Mit der brillanten Sonderausstellung „À bruit secret. Das Hören in der Kunst” präsentiert das Museum Tinguely eine wichtige Schau, die sich auf experimentelle Art und Weise in die Welt der menschlichen Sinne begibt: Sie rückt unseren auditiven Sinn, der beim multisensorischen Erleben von Kunst eine wichtige Rolle spielt, ins Zentrum und ermöglicht es, die Vielfalt an Geräuschen differenzierter wahrzunehmen.

Gezeigt werden Skulpturen, Installationen, Fotografien, Papierarbeiten und Gemälde von der Zeit des Barocks bis zur Gegenwart, wobei das Publikum anhand von multimedialen Kunstwerken in verschiedene Klanglandschaften dieser Erde eintaucht. Dabei trifft es auf Arbeiten, in denen das Element Wasser, die von Pflanzen und Tieren belebte Natur, Sprache als Grundlage von Kommunikation sowie der dissonante Lärm von großen Metropolen eine Rolle spielen. Sowohl historische als auch speziell für diese Ausstellung realisierte Arbeiten von rund 25 internationalen Kunstschaffenden animieren also zum genauen Hinhören und eröffnen dabei auch akustische Bereiche, die für das menschliche Ohr normalerweise verborgen bleiben.

Alexander Tillegreen, Installationsaufnahme von „Phantom Streams” for O-Overgaden (2022), im O-Overgaden Institute for Contemporary Art, Kopenhagen, 2022 © Alexander Tillegreen; Foto: Mikkel Kaldal

Alexander Tillegreen, Installationsaufnahme von „Phantom Streams” for O-Overgaden (2022), im O-Overgaden Institute for Contemporary Art, Kopenhagen, 2022 © Alexander Tillegreen; Foto: Mikkel Kaldal

Unter den Exponaten der Schau finden sich, neben Arbeiten von Isa Genzken, Nam June Paik und Jean Tinguely, auch Marcel Duchamps titelgebendes Readymade „À bruit secret” („With Hidden Noise”) ebenso wie exemplarische Werke von Kurt Schwitters und der italienischen Futuristen Filippo Tommaso Marinetti oder Luigi Russolo (der 1913 dafür plädierte, den schrillen Sound „der Straßenbahn, des Explosionsmotors, der Wagen und der lärmenden Menschen” als akustisch-ästhetisches Material zu verwenden); Robert Rauschenbergs „Oracle” (1962–1965), eine 5-teilige Assemblage aus diversen Fundobjekten, aus denen kakophonische Radiogeräusche erklingen und in der sogar Wasser fließt; die begehbare multimediale Arbeit „Espírito da floresta/Forest spirit Florest” (2017–2020) des Schweizer Künstlers, Forschers und Komponisten Marcus Maeder; oder auch die neu realisierte Audioinstallation „Il reno” (2023) der deutschen Klangkünstlerin Christina Kubisch.
bis 14. Mai 2023

Installationsansicht Museum Tinguely © Museum Tinguely, Foto Christian Baur

Installationsansicht Museum Tinguely © Museum Tinguely, Foto Christian Baur

Neue Sammlungspräsentation 
Alles neu im Museum Tinguely! Erstmals seit der Gründung des Museums, das mit über 130 Skulpturen und etwa 2.000 Arbeiten auf Papier die weltweit die größte Werksammlung von Jean Tinguely (1925–1991) beherbergt, präsentiert nun, nach einem großen Umbau, ein neu eingerichteter, ungemein abwechslungsreicher Parcours einen umfassenden Überblick über das Schaffen des herausragenden Schweizer Künstlers. Auf intensive Weise zu erleben ist also das filigran-poetische Frühwerk und die explosiven Aktionen und Kollaborationen der 1960er Jahre ebenso wie die musikalischen, monumentalen und düsteren Spätwerke. Ergänzt durch einige Leihgaben wichtiger Schlüsselwerke eröffnet sich somit ein neuer Überblick über Tinguelys Schaffen, wobei dessen Aussage „La roue = c’est tout” als roter Faden dient: Das Motiv des Rads zieht sich nicht nur durch alle Schaffensphasen des Künstlers, es steht auch für Tinguelys Überzeugung, der andauernde Wandel der Zeit müsse in der Kunst Ausdruck finden.
bis Frühjahr 2025

www.tinguely.ch