi an: Dies sind alttestamentliche Figuren, die nach christlicher Lesart auf Jesus vorausweisen. Die von Polke in traditionellen Glastechniken ausgeführten Motive zeigen: den Menschensohn, Elijas‘ Himmelfahrt, König David, den Sündenbock sowie Isaaks Opferung. – Ein Werk von internationaler Strahlkraft.
Bibeln und Schriften
Das Grossmünster beherbergt eine einzigartige Sammlung an Bibeln und Schriften aus der Reformationszeit. Dieser Schatz, bis anhin unter Verschluss, wird nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Dauerausstellung „Getruckt zů Zürich” in den Emporeneckräumen der beiden Grossmünstertürme kreist um „Wort und Bild.
Präsentiert werden wertvolle Bibeln vom 16.-18. Jh, darunter die frühesten Übersetzungen Zwinglis und seiner Gefährten, die ersten Übersetzungen ins Italienische, Französische und Rätoromanische oder etwa die erste Zürcher Staatsbibel, daneben auch massgebliche reformatorische Schriften.
Lassen Sie sich von den wertvollen Exponaten in der neuen Dauerausstellung „Getruckt zů Zürich” in eine frühere Zeit versetzen – an dem Ort, an dem die Reformation vor 500 Jahren ihren Anfang nahm.